Das Dufour-Schulhaus / L' école Dufour 1818
Oberst Friedrich Schwab
Friedrich Schwab (1803-1869), Oberst, Pionier der schweiz. Pfahlbauforschung, Gründer des Bieler «Museum
Schwab»
14. Schüler vom Gymnasium in Biel von 1817 bis 1821
Friedrich Schwab kam am 19. Februar 1803 als zweitältester Sohn vom Bieler Handelsmann David Schwab (10. 11. 1748 - 13. 1. 1823) und der Marie Elisabeth Rihs (18. 7. 1774 - 6. 10. 1839) aus Safnern zur Welt.
David Schwab - Industriepionier von Portugal
Sein in Biel geborener Vater David war der Sohn des Maurermeisters Peter Schwab (1707-1777) und der Salome geb. Alioth. Sein Bruder Peter (geb. 1743) wurde 1768 Modelstecher in der Bieler Indiennemanufaktur im Pasquart und wanderte später nach Amerika aus. David suchte sein Glück in Portugal. [82] Ab 1780 leitete er zusammen mit dem Neuenburger David Henri de Meuron (1742-1825) die Indienne-Fabrik in Torres Novas bei Lissabon. Bunt bemalte und bedruckte Baumwolltücher werden nach ihrem Ursprungsland «Indiennes» genannt.
Der Marquis von Pombal (1699-1782) förderte ab 1764 die Entwicklung der Industrie in Portugal, um mit den internationalen Märkten konkurrieren zu können. Da es an technischem Wissen mangelte, wurde externes Know-how benötigt, um die portugiesische Industrie zu modernisieren.[74] Jácome Ratton (1736-1722) unterstützte die industriellen Interessen des Marquis. Er wollte 1864 mit Hilfe von Schweizern am Stadtrand von Lissabon eine Indiennefabrik errichten, doch das Projekt scheiterte. Ratton: «Die Leute wussten wenig über Fabrikanten und verachteten das Wort ‹Fabrikant›. Etwa zwanzig Jahre nach meinem Projekt wurde die erste Indiennefabrik in Villa Nogueira de Azeitao von Magalhaens und Larcher mit staatlichen Mitteln gegründet, die, da sie in ihren Händen scheiterten, auf Raimundo Pinto de Carvalho, dem Oberzöllner, überging. Auch sie blieb wegen administrativer Fehler erfolglos.»[79]
Dies änderte sich, als die Regierung David Schwab und Henry Meuron mit der Leitung einer Indiennefabrik (Fábrica das Chitas) betraute. Am 14. August 1780 erhielten
sie von der Königstochter Maria I. eine Urkunde und eine Lizenz. Schwab und Meuron konnten nun in den Städten Alenquer, Torres Novas oder einer anderen Stadt ihrer Wahl eine Fabrik zum Bedrucken
und Färben weisser Leinen- oder Baumwollstoffe in «nach der Art der in diesen Königreichen Europas und Asiens eingeführten Stoffe» errichten.[76] Maria I.
gab am 13. November 1783 ausserdem bekannt: «dass Henrique Meuron und David Suabe, nachdem sie mir erklärt haben, dass sie die Fabrik in der Villa Torres Novas errichtet haben, 24 Webstühle zur
Herstellung von Baumwolltüchern benötigen, ähnlich denen, die in Grossbritannien hergestellt werden. Nachdem ich von der Verwaltung der Fabriken des Königreichs über die Vorteile informiert
worden bin, die sich aus der Errichtung der besagten Fabrik ergeben könnten, freue ich mich Henrique Meuron und David Suabe eine Lizenz zu erteilen, die besagten 24 Webstühle zur Herstellung der
von ihnen angegebenen Tücher zu errichten. Sie erhalten eine jährliche Zollbefreiung auf die Dauer von zehn Jahren für 200 Arroba Rohbaumwolle, die aus der Produktion meiner überseeischen Gebiete
stammt.»[77] Im Verzeichnis der Fabriken von 1788 war es die die dritte Druckerei, die eine Lizenz erhielt. Henri de Meuron übernahm die kaufmännische und
finanzielle Leitung, David Schwab die technische.[76] Hinzu kam Friedrich Schwabs Bruder Jakob (geb. 1745) und Jacob Cunier (geb. 1750). Mit ihnen begann der
erste Versuch Torres Novas zu industrialisieren. Einer von David Schwabs Technikern war Henri François Verdan (1747-1818), Besitzer der Indienne-Fabrik in Greng bei Murten. Gemäss der
Historikerin Ingrid Ehrensperger hielt er sich nur wenige Monate in Portugal auf und nicht von 1781 bis 1784, wie Fernand Schwab in «Die industrielle Entwicklung der Stadt Biel» schreibt. 1784
kaufte Verdan eine Indienne-Fabrik in Biel (heute das Haus Neuhaus des NMB Neues Museum Biel). Das NMB besitzt einige Tücher aus der Fabrik von Meuron & Schwab.[78]
1789 wurde das Unternehmen Meuron & Schwab in Torres Novas um eine Fabrikschule erweitert. Die Schule diente der Spinnerei und der einfachen Baumwollweberei. Man mischte Leinen, stellte
Baumwollstrümpfe und Leinentücher her.[93] Zwischen Ende 1780 und Mai 1789 stellte das Unternehmen 56 Lehrlinge ein, die lernen mussten, «alles zu drucken,
was in dieser Fabrik hergestellt wird.» Die Verträge gab es für Staatsangehörige und dauerten fünf Jahre, mit der Auflage die Fabrik nicht zu verlassen. Kompliziertere Spezialgebiete wie die
Koordination der Druckarbeiten, das Zeichnen, das Ausschneiden der Formen und die Herstellung der Druckfarben wurden in der Regel von ausländischen Spezialisten ausgeführt.[76]
Ein negativer Effekt der Fabrik war die Verschmutzung des Flusses Almonda, die 1792 zu Protesten der lokalen Bevölkerung führte. Die Einwohner von Torrejano beschwerten sich auf einer Ratsversammlung, weil die in den Fluss geleiteten Farbabfälle das Wasser für das Vieh und die Brotmühlen verunreinigten. Es war die bis heute grösste Umweltdemonstration der Region. In diesem Zusammenhang beschloss der Stadtrat, die Verantwortlichen der Fabrik zu verpflichten, Massnahmen zur Lösung des Problems zu ergreifen, wie z. B. die Ableitung der Farbstoffe an einen anderen Ort als den Fluss.[75] So konnte die Fabrik ihren Aufstieg in der Textilbranche fortsetzen.
Der Rio Almonda im Zeitalter der Industrialisierung in einer Ausstellung im Museum Municipal Carlos Reis in Torres Novas,
2023. Die Ausstellung erwähnt auch die Demonstration von 1792. Foto Gualdim G, Wikipedia CC BY-SA 4.0
Der Erfolg von David Schwabs Unternehmen führte dazu, dass er sich bald an der Gründung eines Bank- und Handelshauses beteiligte, das sich auf den Im- und Export mit Südamerika spezialisierte und bald zu einem der wichtigsten Handelsniederlassungen Portugals wurde.[1] Anfang des 19. Jahrhunderts geriet die Fabrik durch die ersten französischen Invasionen in Schwierigkeiten, und die Leitung ging an Leonardo Proctor über. Die Fabrik wurde 1810, während der dritten französischen Invasion von den Truppen des Generals Massena zerstört. Im Lehrlingsgebäude richtete die Companhia Nacional de Fiação e Tecidos ihr Arbeiterviertel ein.[74] Ein Bild der Fabrik befindet sich im Stadtarchiv von Torres Novas.
Als David Schwab wegen der Kriegsereignisse in die Schweiz zurückkehrte, übernahm er die Leitung der Bieler Indiennefabrik und wurde dank seines in Portugal
angehäuften Vermögens zum reichsten Mann von Biel. Statt in neue Industrien zu investieren kaufte er Landgüter und Liegenschaften in der Region. So erwarb er 1788 das Ipsachgut. Unter
französischer Verwaltung heiratete David Schwab 1802 im Alter von 52 Jahren die 29-jährige Marie Elisabeth Rihs.[82] Die Portraits links zeigen David Schwab
und seine Frau, gemalen von Künstler Franz Joseph Menteler (1777-1833). Das Paar hatte 5 in Biel geborene Kinder:
Von 7. Februar 1798 bis 1814 war Biel mit Frankreich vereinigt und die politischen Verhältnisse zu den Eidgenossen aufgehoben. Die alten Regierung wurde durch die
Administration «Les membres composant l’administration du Canton de Bienne» ersetzt. Frankreich hatte die Zünfte abgeschafft und ihre Güter annektiert. Es riet den Bielern, wenn sie nicht
wollten, dass ihre Besitztümer zu Nationalgütern würden, diese unter sich aufzuteilen. So wurde das Gemeindegut unter den Bieler «Brüderlich» aufgeteilt. Für die Berggüter erhielten 1500 Bieler
Burger Bons, welche die Reichen den Armen in Baar abkauften. Zum ersten Mal sahen die ärmeren Bevölkerungsschichten einen so grossen Haufen Geld vor sich. Für Schwab bedeutete dies ein rentables
Geschäft. So waren die Reben hinter Twann, die Schwab für «nur» 2730 Kronen kaufte, ein Jahr zuvor noch 4596 Kronen wert gewesen. Grundgüter konnten bis zu 50 Prozent billiger gekauft werden.
Anlässlich der Versteigerung der Nationalgüter kaufte David Schwab 1798 nebst dem Hauptteil der Bielberge den Tschiffelisberg, den Daxelhoferberg, Aux Fontaines (Tramelan), Les Coverst (Renan),
Neuer Gestler (Chasseral), das neue Spitalgut mit Reben in Vingelz (1857 durch seine Tochter Louise Schwab weiterverkauft) und den Martinsturm (Finslerturm).[1]
Als 1799 der Osten Helvetiens verwüstet wurde, beteiligte sich David Schwab an einer Hilfsaktion: Die Bieler Bevölkerung sammelte für die Opfer Lebensmittel, Kleider und Geld. Schwab und
Kommissär Watt brachten die Spenden mit Pferd und Wagen nach Luzern und sorgten für den Weitertransport auf dem Wasserweg. Neuhaus und Moser, bei denen die Niederlage stattfand, sorgten dafür,
dass alle Gaben ihren Bestimmungsort erreichten.
1803 wurden die wohlhabenden Bürger aufgefordert, die erworbenen Gemeindegüter «ohne jeden Vorbehalt» an die regulären Stadtverwaltung zurückzugeben. David Schwab fand dies bedenklich. Schwab
hatte 1803 im Rägiswald Holz gefällt, welches vom Meyer Sigmund Wildermett mit Arrest belegt wurde. Er behauptete, nur die Berge, nicht aber die darauf befindlichen Wälder, seien 1798 verteilt
worden. Ausserdem erklärte Wildermett: «Die Aufteilung des Gemeindeeigentums ist völlig illegal. Die Stadt Biel und ihre Umgebung wurden dem französischen Kaiserreich einverleibt, ohne dass ein
vorheriger Vertrag die Bedingungen dieser Vereinigung festgelegt hätte. Das Exekutivdirektorium deutete in seinem Schreiben den Einwohnern lediglich an, dass sie ihr Eigentum untereinander
aufteilen könnten, auch das der Kirche, unter der Bedingung, die Kosten für den Gottesdienst zu tragen.» Schwab prozessierte, reichte 1806 dem Präfektenrat Akten von seinen Besitzerrechten ein,
bestand auf deren Geltendmachung und gewann. [100] Aus Schwabs Prozessakten geht hervor, dass 1809 die Versuche des Meyers, die Teilung der Gemeindegüter aufzuheben, bis zum Innenminister in
Paris gelangten. Dieser verbot 1812 die Aufteilung der Gemeindegüter und verlangte eine Revision. Der Sturz des Kaisertums 1814 machte diesem Plan ein Ende. Im Gegenzug wurden den Eigentümern
hohe Steuern auferlegt. [99]
David Schwab kaufte 1809 das Abtenhaus (heute Restaurant St. Gervais) in der Untergasse, 1812 die Lochmühle am Rosiusplatz, 1812 das Gersterhaus in Twann (1814 weiterverkauft an Daniel Gerster), 1816 das Hofgut Gümligen, 1817 das Eichholzgut in Belp, 1818 das Melchenbühlgut, ferner das sogenannte Neue Haus oberhalb der Mühle zwischen Ilfingen und Friedliswart.[1] Über dieses Haus schrieb Johann Conrad Appenzeller, Direktor des Gymnasiums in Biel, im Schweizerfreund (3. 5. 1825): «In einem der Gebirgstäler des Jura, dort, wo das französisch sprechende Dorf Ilfingen liegt, steht auf einem sonnigen Hügel ein einsames Haus, das Neue Haus genannt. Es gehört den Herren Schwab von Biel. Da und dort sieht man einzelne Pilger, die auf Fusspfaden zum Neuen Haus wandern. Eine junge Frau mit einem Säugling auf dem Arm und einem Kind an der Hand geht schnellen Schrittes. Stille Freude liegt in ihrem Blick Ein Vater, dem vor wenigen Monaten auf der Insel in Bern der Fuß amputiert worden war, fährt mit einem Wägelchen über den holprigen Weg, rechts neben ihm sitzt ein Junge. Alle blicken auf das Neue Haus, wo zum ersten Mal eine deutsche Schule ihren Festtag mit einer Prüfung begeht. Im Winter 1823/24 eröffnet, werden hier 33 Kinder beiderlei Geschlechts im Alter von sechs bis sechzehn Jahren unterrichtet.» David Schwab wollte auch die St. Petersinsel kaufen und war bereit 200‘000 Franken dafür zu zahlen. [105] Eifersüchtig wachte er über seine Güter. 1818 verbot er das Betreten und Befahren seines Gutsbesitz im Melchenbühl sowie im Gross- und Spitzacker in der Gemeinde Muri. Gleichzeitig verbot er bei Strafe und Schadenersatz jedermann, im Gümligenthal, sowie in der Stampfmatt die mit der Familie Heggi gemeinschaftlich besessenen Brunnenquellen, Brunnenstuben und Leitungen zu öffnen oder sonstwie Wasser daraus zu entnehmen.[98]
David Schwabs Liegenschaften in der Bieler Altstadt: Der Finslerturm (links), die Lochmühle (mitte) und das St Gervais (rechts).
David Schwab vergab wie ein Bankier Kredite und Darlehen. Dem Wundarzt Johannes Nischang lieh er 386 Kronen für die letzte Rate seines Hauskaufs. Die Stadt Biel lieh
sich mehrmals Geld bei David Schwab, u.a. im Oktober 1814 für die Finanzierung der Reise von Georg Friedrich Heilmann (1785-1862) an den Wiener Kongress, was zur Folge hatte, dass sich die Stadt
Biel bei ihm verschuldete. Jeder Ratsherr musste den Schuldenbrief persönlich unterzeichnen. Ausserdem setzte die Stadt zur weiteren Sicherheit als Festpfänder den Steinersberg und die sogenannte
Herrenmühle im Betrag von 5000 Dublonen ein.[82] Schwab wurde als «Rentier» bezeichnet. Laut Wikipedia ist dies eine Person, die von regelmässigen Zahlungen
aus Kapitalanlagen in Aktien oder Obligationen, aus der Vermietung von Immobilien oder der Verpachtung von Land lebt.
David Schwab starb 1823 im Alter von 74 Jahren. Er war Burger von Biel, Bern und Nidau. Nach seinem Tod hatten die Erben aufgrund seiner weitläufigen Verbindungen und Geschäfte das Beneficia
Inventarii gefordert. Die Verwaltung der Erbschaft brachte einige Probleme mit sich, da die Berner Zunft zu Zimmerleuten, der David Schwab angehört hatte, den Antrag auf Liquidation der Erbschaft
stellten. Biel wiedersetzte sich, wies den Antrag der Berner Zunft zurück und übernahm selber die Verwaltung.[82] Der Kaufmann und Chronist Adolf Perrot
(1805-1868) beschwerte sich in der Allgemeinen Schweizer Zeitung von 22. 12. 1831 über David Schwab senior, weil dieser «an der schändlichen Teilung des Gemeindegutes der Stadt Biel im Jahre 1798
denn grössten Anteil nahm und die Verteilung der Berge erzwungen hatte.» Daraufhin reichte David Schwab junior beim Obergericht in Bern Klage gegen den «Verleumder» ein. Perrot wurde 1833
verurteilt und musste seinen Artikel als «grundlos und mutwillig widerrufen und über seine Unbesonnenheit Reue bezeugen.»[104]
Friedrich Schwab - Biels reichstes Kind
Friedrich besuchte von 1817 bis 1821 zuerst an der Untergasse und dann im Dufourschulhaus das Gymnasium in Biel. Mit Caesar Adolf Bloesch (1804-1863), Arzt und Verfasser der Stadtgeschichte Biels und dessen Bruder Landammann Eduard Bloesch und den Brüdern Louis Agassiz (1807-1873) und Auguste Agassiz (1809-1877) wurde Friedrich Schwab mehrmals unter den ehrgeizigen Preisträgern des Gymnasiums genannt.
Als sein Vater 1822 David junior mit Johann Rudolf Neuhaus-Verdan und Karl Neuhaus zur Firma «Neuhaus & Cie.» assoziierte, wurde im Vertrag festgelegt, dass Friedrich in der Indiennefabrik eine kaufmännische Lehre absolviert.[90] Später übte er keinen eigentlichen Beruf mehr aus, sondern kümmerte sich um seinen ererbten Besitz. Man nannte ihn «Gutsverwalter» oder «Der Reiche». Durch Tausch kam die Burgergemeinde in den Besitz einiger Berggüter und Liegenschaften der Familie Schwab. Der wichtigste Erwerb war 1832 der Rägiswald, der Feuerstein und der Daxelhoferberg. 1843 erhielt die Familie Schwab eine Landentschädigung für den Bau der Bielseestrasse.
Ab 1846 machte er sich einen Namen als Pfahlbauforscher und Prähistoriker. Seine Leidenschaft war die gleiche wie die der Pfahlbauer, nämlich die Jagd und das
Fischen, insbesondere das Jagen und Fischen nach antiken Gegenständen. Ein Gemälde des Malers Georg Balder (1810-1882) zeigt ihn als jungen Jäger.[1]
Einburgerungen und Zunftangehörigkeit
Friedrich Schwab war wie sein Vater Burger von Biel, Nidau und Bern.
- Biel: Nachdem sich 1595 Lienhard Schwab (gest. 1627) in Biel einburgern liess, wurde das Burgerrecht damit automatisch für alle Nachkommen gültig und ist es noch immer.
«1798 wurde das Burgerrecht aufgelöst und ab 1803 wieder
eingeführt, aber erst 1815 wieder fest etabliert.»
Historikerin Margrit Wick-Werder
- Nidau: Durch seinen Vater, der sich 1801 in Nidau eingeburgert hatte, wurde Friedrich Schwab Burger von Nidau. [90]
- Bern: Am 14. Februar 1818 liess sich David Schwab Senior zusammen mit seiner Familie in Bern einburgern, so wurden Friedrich und sein Bruder Emanuel Mitglied der Zimmerleuten-Zunft.[90/80/81]
Georg Pulver, Obmann der Gesellschaft zu Zimmerleuten: «Burgergemeinden sind im Gegensatz zu den Territorialgemeinden Personalgemeinden, zu den auch die Berner Gesellschaften und Zünfte zählen. Wer einer Zunft angehört, ist automatisch auch Bernburgerin oder Bernburger. Eine Einburgerung setzt in der Regel aktive Bemühungen voraus. Die Angehörigkeit zur Burgergemeinde Bern und zu einer Zunft war nicht obligatorisch, aber für Persönlichkeiten von Rang und Namen erstrebenswert, eine Aufwertung des gesellschaftlichen Status. Für die Aufnahme war eine ansehnliche Einkaufssumme zu entrichten. Die Angehörigkeit bringt demokratische Rechte mit sich (insbs. Stimm- und Wahlrecht in dieser Gemeinde), ist lebenslang und vererbt sich auf die Kinder. Es verhält sich damit im Grunde gleich wie mit dem Heimatort. Oberst Schwab war also bis zu seinem Tod Gesellschaftsangehöriger der Zimmerleutenzunft.»
Militärische Laufbahn
Am 8. April 1824 begann Friedrich Schwab seine militärische Laufbahn im 7. Auszüger-Infanterie-Bataillon als 2. Unterleutnant. [102] Ab 1827 trat er dem Schweizerischen Schützenverein bei. [86] Am 3. August 1827 wurde er 1. Unterleutnant des 7. Auszüger-Infanterie-Bataillons, ab 9. Januar 1832 führte er dieselbe Kompanie als Hauptmann. Die Eidgenössische Militärgesellschaft zählte «Hauptmann Friedrich Schwab von Biel» zu ihren Mitgliedern.[94] 1838 gewann er einen Preis am eidgenössischen Freischiessen in St, Gallen.
Am 30. April 1839 erhielt er den Majorsrang.[95] 1840 war er einer der Gewinner des eidgenössischen Freischiessens in Solothurn. Am 13. Januar 1841 beschloss der Kanton Aargau die Aufhebung der Klöster, was dem Bundesvertrag von 1815 widersprach. Kurz darauf wurden die Klöster im Freiamt von den Regierungstruppen besetzt. Oberstleutnant Albert Kohler von Büren befehligte die Berner Brigade mit 1820 Mann, darunter das 7. Bataillon von Major Schwab mit 792 Mann. Bereits am 14. Januar stand Schwabs Bataillon in Aarau und Umgebung. Am 15. Januar waren sämtliche Truppen in der Linie und die militärische Besetzung der aufständischen Landesteile abgeschlossen. Die Aargauer Truppen hielten die Bezirke Muri und Bremgarten besetzt. Das Bataillon von Major Schwab hatte sich über den Rohrdorferberg ausgedehnt und blieb dort in Stellung. Ende Januar war sein Bataillon in Dietwyl. Ab März findet man in wieder als Zivilist, der Salzbohrungen durchführt.
Friedrich Schwab wurde am 8. Dezember 1841 Kommandant des 6. Auszüger-Infanteriebataillons. Sein Quartiermeister war August Eduard Engel aus Twann.[92] 1842 wurde Kommandant Schwab als Nachfolger von A. Kohler als Mitglied des Militärdepartements vorgeschlagen, verlor aber die Wahl gegen Major Hauser aus Aarberg. Schwabs 6. Bataillon war das erste in der Schweiz, welches 1844 mit Perkussionsflinten ausgerüstet wurde.[97] Am 25. Mai 1844 marschierte Schwab mit seinem Bataillon zur eidgenössischen Inspektion in Bern ein. Eindrücke davon schildert die Allgemeine Zeitung (8. 6. 1844): «Die Mannschaft ist gross, schön und kräftig. Die Bekleidung war sauber und einheitlich, der Schnitt der Uniformröcke könnte verbessert werden. Dieses Bataillon, das kurz vor der eidgenössischen Inspektion einberufen worden war und kaum Zeit hatte, sich auf das Exerzieren mit den neuen Perkussionsgewehren vorzubereiten, bewies eine gute Disziplin und einen ausgezeichneten Unterricht. Die Manöver wurden mit grösster Präzision ausgeführt, insbesondere das Schiessen. Das gute Ergebnis war auf die Führungsfähigkeit des Bataillons-Kommandanten Friedrich Schwab von Biel zuzuführen.»
Das Bataillon wurde im April 1845 infolge der Kriegsereignisse im Kanton Luzern im Zusammenhang mit dem zweiten Freischarenzug eingesetzt: Am 2. April 1845 erhielt die erste Division unter dem Kommando des eidgenössischen Obersten Gmür den Befehl, am folgenden Tag in den Kanton Aargau einzumarschieren und ihren Marsch so einzurichten, dass sie am 4. April die Grenze zwischen den Kantonen Aargau und Luzern besetzen konnte, ohne jedoch das Gebiet des letzteren zu betreten. Eine zweite Division, die ausschliesslich aus bernischen Truppen bestand, wurde beauftragt, den Rest der bedrohten aargauisch-bernischen Grenze gegen Luzern zu besetzen. Unter diesen Truppen befanden sich zwei Bataillone Infanterie und eine Batterie Artillerie, die bereits auf eidgenössische Bitte des Standes Aargau in dessen Gebiet eingerückt und am 5. April dem eidgenössischen Oberkommando unterstellt worden waren. Darunter befand sich auch das 6. Infanterie-Bataillon von Friedrich Schwab mit 697 Mann. Auf Beschluss der Tagsatzung vom 14. April 1845 wurde die Hälfte der Truppen (7592 Mann) der Divisionen Gmür und Zimmerli, darunter die von Schwab, etappenweise entlassen. Danach verblieben noch 6642 Mann im Bundesdienst.[87]
Foto links: Entlassungszeugnis von Oberst Schwab.
Repr. aus Militär-Direktion Manual Band I, September 1846 bis Juni 1847, Staatsarchiv Bern, BB II 921, Fall 58
An der 5. Sitzung der Grossratsverhandlungen wurde Friedrich Schwab als Kommandant des 6. Infanterie-Bataillons am 30. Oktober 1846 auf eigenen Wunsch und gestützt
auf das ärztliche Zeugnis aus gesundheitlichen Gründen «in allen Ehren» aus der Armee entlassen. [88/96] Möglicherweise wurde er 1847 als ehemaliger
Kommandant zurückgerufen, da er in diesem Jahr als Oberst des Oberaargauer Bataillons am Sonderbundskrieg teilgenommen haben soll. Wenn es einen Einsatz gab, so war es wohl eher ein
Schreibtischeinsatz als eine aktive Teilnahme am Krieg. 1869 erwähnen die Presse in Schwabs Nachruf «seine wertvollen Dienste, die er in den dreissiger Jahren als Kommandant des heutigen
Bataillons 60 geleistet hatte». Allerdings wirkte Schwab in den dreissiger Jahren als Hauptmann und Major und nicht als Kommandant.[90] In der Schweizerischen Militärliteratur wird Friedrich Schwab als Oberst nicht genannt. Der Name «Oberst Schwab» taucht nur im zivilen Bereich (Pfahlbau, Antiquitäten usw.)
auf. Seine Briefe unterschrieb Schwab mit «F. Schwab», ohne Zusatz «Oberst».
Schwabs Wohnhaus und Privatmuseum an der Nidaugasse
Friedrich Schwab blieb wie sein Bruder Emmanuel (1804-1865) unverheiratet. Beide wohnten in Biel im geräumigen, mehrstöckigen Haus des verstorbenen Vaters an der Ecke Nidaugasse/Unionsgasse, wo Friedrich sein Museum Schwab einrichtete. Gemäss Adresskalender der Stadt Biel und Umgebung von 1868 war Friedrich Schwab Eigentümer des Hauses an der Nidaugasse 15 (*Neue Nummer 6). Der Spitalarzt Friedrich Wilhelm Moll (1827-1888) nennt die Hausnummer 19 (*Neue Nummer 14), andere Quellen das spätere Sigwarthaus und Stadtarchivar Werner Bourquin Nr. 16.
1858 genehmigte der Berner Regierungsrat den Bauplan und das Baureglement der Einwohnergemeinde Biel für das neue Quartier. Dagegen erhoben die Brüder Schwab Einsprache. Ihre Liegenschaft bestand aus zwei miteinander verbundenen Häusern und Gärten, die durch einen kleinen Weg getrennt waren. Der Bebauungsplan sah eine parallel zur Stadt verlaufende Strasse vor, die einen der Gärten vollständig durchschneiden sollte. Eine Strasse hatte es aber schon früher gegeben. Nachdem die Gräben zugeschüttet worden waren, errichteten die Hausbesitzer kleine Zäune und sperrten den Weg. Da die neue Strasse ein schnelles Eingreifen der Feuerwehr ermöglicht und für ein zweites Quartier wichtig ist, wurde der Einspruch der Schwabs abgewiesen. [103] Jahre später wurde das Haus der Brüder Schwab und die Häuserzeile abgerissen.
*Tableau der Nummerierung der Stadt Biel 1890.
Friedrich Schwab richtete sich in seinem Haus ein Museum mit einer archäologischen (siehe Pfahlbauten) und eine historisch-antiquarische Sammlung ein. Das «Museum Schwab» existierte unter diesem Namen schon lange vor dem heute bekannten Bau am Pasquart. Im Erdgeschoss empfing er als international bekannter Antiquitätensammler Archäologen und Professoren wie Gustav Nils Gustav Bruzelius (1826-1895) aus Lund (1858); Oscar Montelius (1843-1921), Direktor des Schwedischen Nationalmuseums in Stockholm und seine Landsleute Lundberg und Söderborg; die Franzosen Boucher de Jacques Boucher Crèvecoeur de Perthes (1788-1868), Zollinspektor (1858) und Jean-Baptiste Verchère de Reffye (1821-1880), Ordonanzoffizier von Napoleon III; Augustus Wollaston Franks (1826-1897), Antiquitätensammler und Kurator des Britischen Museums in London (1860); Historiker Heinrich Schreiber (1793-1872) aus Freiburg im Breisgau; Professor Runge aus Zürich; Zoologe Pellegrino Strobel (1821-1895) von der Universität Parma (1862); Cartillac, der Herausgeber der französischen Revue archéologique; der ungarische Archäologe Hegedüs; Prähistoriker Linden Schmidt (1809-1893), Direktor des Zentralmuseums in Mainz; Prof. Rudolf Ludwig Karl Virchov (1821-1902) aus Berlin, Begründer der modernen Pathologie; Visconti, Direktor des Historischen Museums in Mailand sowie der christliche Archäologe Dr. Giovanni Battista de Rossi (1822-1894) aus Rom (1867).[1]
«In Biel befindet sich bei Oberst Schwab noch ein hochkarätiger Wandteppich, der die
Kriege Alexanders des Grossen darstellt. Er gehörte einst zum Schloss Pruntrut und
schmückte wahrscheinlich die Wände des Thronsaals, bevor dieser restauriert wurde.»
A. Quiquerez, Société jurassienne d’émulation, 18. Session, 1866, Porrentruy, 1867, S.67
Oberst Schwab und seine historisch-antiquarische
Sammlung
Die Sammlung umfasste u.a. über hundert Wappenscheiben, Seidenstoffe, wertvolle Goldschmiedearbeiten, darunter die beiden Burgrechtbecher, welche das Kloster
Bellelay der Stadt Biel schenkte, das silberne Stadtsiegel von 1467, antike Möbel, Porzellan, alte Prunkschlitten und eine umfangreiche Bibliothek.[13]
Werner Bourquin: «In Köln erstand er 20 römische und 100 altdeutsche Krüge aus verschiedenen Epochen. Von Morlot in Bern kaufte er einen Panzer, von einem Hufschmied in Cressier 2
Burgunderkanonen, und nach der Aufhebung des Klosters Rheinau kaufte der Zürcher Stadtarchivar Hotz in Schwabs Auftrag das chinesische Porzellanservice des Klosters. Aus dem Haus der Pfyffer von
Wyler am Mühleplatz in Luzern erwarb er eine imposante Renaissancetäfelung.»[90] 1856 erwähnte die Mitteilung der Société d’émulation du Jura: «In zwei
angrenzenden Zimmern kann man Gemälde, kostbare Vasen und bemalte Glasfenster bewundern. Unter diesen vom Mittelalter geprägten Reichtümern, ragen einige Vermeilschalen hervor, die aus dem
Stadtschatz von Biel stammen und 1798 von Schwabs Vater vor der Zerstörung gerettet wurden. Eine dieser Schalen, die 61 Lot wiegt, stellt ein ausgestattetes Schiff dar, eine prachtvolle Arbeit.
Verlässt man diese Räume, in denen zweifellos die bildenden Künste und die Archäologie dominieren, kehrt man in das Vestibül zurück, das man auch nicht verlassen konnte, ohne einen Blick darauf
zu werfen.»[31]
Am 21. Juni 1868 besichtigte der Historische Verein des Kantons Bern seine prächtige Sammlung. Im Bericht des Vereins heisst es: «Das war ein höchst angenehmer Gang durch die
abwechslungsreichsten Gestalten und Formen längst vergangener Zeiten. Da sind die aus Stahl und Eisen starrenden Ritter des Mittelalters, die kunstvoll geschnitzten Tröglein und Kasten der
Ritterfräulein und die glanzvoll gemalten Scheiben mit zierlichen Wappen und Figuren. Da ist das weich gefiederte Prunkbett eines reichen Berner Patriziers aus dem vorigen Jahrhundert, mit
seidenen Vorhängen an goldstrahlenden, kunstreichen Kranz befestigt. Dann kommt der bunt bemalte Wagen der unglücklichen Königin Marie Antoinette.»[68]
Oberst Schwab machte es sich zum Vergnügen, den um ihn versammelten namhaften Wissenschaftlern alle gewünschten Erklärungen selbst zu geben. Diese Hilfsbereitschaft verband der mit
Gastfreundschaft, indem er die Goldschmiedegefässe seiner Sammlungen grosszügig mit Wein füllte und herumreichte.[35]
Friedrich Schwab vermachte seine stadtgeschichtlichen und mittelalterlichen Bestände seinen Haupterben, den Kindern seines verstorbenen Bruders David Schwab, der ehemaligen Regierungsstatthalter.
Die Sammlung wurde am 27. Dezember 1869 und in den folgenden Tagen öffentlich versteigert. Auch die Stadt bot mit und sicherte sich für Fr. 2‘856.- einige Harnische, Waffen und antike Münzen. Bei
der Versteigerung gingen dem künftigen städtischen Museum wertvolle silbervergoldete Becher, mittelalterliche Waffen und viele andere Kostbarkeiten verloren: 1870 wurde der sogenannte silberne
«Burgunderbecher», eine Siegesbeute der Bieler aus der Schlacht bei Grandson, für Fr. 8‘100.- an einen Antiquitätenhändler von Baden-Baden verkauft. Die burgundische Feldschlange, die Schwab 1861
einem Hufschmied in Grissach abkaufte, befindet sich heute im Schloss Grandson. Ein alter Schrank den Schwab für Fr. 40.- in einem Dorf am Hauenstein kaufte, ging für Fr. 1‘000.- an einen
Franzosen, der ihn für Fr. 3‘200.- an den Grafen Pourtales weiterverkaufte.[10] Die Stadt Baden ersteigerte anfangs Januar 1870 zur Zierde des Rathauses, ein
grosses Glasgemälde vom 1542, auf dem das Stadtwappen abgebildet ist. Ein Rennschlitten in Gestalt eines Bären landete im Historischen Museum Bern. Die von Schwab gekaufte Waffensammlung von Karl
Friedrich Ludwig Lohner (1786-1863) gelangte ebenfalls in auswärtige Hände.
Auswahl historisch-antiquarischer Objekte, gesammelt von Oberst Friedrich Schwab
Das 4. Bieler Stadtsiegel von 1461
Werner Bourquin, Stadtarchivar von Biel, im Bieler Tagblatt (14. 1. 1922): «Nach 1260, 1390 und 1439 liess die Stadt Biel 1461 ein neues silbernes Siegel stechen. Der Bieler Goldschmied der die
Arbeit ausführte, wurde mit 1 Gulden entlohnt. Die Rechnung des Goldschmieds war zwar etwas höher, doch war er der Stadt gegenüber eine Busse schuldig und nun wurde ihm bei dieser Gelegenheit der
Betrag von seinem Lohn abgezogen. Der Siegelabdruck zeigt in Anlehnung an altere Stadtsiegel einen schreitenden, geharnischten Krieger, der in der Rechten eine Streitaxt schwingt, der linke Arm
und die linke Seite durch einen Schild mit den zwei gekreuzten Beilen geschützt. Das runde Siegelfeld wird durch parallele Linien in Rauten geteilt, deren Felder jeweils mit je einer Rose gefüllt
sind. Um den Rand verläuft ein Spruchband mit der Inschrift Sigillum minus communitatis de biello 1461. Das Stadtsiegel von 1461 wurde bis ins erste Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts zum Siegeln von
Urkunden verwendet. Das letzte Mal beim Badener Vertrag vom 14. Juli 1610. 1473 und später liess die Stadt noch andere Siegel stechen. Das Siegel von 1461 wanderte dann in den Silberschatz des
Archivs, bis es 1798 bei der Versteigerung der Burgergüter bei der Revolution unter den Hammer kam und verschwand. Dann kam es in die Hände von Friedrich Schwab, dem es gelang, das Siegel zu
erhalten.»[83]
Das Bieler Stadtsiegel von 1461 als Zeichnung (Repr. aus Die Städte- und Landessiegel der Schweiz, Zürich, 1853, S. 52) und im Original (Rep. aus Biel Stadtgeschichtliches Lexikon, Biel, 1999, S. 426)
Der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich schenkte Schwab einen Abdruck des Stadtsiegels. Werner Bourquin: «Nach Friedrich Schwabs Tod gelangte es am 11. September 1869 über seinen Schwager Dr. Gustav Blösch in den Besitz der Stadt Biel. Etwa drei Monate später wurde das Siegel gestohlen und tauchte noch im selben Jahr auf dem Antiquitätenmarkt auf, wo es das Historischen Museum Basel erwarb.[90] Es wurde im Inventarskatalog des Museums unter ‹altem Bestand› eingetragen und war daher vor dem 1. Januar 1870 in den Besitz des Museums gekommen.» Mit Hilfe des Basler Museumsdirektors Rudolf Friedrich Burckhardt (1877-1964) gelang es Bourquin, den Basler Regierungsrat zur Rückgabe des Siegels an die Stadt Biel zu bewegen. Das Basler Museum stellte es 1922 dem Museum Schwab (NMB Neues Museum Biel) als Leihgabe zur Verfügung, mit der Auflage, es im Museum auszustellen. Heute befindet es sich im Stadtarchiv.[83]
Zeichnungen von Beutestücken aus der Schlacht von Murten
Am 22. Juni 1476 besiegten die Eidgenossen und ihre Verbündeten Karl den Kühnen, Herzog von Burgund, in der Schlacht bei Murten. Die Bieler brachten u.a. 12
feindliche Fahnen und 24 Geschütze mit nach Hause. Als die Bieler Sansculotten 1798 die Bieler Gemeindegüter, darunter auch die Beute von Grandson und Murten, schamlos versteigerten, beschloss
Oberst Schwabs Vater sofort, diese zu ersteigern.[68]
In den 1850er Jahren liess Oberst Schwab Zeichnungen nach Abbildungen in der Chronik von Veresius (Eberle 1625) anfertigen. Sie zeigen Beutestücke der Stadt Biel aus der Schlacht von Murten,
darunter Geschütze, Panner, Fahnen und Schalen mit Abbildungen der Apostel Johannes, Jakob, Simeon und Bartholomäus. Dr. Lanz veröffentlichte diese Zeichnungen 1875 in einem in Biel erschienenen
Bildband unter dem Titel: «Hernach volgende vier Schalen samt den Geschützen, Panern und Fahnen hat ein lobliche Statt Biel in der grossen Schlacht vor Murten welche die Eyd und Bundtsgenossen
gegen und wider Hertzog Carlen von Burgund, glückh undt sieghaft erstritten, neben anderen Siegzeichen mit grossem Ruhm und Ehr gewunnen, uff der Zehen Tausend Rittertag, Anno 1476.» Ähnliche
Illustrationen besass Paul Bloesch, Banquier im Lindenhof, in einem in Pergament eingebundenen Heft gleichen Titels, welches 1784 Pfarrer d’Annone Hieronimus in Basel dem Alexander Moser,
Studiosus der Akademie in Basel und später Bürgermeister von Biel, schenkte, von welchem es durch Landammann Bloesch an seinen Sohn überging.
Ausschnitte des Bildbands von Beutestücken der Schlacht von Murten, Biel, 1875. Sammlung Stadtbibliothek Solothurn.
Die Glasgemälde von Maschwanden in der Wasserkirche Zürich
Die Glasgemälde auf der die Schutzheiligen von acht eidgenössischen Orten dargestellt sind, schmückten früher die Kirche von Maschwanden im Kanton Zürich. Sie wurden in den 1830er Jahren
verkauft. In welchem Jahr und zu welchem Preis dies geschah, ist nicht bekannt. Aus dem Protokoll der Kirchenpflege vom 4. Mai 1834 geht hervor, dass ein Angebot von 500 Gulden für den Verkauf in
Aussicht gestellt wurde. Von da an fehlte jede Nachricht über das Schicksal der Scheiben bis zum Jahre 1855.
Die dank Oberst Schwab wieder aufgetauchten Glasgemälde. Reproduktion aus «Die Glasgemälde von Maschwanden in der
Wasserkirche zu Zürich», 1878.
Durch Oberst Schwab stellte sich heraus, dass sich die alten Glasgemälde seit 20 Jahren beim Zürcher Kunst- und Antiquitätenhändler Hohl zur Meise befanden. Schwab kaufte sie für Fr. 1400.-.
Ferdinand Keller bat 1855 Oberst Schwab, ob er sie der Stadtbibliothek Zürich zum Kaufpreis überlassen könne. Die 1629 gegründete Bürgerbibliothek in der Wasserkirche war nicht nur die erste
öffentliche Bibliothek Zürichs, sondern auch Zürichs erstes Museum. Eiligst entschloss man sich, eine erfolgreiche Subskription zu eröffnen. In der am 16. November abgehaltenen Sitzung des
Bibliothekskonventes konnte mitgeteilt werden, dass die obige Summe durch freiwillige Spenden nahezu gedeckt sei und Oberst Schwab in grosszügiger Weise von dem Ankauf auf eigene Rechnung
verzichtet hat. Die Gemälde konnten daraufhin in der Bibliothek der Wasserkirche aufgestellt werden. Als Dank erhielt Oberst Schwab ein schön gebundenes Exemplar der Geschichte der Wasserkirche
als Andenken an die Bibliothek, die sich seiner Gunst erfreuen durfte.[69]
Schwabs Bohrversuche nach Kochsalz
Zwischen 1820 und 1840 wurde von Biel aus entlang des Juras bis zum Rhein intensiv nach Salz gebohrt, hauptsächlich unter der Leitung des Geologen Friedrich Glenck (1779-1845). Sein Assistent war
Alexander Köhli (1801-1873). Das Ergebnis führte zur 1836 eröffneten Saline Schweizerhalle, dem ersten Salzwerk der Schweiz. Der Grossrat der Republik Bern erteilte 1825 und 1834 Köhli eine
Konzession für Bohrversuche nach Steinsalz oder Salzsole, doch das Unternehmen blieb erfolglos. Köhli war ein leidenschaftlicher Jäger und ein sehr guter Freund von Friedrich Schwab. Er nahm
regen Anteil an dessen archäologischen Forschungen und war es auch, der Schwab im Herbst 1853 auf den Nidauer Steinberg aufmerksam machte. Schwab, der sich der Grenzen seines zeichnerischen
Könnens bewusst war, fand in Köhli einen willkommenen Helfer, der ihm zuhanden Ferdinand Kellers in Zürich mit aller wünschenswerten Genauigkeiten die Pfahlbaukunde abzeichnete. Schwab beklagte
sich, dass er in der Schule nicht gelernt habe, nach der Natur zu zeichnen, geschweige denn die Zeichnungen zu malen, das Schlirggen, wie er es ironisch nannte. Köhli war auch der vertraute
Berater der Familie Schwab in kaufmännischen Fragen. Später führte er für Friedrich Schwab Bohrversuche durch.[59]
Der Grossrat erteilte am 11. März 1841 auch Friedrich Schwab eine Konzession für Bohrversuche auf Kochsalz im Jura für die Dauer von 6 Jahren: «Für den Fall, dass
Hr. Schwab im Laufe der sechs Jahre bauwürdige Salzlager oder Salzsohlen findet und ausbeutet, wird ihm ein ausschliessliches Privilegium zur Ausbeutung in dem bezeichneten Bezirk auf 60 Jahre
von heutigem Tag an erteilt (…) Der dem Hrn. Schwab für seine Konzession anzuweisende Bezirk umfasst die Amtsbezirke Pruntrut, Delsberg, Freibergen, Münster, Courtelary und Biel. Ausserdem den
Landstrich der drei letztgenannten Amtsbezirke bis an das linke Ufer des Bielersees von Neuenstadt nach Biel, an das linke Ufer der Zihl von ihrem Ausflusse aus dem Bielersee bis zu ihrer
Vereinigung mit der Aare, und von da an das linke Ufer der Aare bis zu ihrem Eintritt in den Kanton Solothurn (…) Die Einstellung der Arbeiten während eines ganzen Jahres, so wie auch der
Verfluss von sechs Jahren ohne Erfolg der Versuche, zieht das Erlöschen der Konzession nach sich (…) Dem Gutfinden des Regierungsrates wird anheimgestellt, dem Hrn. Schwab eine gänzliche oder
teilweise Befreiung von den Kantonszöllen für das zu seinen Salzsiedereien nötige Brennmaterial zu gestatten (…) Für alles Übrige, einschliesslich der zu bezahlenden Abgabe, hat sich Friedrich
Schwab den Bestimmungen des unterm 22. März 1834 erlassenen Bergbaugesetzes zu unterziehen.»[3] Um die 1845 liess Schwab bei Grellingen nach Salz graben. Im
Januar 1846 wurde in seine Salzbohrhütte in Grellingen eingebrochen und versucht, mittels Versenkung von Bohrstangen und eines Stück Eisens das Bohrloch zu zerstören. Daher musste er im Mai 1846
einen Antrag für eine Verlängerung der Bewilligung stellen, die er für weitere vier Jahre erhielt. Das Unternehmen verlief jedoch nicht besonders erfolgreich.
Immanuel Friedrich Denner (1808-1868), Lehrer für
Naturkunde und Geographie am Progymnasium in Biel, erwähnt in seinem Werk «Die Oberfläche der Schweiz», dass «einige Private aus Biel, namentlich Friedrich Schwab, der Apotheker Rudolf Moser und
Alexander Köhli nach Salz graben.» Die drei Genannten hatten sich zu einem Unternehmen zusammengeschlossen, das leider erfolglos blieb. Ein Gesellschaftsvertrag im Archiv der Familie Schwab
erinnert daran.[90]
Im Dienste der Altertumskunde
Schwabs Entdeckungen die er an Ferdinand Keller und der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich mitteilte, betrafen nicht nur die Pfahlbauten. Werner Bourquin: «Aus Yvonand meldet er das Auffinden
eines römischen Mosaiks. In Cheyres fand er eine römische Statue, in Allemendigen römische Spuren. Als er von Bronzefunden im Unterwallis hörte, reiste er sofort hin, ohne sich vorher die
Fachliteratur zu konsultieren. Auf der Jagd in der Umgebung Biels entdeckte er drei Grabhügel, später folgten weitere und solche bei Neuenegg und im Aargau. Im Subinger Wald zählte er 16
Grabhügel, von denen er zwei öffnete. Vom Landgut Bellevue bei Bellmund, dem Wohnsitz Ulrich Ochsenbeins, meldete Schwab das Bruchstück einer römischen Säule, von Leuzigen einen römischen
Grabstein. Im Botanischen Garten in Bern stiess er auf eine aus Avenches verschleppte, zerfallene Säule. Aus Tschugg berichtete er über den Fund von über 300 Silbermünzen, die noch vor seiner
Ankunft durch die Arbeiter verschleudert wurden. 1855 waren er und Müller in Kallnach, um östlich des Aspigutes die alte Römerstrasse zu untersuchen und ihr Bett durch einen Quergraben
freizulegen. Schwab fand römische Münzen in Kallnach, bei der Ziehlbrücke, in Le Landeron, in Tschugg, auf dem Champagnefeld zwischen Biel und Bözingen und bei der Römerquelle Biel.»[90]
Oberst Schwab erkundet Findlinge und Opferstätten
Friedrich Schwab fand auch zahlreiche Findlinge. So war er der erste, der 1857 im Findlingsreservat Längholz einen Schalenstein, den sogenannten «Dachsenstein», entdeckte. Er befindet sich
in der Nähe vom Heidenstein. H. M: «Schwab bemerkte einen grossen Stein, der mit Moos überdeckt war und löste dieses ab. Zum Vorschein kamen 21 runde, grössere und kleinere Vertiefungen oder
Schalen. Ein seltsamer Anblick. Begierig fragt man sich nach der Bedeutung solcher Denkmale.»[101] Der Holenstein ist ein grosser Findling oberhalb von Twann
bei Gaicht im Gummewald. Wenige Jahrzehnte zuvor war dieser mächtige Steinblock in gleichen Abständen kreisförmig mit von Menschenhand aufgerichteten Granitblöcken umgeben. Das Ganze stellte
einen der in der Bretagne, in Irland und Schottland noch häufig vorkommenden sogenannten Cromlechs in seiner ausgeprägtesten Form dar. Es handelte sich um eine imposante, druidische Kultstätte,
auf der sich vor zwei Jahrtausenden die Sequaner oder Rauraker zu ihren Opferfesten versammelten. Die in den 1860er Jahren durch Oberst Schwab erfolgte Ausgrabung eines bronzenen Opfermessers und
eines Beiles aus dem gleichen Metall, sowie einer Menge angebrannter Tierknochen bestätigten diese Vermutung. Leider wurden die Blöcke des Steinkreises damals an einen Bauunternehmer zur
Herstellung von Treppenstufen verkauft.[8] 1862 sandte Schwab an Ferdinand Keller einen bei Font bei Estavayer gefundenen Schalenstein von mehr als 3 ½
Zentnern Gewicht zur Untersuchung nach Zürich, und Keller und Dr. Meyer mussten ihre letzten Kräfte aufbieten, um das steinerne Ungetüm in das Sammlungslokal der Wasserkirche zu bringen, das
damals als Pfahlbaumuseum der antiquarischen Gesellschaft diente.[28]
Politik und Gesellschaft
Friedrich Schwab diente der Gemeinde Biel während 30 Jahren in verschiedenen Funktionen der Verwaltung, u.a. als Finanzdirektor. Von 1843 bis 1868 war er Gemeinderat.[1] Er unterstützte finanziell die Armen-Erziehungsanstalt im Berghaus bei Biel. 1835 spendete er zu Handen
der ersten gegründeten reformierten Kirche der Stadt Solothurn 70 Batzen. Die Gottesdienste wurden in der St. Stefanskapelle abgehalten.
Friedrich Schwab baut seine Gruft
Werner Bourquin im Bieler Tagblatt (21. 5. 1958): «1850 kaufte Friedrich Schwab die sogenannte Stampfenebe, die östlich an die Römerquelle und deren Abfluss grenzte.
1858 ersuchte Schwab den Gemeinderat, auf der ihm gehörenden schmalen Felsterrasse einen Begräbnisplatz für sich anzulegen zu dürfen. Am 28. Dezember 1863 beantragte Schwab die Behörde, in
unmittelbarer Nähe der Römerquelle Sprengungen in den Fels vorzunehmen zu dürfen, um darin seine Gruft zu errichten. Nach der Sprengung wurde der ausgehöhlte Fels durch ein Mauerwerk abgestützt,
in dessen Vorderwand eine ebenerdige Öffnung eingebaut wurde, um später den Sarg hineinzustellen.[9] In dieser Zeit verschlechterte sich der
Gesundheitszustand seines jüngeren Bruders Emanuel zusehends. Nachdem er sich vergeblich an die psychiatrische Klinik in Préfargier gewandt hatte, fand er einen Platz in der Heilanstalt Waldau
bei Bern. Emanuel Schwab starb am 30. November 1865 und wurde in der von Friedrich Schwab erbauten Gruft beigesetzt.[65]
Knapp drei Jahre später erlitt Friedrich Schwab im Oktober 1868 einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte, obwohl in Lenk auf Genesung hoffte. Am 9. März 1869 schrieb er den letzten Brief an Keller: «Es geht nicht viel besser. Sobald die Jahreszeit bessert, gehe ich ins Simmenthal in die Lenk. Es wird schon besser werden. Das Schreiben will nicht gehen. Leb wohl. Dein Freund F. Schwab».[90] Er starb am 5. September 1869 in Biel. Er wurde in seiner Gruft neben seinem Bruder Emanuel beigesetzt, mit einem mächtigen Findling als Grabhüter, bestehend aus Montblancs Granit.» Durch Regierungsratsbeschluss vom 5. Mai 1950 wurde der Findling als Naturdenkmal unter staatlichen Schutz gestellt.[9] Infolge der Umbauten am Technikum wurde der Zugang zur Schwab-Gruft verschlossen. Werner Bourquin berichtet im Bieler Tagblatt (5. 9. 1969), dass keine Inschrift die Namen der beiden Brüder nennt. Heute existiert die in Stein gemeisselte Inschrift «Oberst Friedrich Schwab 1803 - 1869».
Friedrich Schwab vermachte dem Gemeindespital Fr. 50‘000.-, dem von ihm gestifteten Museum Fr. 60‘000.-, davon Fr. 10‘000.- für die Kosten eines Abwartes und Fr. 1000.- für die Verschönerung des Friedhofes.[2]Er hatte folgende von den Testamentserben versteigerte Liegenschaften und Grundstücke besessen: Ein Wohnhaus an der Untergasse, ein Wohnhaus mit Scheune und Stall in Madretsch, Ackerland auf dem Champagnefeld, eine Rebe bei den Scheunen in der Juravorstadt, eine Rebe im vorderen Kloos, eine Rebe an der Platte oberhalb des Jägersteins, eine Eisgrube am südöstlichen Ende der Besitzung Jägerstein, Terrain mit Brunnquelle beim Metterwegli zwischen Biel und Bözigen, ein Stück Mattland auf den Bielmatten, eine Matte auf den Bielmatten beim neuen Drahtzug, eine Matte auf den Nidaumatten, drei verschiedene Stücke Mattland auf der Brühl und der Hohlenrain-Acker auf dem Brühlfeld.[49]
Friedrich Schwab als Pfahlbauforscher und Prähistoriker
Vorgeschichte: Nidau entdeckt den Pfahlbau.
Der Fluss Zihl bei Nidau war vor dem Bau des Nidau-Büren-Kanals (1869 bis 1873) drei bis viermal so breit und der einzige Abfluss des Bielersees. In alten Plänen wird die Zihl oft noch als
Nydauer See bezeichnet. Das Seeufer reichte bis etwa 200 Meter an das Städtchen heran. Nach schriftlichen Überlieferungen ist der Nidau-Steinberg der erste entdeckte Pfahlbau der Schweiz. Die
Kunstsammlung der Stadt Nidau besitzt auch einen Stadtplan von 1811, auf dem erstmals in der Schweiz ein Pfahlbau «das Pfahlenwerck im See, der Steinberg genannt», eingezeichnet ist.[30] Die Bezeichnung «Pfahlwerk» rührt daher, dass der heutige Begriff des Pfahlbaues noch nicht bekannt war, ebenso wenig wie der prähistorische «Pfahlbauer». Der
Begriff «Pfahlbauer» bedeutete damals: «ein schutzverwandter Bauer, der nur innerhalb der Gerichtspfähle des Dorfes als wohnhaft angesehen wird.» Die Pfähle von Nidau waren den Anwohnern des
Bielersees unter dem Namen «in den Pfählen» bekannt und kam unter dieser Bezeichnung auch urkundlich vor. 1472 wurde in einem Grenzvertrag zwischen dem Bistum Basel und Bern die Bezeichnung «in
den Pfählen» als Stelle eines Grenzpunktes ausgewählt. Als 1767 Abraham Pagan, der Stadtschreiber von Nidau, in einem Bericht über seine Vogtei den Bielersee beschrieb, tauchte darin
erstmals ein eindeutiger Hinweis auf Pfahlbauten auf: «Bey dem Auslauf oder dem sogenannten Steinberg sieht man mehrere Klafter tief Pfähle, die entweder auf ein Gebäude hindeuten, oder es muss
dort ein Fischfang gewesen sein. Diese Überreste sind so tief, dass der See zu der Zeit, als man an der Stelle etwas baute, kleiner gewesen sein muss.»[19]
Schon früh entdeckten Fischer und Altertumsforscher den Pfahlbau, wussten aber entweder nichts damit anzufangen oder hielten es, wie Pfarrer Charles Morel von Gorgèmont, für Überreste eines
römischen Kastells. Auch Hauptmann Schlatter, der 1811 und 1813 im Auftrag der Regierung Vermessungen in der Zihl durchführte, untersuchte die Nidauer Pfähle genauer und hob mit zwei
Spezialbooten, die mit Winden und langen Ketten ausgerüstet waren, Balken und Pfähle mühevoll aus der Tiefe. Zudem zeichnete er die erste kartographische Darstellung der schweizerischen
Pfahlbauten. Auch er vermutete einen römischen Fund. Markus Lutz, Pfarrer in Läufelfingen, schrieb 1827 in seinem geographisch-statistischen Hand-Lexikon, das Pfahlwerk am Steinberg sei eine
«alte von den Wellen zertrümmerte Burg». In der 1827 erschienenen Meissnerischen Reisebeschreibung wurde das Pfahlwerk als Sehenswürdigkeit hervorgehoben. Ein reger Schiffsverkehr führte
geradewegs über die geheimnisvolle Stätte im Wasser vorbei.[22]
Der Kunst- und Geschichtsfreund Sigmund von Wagner, den das Pfahlwerk am Nidauer Steinberg faszinierte, schrieb 1828 an seinen Freund David Hess: «Die Eingeweide der Erde sprechen, wo die
Geschichte schweigt.» Als er seine Forschungen vertiefte, sah er in dem Pfahlbau die antiken Fundamente der keltisch-römischen Stadt Noidenolex. Er stellte seltsame, phantasievolle Berechnungen
an und fand, dass die Stadt unter Caesar und Augustus unter der Leitung des Präfekten Agrippa erbaut worden war. Dann wurde Noidenolex unter Vespasian und Titus zu einer mächtigen Stadt
ausgebaut, mit Mauern und Türmen umgeben und mit einem Hafen und einem Leuchtturm versehen. Doch dann kam im 4. Jahrhundert n. Chr. die Katastrophe für Noidenolex. Ein Bergsturz am Jensberg
verschüttete die Zihl und staute die Juraseen auf. Der Bielersee trat über die Ufer und die schöne Stadt Noidenolex verschwand in den Fluten.[19]
Die Antiquarische Gesellschaft in Zürich
Einen Wendepunkt bekamen die utopischen Geschichten über prähistorische Funde in der Schweiz 1832, als Ferdinand Keller die «Antiquarische Gesellschaft in Zürich» (AGZ) gründete. Ziel der
Gesellschaft war die Erforschung von Überresten aller vergangener Epochen, insbesondere der keltischen Zeit. Durch die «Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich» wurde die
Pfahlbauforschung in ein neues Licht gerückt. Friedrich Schwab wurde einige Jahre später Mitglied und stand in regelmässigem Briefkontakt mit Keller, der Schwabs Berichte mit neuen Zeichnungen in
den 1850er und 1860er Jahren in den «Mitteilungen» veröffentlichte. 1855 wurde er als einziger Bieler zum Ehren- und korrespondierenden Mitglied gewählt.
Das Dreiperiodensystem und die Einführung des Begriffs «Steinzeit»
1836 veröffentlichte Christian Jürgensen Thomsen (1788-1865), dänischer Archäologe und Direktor des Museums für Nordische Altertümer in Kopenhagen, das Dreiperiodensystem. Seither wird die
Urgeschichte in eine chronologische Abfolge von Steinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit gegliedert. Thomsens Assistent Hans Jakob Asmuseen Worksaae (1821-1855) schuf dann die folgenden
Unterabteilungen:
1) Steinzeit a) ältere (Zeit der Kjökkenmöddinge), b) jüngere (Zeit der Grabkammern)
2) Bronzezeit a) ältere (mit Brandbestattungen), b) jüngere (mit Brandbestattungen und Moorfunden)
3) Eisenzeit a) ältere (0-450 n. Chr.), b) mittlere (450-700 n. Chr.), c) jüngere (700-1000 n. Chr.)
Ingenieur Richard La Nicca findet Pfahlbauten
1839 gründete Johann Rudolf Schneider die Vorbereitungs-Gesellschaft für die Jura-Gewässer-Korrektion mit Friedrich Schwab als skeptischem Mitaktionär. Die Gesellschaft beauftrage den Ingenieur
Richard La Nicca (1794-1883) mit der Ausarbeitung der Pläne. Als er 1841 seine hydraulischen Messungen im Neuenburgersee vornahm, entdeckte er an einigen Stellen Pfähle, deren Spitzen zwei Meter
unter dem Seespiegel lagen und gerade die Höhe hatten, welche der See nach der von ihm erwarteten Senkung durch die Juragewässerkorrektion erreichen sollte. La Nicca hielt die Pfahlbaustation für
römische Unterbauten.[26]
Erste Funde in Mörigen
Der Archäologe Albert Jahn (1811-1900) machte 1843
Ausgrabungen auf der sogenannten Kanincheninsel bei der St. Petersinsel. Dort erzählte ihm einer seiner Arbeiter aus Gerolfingen, ein Fischer habe in der Bucht bei Mörigen (Möriger Eggen), an
einer Stelle, wo viele dem Fischfang hinderliche Pfähle im Seegrunde steckten, ein Gefäss von rötlicher Erde mit dem Netz herausgezogen. Jahn liess sich daraufhin von dem betreffenden Fischer,
der das herausgezogene Gefäss inzwischen verloren hatte, an die Fundstelle führen. Er staunte nicht schlecht, als er aus dem Seegrund eine Unmasse von uralten Pfählen ragen sah. Und sein
Erstaunen steigerte sich noch, als er auf dem Grund seltsam geformte Gegenstände bemerkte, die sich, als sie mittels einem Netz heraufgeholt wurden, als grosse Tonringe und Töpferscherben
erwiesen, die Jahn laut eigenen Aussagen (!!) als erster als keltische Töpferei erkannte. Die damals geborgenen keltischen Gegenstände gelangten in der Stadtbibliothek Bern.[19] Jahn fand leider keine Zeit mehr, die Fundstelle in den nächsten Jahren näher zu untersuchen. . Er berichtete 1846 dem Notar und Altertumsforscher Emanuel Friedrich
Müller (1800-1858) aus Nidau von der Fundstelle Mörigen-Eggen, worauf Müller nach und nach in den Besitz der vielen Wasen und Gerätschaften gelangte.[60]
Friedrich Schwab wird mit 43 Jahren Pfahlbausucher und
Assistent von Emanuel Friedrich Müller
1846 machte der St. Petersinsel-Schaffner und passionierte Jäger Wilhelm Irlet (1802-1857) aus Twann ebenfalls Schwab und Müller auf
Pfähle und Erdgefässe in der Möriger Bucht aufmerksam. Schwab und Müller waren Jagdkollegen und besichtigten öfters die Fundstelle, Müller als Lehrmeister, Schwab als sein wissbegieriger
Assistent. Schwab notierte: «Auf dem Steinhügel in der Bucht von Mörigen muss einst eine bedeutende keltische Fischer- und Jägerkolonie gelebt haben, wie aus den 1848 dort gefundenen Gegenständen
zu schliessen ist. Es sind dies: 7 Mahlsteine, 13 Reibsteine, 2 Steinmeisel, 14 Senksteine; Bruchstücke von mindestens 70 Töpfen oder Schüsseln und 56 Ringe, die als Unterlage dienten; 37 Wirtel;
5 Beile, 8 Messer, 13 Sicheln aus Erz; ein eisernes Schwert; 5 Fischerkähne, von denen jeder aus einem ausgehöhlten Eichenstamm besteht.»[56]
Das Team Müller/Schwab begab sich mehrere Jahre gemeinsam auf die Schatzsuche nach keltischen Altertümern und entdeckte nur im Bielersee 20 Stationen. Müller informierte 1849 Ferdinand Keller,
den Präsidenten der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, über die Funde von Mörigen. Müller vermutete ein grosses Gebäude, das durch ein Naturereignis verschwand. Leider sei die Sache wegen der
grossen Tiefe nicht gut untersuchen. Auch Schwab stand im regelmässigen Kontakt mit der Antiquarischen Gesellschaft. Mehrere Archäologen wurden die Funde mitgeteilt, darunter Frédéric Troyon
(1815-1866) und dem oben erwähnten Albert Jahn. 1851 hielt Müller darüber einen Vortrag darüber in der Société d'Emulation du Jura bernois. Die Funde häuften sich rasch. Zur Besichtigung erhielt
Ferdinand Keller Sendungen von Bronzeäxten, Armspangen, Sicheln und zahlreiche Zeichnungen und bei jeder Brief Müllers erhielt eine Einladung an Keller, doch einmal persönlich an Bielersee zu
kommen und die Sache näher zu untersuchen. Aus den Funden der Fischer legte Müller die erste schweizerische Pfahlbausammlung an.[19]
Schwab und Müller standen die Pfahlfinder und Fischer Pagan aus Nidau, Friedrich Gerber aus Ipsach, Benz Kopp und Hansli Kopp von Lattringen zur Seite, welche die Fundstellen an den verborgensten Stellen aufspürten und herausfischten. Es handelte sich also nicht um Ausgrabungen im heutigen Sinne. Später begaben sich die Forscher mit einem speziell hergestellten Schiff an die Fundstätten. Zum Einsatz kamen: 1) Eine Baggermaschine, die durch ein Rad getrieben wird, ähnlich dem, um den Schlamm und Sand aus den Flüssen zu schaffen. 2) Eine sogenannte Pfahlbauschere, die an einem Zug eine Schere unterhalb bewegt, alle harten Gegenstände findet, packt und heraufführt. 3) Ein Schleppnetz Für leicht zerbrechliche Gegenstände, insbesondere Töpfe (sog. Barren oder Bären). 4) Eine Schaufel, die durch eine Drahtvorrichtung geschlossen werden konnte, um den Inhalt nach oben zu ziehen. Dies war nur bei Windstille möglich. Trübes Wasser konnte die Suche um Wochen verzögern.[13]
Die Pioniere glaubten bis 1854, bei den Pfahlbauten handle es sich um Überreste ehemaliger Landansiedlungen, die durch den Anstieg des Sees unter Wasser gerieten.
Aus den Mitteilungen von Oberst Schwab entnehmen wir ebenfalls, dass «diese merkwürdigen Denkmäler aus längst vergangenen Zeiten bis vor wenigen Jahren irrtümlicherweise den Römern zugeschrieben
wurden. Wahrscheinlich war der Name Rom noch unbekannt, als die ersten Pfähle auf einem befestigten Steinlager, umgeben von Sumpf oder Wasser gefunden wurden, auf denen die aus dem Norden
eingewanderten Barbaren, später Kelten genannt, ihre Hütten bauten, um sich vor feindlichen Angriffen oder wilden Tieren zu schützen. Jagd und Fischfang waren ihre Hauptbeschäftigung und
sicherten die Ernährung der Familie, solange es an Weideland für die Viehzucht und an Werkzeugen für den Ackerbau mangelte. Aus verschiedenen Zeiten scheinen die Überreste keltischer Siedlungen
zu stammen, die in unserer Gegend gefunden wurden. Verschieden war jedenfalls das Schicksal der Pfahlbauten bei ihrem Untergang. Die einen wurden von ihren Bewohnern verlassen, die mit Hab und
Gut fortzogen, vielleicht zur Zeit der grossen Völkerwanderung der alten Helvetier ins benachbarte Gallien. Andere wurden gewaltsam zerstört und ihre Bewohner vernichtet oder weggeführt, so dass
wenig oder nichts gerettet werden konnte und alles oder das Meiste unter den Trümmern begraben blieb.»[56] Das NMB Neue Museum Biel führt in seiner
archäologischen Ausstellung treffend aus: «Die Interpretation dieser Funde spiegelt das Geschichtsverständnis der jeweiligen Zeit wieder.»
Funde am Nidau-Steinberg
Im Herbst 1853 wurde Schwab von seinen Freund und Jagdkollegen Köhli informiert, er habe auf dem Nidau-Steinberg (heute Strandbad Biel/Nidau) Ringe, Pfähle und Messer gesehen. Schwab und Müller
begannen daraufhin, den Nidau-Steinberg zu forschen.
H. Meyer schrieb dazu 1855: «Ich lernte durch Oberst Schwab einen der merkwürdigsten Fundorte keltischer Altertümer kennen. Wir fuhren auf den Bielersee hinaus, zum sogenannten Steinberg, nicht
weit von Nidau. Hier wurden die Überreste ausgedehnter Pfahlbauten entdeckt, und man sieht auf dem Grunde des Sees eine Menge Pfähle, teils einzelne, teils mehrere dicht beieinander. Dazwischen
liegen im Schlammboden Geräte aller Art, die den Bewohnern dieser zerstörten und vom Feuer verwüsteten Behausungen gehörten. Es handelt sich um Steinwaffen, Beile, Hämmer, Wurfspiesse, Pfeile,
kleine Mühlsteine und Schleifsteine, Fischergeräte, wie grosse und kleine Bronzeangeln, Werkzeuge aus Stein, Knochen, Horn und Bronze, Küchengeschirr aus Thon, Töpfe, Becken und Schalen. Es gibt
auch Geräte, deren Verwendung heute unbekannt ist. Auch von den Bewohnern sind noch einige Überreste erhalten, nämlich mehrere vollständige Schädel.»[32]
Die Naturforschende Gesellschaft in Bern berichtete regelmässig über Schwabs Funde. «Die von Schwab seit vielen Jahren mit grosser Ausdauer und beträchtlichen Kosten geleitete Untersuchung und
Ausbeutung am Nidauer-Steinberg hat die Tatsache ans Licht gebracht, dass hier von der Steinzeit an durch die Bronzezeit hindurch bis tief in die Eisenzeit eine Wohnstätte bestanden hatte,
die in allen drei Epochen ein ausserordentlich reiches Material von antiken Geräten und Waffen lieferte. Aus der Steinzeit stammt eine grosse Menge von Steinwaffen in verschiedenen
Bearbeitungsstufen, Hirschgeweihe und Knochen, die zu den verschiedenartigsten Jagd- und Fischfanggeräten verarbeitet wurden, sowie Reste von Tongefässen in rohester Bearbeitung. Die grosse Menge
dieser Gegenstände lässt auf eine längere Dauer der Steinzeit auf dem Nidauer-Steinberg schliessen. Die Bronzezeit ist durch eine reiche Sammlung von keltischen Bronzen, Schwertern, Speer- und
Pfeilspitzen, Sicheln, Messern und Schmuckgegenständen vertreten, die in Bezug auf Vollkommenheit der Bearbeitung, Zierlichkeit der Formen, sehr verschiedene Stufen der Technik der
Erzverarbeitung erkennen lassen. Dass auf dem Nidauer-Steinberge selbst Werkstätten bestanden, und dass die dort gefundenen Gegenstände nicht nur importierte Ware waren, beweisen noch gussrohe,
unverarbeitete Gegenstände, wie Tiegelbruchstücke mit noch anhängenden Gussresten und anderen schlackenartigen Erzmassen. Die Eisenobjekte des Nidauer Steinbergs bieten in Bezug auf die
Eisentechnik interessante Erscheinungen, nämlich die Nachahmung von Formen bronzener Vorbilder, z.B. der durch Guss verfertigten Kelte. Die Sammlung von Friedrich Schwab erlaubt es, die
Entwicklung in der Eisenbearbeitung von den ersten rohen Anfängen bis zu den schlanken und zierlichen Formen des Mittelalters zu verfolgen.»[5] Friedrich
Schwab entdeckte im Steinberg auch eine römische Kupfermünze mit den beiden Cäsaren Caius und Lucius (Vorderseite) und einem Krokodil an einem Palmbaum (Rückseite).
Bis 1856 wurde eine Menge Gegenständen vom Nidau-Steinberg aus der Tiefe des Wassers geborgen, die sich zum grössten Teil in der Sammlung Schwab befinden. Dazu gehören: a) aus Stein: 40 Mahlsteine, 450 Reibsteine, 15 Pfeilspitzen; b) aus Erz: 85 Messer, 30 Sicheln, 28 Beile, 6 Meissel, 26 Pfeil- und Lanzenspitzen, 60 Fischhaken, 15 Nähnadeln, 26 Armringe, 80 Ohrringe, über 100 kleinere Ringe von 1 bis 8 Linien Durchmesser, 368 Haarnadeln von 2 bis 10 Zoll Länge; c) aus Thon: ca. 160 Gefässe verschiedener Farben, Formen und Grössen, Töpfe, Schalen, Schüsseln, Näpfe, Trinkbecher, alle freihändig und nicht auf der Töpferscheibe hergestellt; 140 Ringe oder Halterungen für die Töpfe; 500 Wirtel oder Spindelsteine; d) aus Holz: zwei Keulen, mehrere Lanzen oder Speere; e) zwei Hämmer aus Hirschhorn, mehrere Amulette oder Schmuckgegenstände aus Bären- und Wildschweinzähnen, aus Glas und einige aus Gold.[56]
«Die ersten Lakuster-Mondsicheln sind von Oberst Schwab
in der Nidauer Station Steinberg entdeckt worden.»
Édouard Desor, Die Pfahlbauten des Neuenburger Sees, Frankfurt am Main, 1866, S. 83
Eines Tages las Oberst Schwab in der antiquarischen Mitteilungen in Zürich einen Text, den er in einem Brief sofort korrigierte: «Im 4. und 7 Heft des 7. Bandes ist die Beschreibung der Überreste keltischer Wohnstätten am Ebersberg bei Schaffhausen. Über das aus Stein gehauene Horn wird gesagt, dass man weder in Sammlungen noch in archäologischen Werken ein entsprechendes Bild entdeckt habe. Es wird vermutet, dass es sich um eine Mondsichel handelt. Der Fund darf jedoch nicht als einzigartig betrachtet werden, da mein Freund Müller in Nidau und ich am Steinberg gegen Dutzend ähnlicher Objekte heraufgezogen haben.»[40]
Fund von Obermeilen führt zu neuer Pfahlbautheorie
Im Winter 1853/54 führten die Flüsse wenig Wasser und der Wasserspiegel des Zürichsees erreichte einen Tiefstand. Dies nutzten die Anwohner, um die Ufermauern
vorzuschieben und Land zu gewinnen. So entstand in einer Bucht bei Obermeilen eine Landanlage.
Die Arbeiter fanden verkohlte Pfähle und zahlreiche Gegenstände. Die Kinder, die den Arbeitern zusahen, erzählten in der Schule von den «seltsamen Dingen» und ihr Lehrer Johannes Aeppli begann
die «merkwürdigen Funde» zu sammeln. Auf seine Bitte hin kamen Gelehrte aus Zürich und führten die Untersuchungen fort. Ferdinand Keller, der die Pfahlbaugeschichte des Griechen Herodot und die
von Dumont d’Urville geschilderten modernen Pfahlbauten aus Neuguinea kannte, sowie über Schwabs Funde im Bielersee informiert war, stand fest, dass die Pfahlbauten direkt in den See gebaut
worden waren: «Aus einer Reihe von Funden ist die Tatsache hervorgegangen, dass in frühester Vorzeit Gruppen von Familien, wahrscheinlich keltischer Abstammung, die von Fischfang und Jagd
lebten, aber auch den Ackerbau kannten, am Rande der schweizerischen Seen Hütten bewohnten, die sie nicht auf trockenem Boden, sondern an seichten Ufern auf Pfählen errichteten.»[21]
Ferdinand Keller der die Pfahlbauten in seinem ersten Pfahlbaubericht zunächst der jüngeren Keltenzeit zuordnete in «Die keltischen Pfahlbauten in den Schweizerseen» (S. 82): «Zur Bestimmung des Alters der Ansiedelung fehlen uns sichere Anhaltspunkte, so dass es ganz unmöglich ist, auch nur annähernd das Jahrhundert oder die Jahrhunderte, in denen dieselbe im Bestand war, mit Wahrscheinlichkeit anzugeben.» Erst später wurden die Funde dem Neolithikum oder der Bronzezeit zugeordnet. Stefan Hochuli: «Kellers Pfahlbautheorie weckte in der Schweiz und darüber hinaus ein breites Interesse für die Urgeschichte. Erstmals gab es in grösserem Umfang naturwissenschaftliche Untersuchungen für die Geschichts- und Altertumsforschung. Die Pfahlbauten haben nicht nur die Altertumsforschung entscheidend geprägt, sondern bildeten einen festen Bestandteil der historischen Identität der Schweiz, weshalb auch heute noch neue Pfahlbaufunde in der Öffentlichkeit grosse Beachtung finden.»[84]
Nach der Entdeckung Aepplis in Obermeilen begab sich Ferdinand Keller auf der Suche nach Pfahlbauten an den Bielersee. Anfang Juni 1854 traf er in Nidau ein, wo er mit Jungfer Hafter in einem Häuschen etwas ausserhalb von Biel und Nidau eine kleine Wohnung bezog. Hier begegnete er zum ersten Mal Oberst Schwab, und zwischen den beiden schon etwas älteren Herren entwickelte sich auf Anhieb eine enge Freundschaft, die bis zu Schwabs Tod 1869 andauern sollte. Keller erforschte dann mit Schwab und Müller einige Tage lang den Bielersee und veröffentlichte noch im selben Jahr seinen ersten Pfahlbaubericht.[60] Als Keller im Dezember 1855 Friedrich Schwab anfragte, ober die Leitung der Pfahlbausiedlung Meilen übernehmen wolle, antwortete Schwab, «dass man in Zürich wohl jemand dafür finden könne, übrigens ist gegenwärtig Jagdzeit.»[15] Der Gedanke lag nahe, im Seeland intensiv nach Altertümern zu suchen. Schwab hatte die Zeit und die finanziellen Mittel dazu.
Keller verbindet Wasserpfahlbautheorie mit Herodots Berichten
Ferdinand Keller wusste von Emanuel Friedrich Müller und Professor Hitzig, dass bereit im 5. Jahrhundert v. Chr. der griechische Gerichtsforscher Herodot von Halikarnas über Pfahlbauten
berichtete: «Mitten im Prasiasee stehen auf hohen Pfählen zusammengefügte Gerüste. Jeder Bewohner hat auf dem Gerüst eine Hütte, in der er wohnt. Eine Falltür im Gerüst, die bis zum See
hinunterreicht, wird zum Fischen benutzt. Eine Leine, die an einem Fuss befestigt ist, verhindert, dass die Kinder die Falltür hinunterstürzen.» Keller veröffentlichte diese Geschichte in
seinem zweiten Pfahlbaubericht und verwies auf die «ganz ähnliche Siedlungsweise». Emanuel Friedrich Müller schlug 1855 Ferdinand Keller eine Expedition vor, um die von Herodot erwähnten
Pfahlbauten im Prasiasee zu erforschen. Oberst Schwab willigte in einem Schreiben vom 16. 2. 1855 ein, sich an der Reise zu beteiligen, wenn Keller persönlich die Leitung übernehme. Das
Unternehmen kam jedoch nicht zu Stande.[62]
Friedrich Schwab erhält Müllers Sammlung
1856 übergab Müller, zwei Jahre vor seinem Tod, seine Sammlung dem finanziell unabhängigen Schwab. Darunter befanden sich 70 Tongefässe, 100 Bronzenadeln und 50 Bronzemesser. Schwab forschte in der Folge selbständig weiter und leistete fortan mit seinen mehrjährigen Pfahlbauforschungen einen wichtigen Beitrag zur Altertumskunde.
Friedrich Schwab veröffentlicht archäologischen Plan
In der 1855 von Caesar Adolf Bloesch erschienen «Geschichte der Stadt Biel und ihres Panner-Gebietes» lieferte Schwab im Anhang einen «Situations-Plan keltischer, römischer und mittelalterlicher
Niederlassungen im bernischen Seelande». Dabei erläuterte er auch kurz die 57 aufgeführten Fundstellen.
Pfahlbaufunde am Bielersee. Reproduktion aus Dr. Ferdinand Keller, Die keltischen Pfahlbauten in den Schweizerseen, Tafel 4, Mitteilung der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, 1865
Forschungen am Bielersee und am Neuenburgersee
Die Pfahlbauberichte der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, in denen Schwabs Funde immer wieder erwähnt und zum Teil auch abgebildet wurden, zeugen von der hohen
Wertschätzung, die Schwabs Forschungstätigkeit genoss. Im Pfahlbaubericht von 1858 heisst es: «Unter den zahlreichen Gewässern der Schweiz ist der Bielersee der einzige, in welchem die
Pfahlbaudörfer in einem genauen Plan verzeichnet sind. Diesen Beitrag zur Altertumskunde verdanken wir den mehrjährigen Forschungen des Obersten Friedrich Schwab.»[13] Schwab verzeichnete darin die Orte Nidau, Grasern, Sutz, Lattringen unten, Lattringen oben, Mörigen und Steinberg, Hagneck unten bei Täuffelen, Kleine Insel,
Petersinsel, am linken Ufer ober Ligerz und Vingelz.
Im Frühjahr 1856 schickt Schwab seine Fischer erstmals in den Neuenburgersee. Er selbst folgte ihnen, untersuchte während 5 Tagen die Uferstellen und gab ihnen Anweisungen. Von La Sauge bis
Estavayer stellte er gleich 8 Stationen fest, und bald erhielt Keller Schwabs Karte des Neuenburgersees, auf der 43 Pfahlbauten eingezeichnet waren. Später meldete Schwab weitere Stationen. Zu
den Orten zählten u.a. die Zielbrücke, La Sauge, am rechten Seeufer, Cudrefin, Champmartin, Chabrey, Port-Alban, Gletterns, oberhalb Chevroux, nahe Chevroux und in Chevroux selbst, Forel,
unterhalb Corbière, Estavayer, Cheire, Clendi bei Yverdon, Corcelette, genauer Port à la Reine, Concise, Bevaix, oberhalb Cortaillod bei den Tulieries, Cortaillod bei Pervou, Colombier, Nahe
Colombier (kein eigentlicher Pfahlbau), Auvernier, Au Crêt bei Neuchâtel, Hauterive und La Tène bei Préfargier.[4] Im 5. Bericht schreibt Ferdinand Keller
über die Funde, die Schwab bei den Pfahlbauten im Neuenburgersee gemacht hatte: «Haarnadeln aus Bronze; ein Rad aus gegossenem Erz von 0,49 Zentimeter Durchmesser; 13 kleine Mondbilder mit
durchbohrtem Griff, wie man sie aus der Sammlung der Französin Febvre de Chiseuil in Macon bekannt sind; eine Schleuder aus geflochtenem Wachs; mehrere Kügelchen aus einem Halsband von
Ambra.»
Entdecker der Pfahlbauten der St. Petersinsel
Xavier Kohler (1823-1891), Ehrenpräsident der Société jurassienne d’emulation, wusste: «Die St. Petersinsel und das Inselchen Tavoisine waren seit frühester Zeit besiedelt. Beide hatten
Pfahlbauten. Die Ehre dieser Entdeckung gebührt Oberst Schwab und Notar Müller, den beiden Pionieren der prähistorischen Wissenschaft. Die Ergebnisse dieser ersten Untersuchungen fanden sich in
den Zürcher Mitteilungen über Pfahlbauten von Dr. Keller und in der «Geschichte der Stadt Biel» von Dr. Bloesch.»[50] Friedrich Schwab in einem Brief an
Ferdinand Keller: «Willst du noch einsamer leben, so bewohne die St. Petersinsel. Im Zimmer von J.-J. Rousseau kannst Du ganz ruhig leben. Da hättest Du noch Gelegenheit, frühmorgens die
Pfahlbauten auszubeuten. Das Rasseln der Fuhrwerke, das Rumpeln und Pfeifen der Eisenbahnen hört man nicht, und doch kann man mit Leichtigkeit jeden Tag das Dampfschiff in Twann
benützen.»[51] Emil du Bois-Reymond (1818-1896), Sekretär der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin und Begründer der
experimentellen Elektrophysiologie: «Ob Rousseau wohl in seinen vorgeschichtlichen Träumereien verrückt geworden wäre, wenn ihm Oberst Schwab mit Hilfe der Feuersteinwaffen, Horngerätschaften und
halbverbrannten Pfähle des Nidauer Steinbergs ein Bild des elenden Lebens jener Urmenschen entworfen hätte, wie es wirklich war, ihren Kampf ums Dasein mit Kälte, Hunger, wilden Tieren und mit
anderen Menschen?»[72]
Entdecker von La Tène
Friedrich Schwab gilt als der Eindecker der eisenzeitlichen Fundstelle La Tène (ursprünglich im Fischerdialekt Untiefe genannt). Sie ist eine der bekanntesten prähistorischen Stätten und liegt in Marin-Epagnier am unteren Ende des Neuenburgersees, wo Neuenburger-, Bieler- und der Murtensee zusammenfliessen. Nach deren Funden wurde gemäss Beschluss des Internationalen Anthropologen- und Archäologenkongresses von 1874, die Kultur der 2., jüngeren Eisenzeit (ca. 450 bis 15 v. Chr.) als La Tène-Kultur und diejenige der 1. Eisenzeit (800 bis 450 v. Chr.) als Hallstatt-Kultur bezeichnet. Die Entdeckung verdankte Schwab dem Zufall. Als er am 17. November 1857 seinen Gehilfen Kopp in den Neuenburgersee schickte, barg dieser innert einer Stunde an einer seichten Stelle namens La Tène nicht weniger als 40 Gegenstände, Schwerter, Schwertscheiden, Spiesse, Lanzen usw. Schwab war erstaunt, dass alle diese Gegenstände aus Eisen waren, während er in den vielen von ihm erforschten Pfahlbauten nur Stein-, Bronze-, Hirschhorngegenstände und Keramik gefunden hatte.[13]
Fischer Benz Kopp arbeitete abwechselnd für die beiden Pfahlbauforscher Friedrich Schwab und Édouard Desor. Die Zeichnung von Louis Favre-Guillarmord zeigt Kopp in seinem Nachen, wie er bei einem Pfahlbau mit der Zange fischt. Adolf Funk integrierte diese Szene ins Wandbild vom Museum Schwab (rechts).
Reproduktion aus Édouard Desor in Die Pfahlbauten des Neuenburger Sees, Neuchâtel, 1866, S. 10
«Da die grossen Museen arm an Eisenfunden waren, erregten Schwabs Objekte aus
La Tène weltweit Aufsehen. Er sammelte die Gegenstände mit Sorgfalt, ohne auch nur
das geringste zu übersehen und stellte den ganzen Fund in seinem Haus auf.»
Ethnograph Paul Hunfalvy (1810-1891), Literarische Berichte aus Ungarn, Budapest 1879, S. 243
Die Forschungen dauerten zehn Jahre und brachten wahre Schätze zu Tage. Schwab barg rund 2000 Fundgegenstände aus dem seichten Grund von La Tène. Viele der Funde
weisen Verzierungen auf, wie sie die Forschung bis dahin noch nie gesehen hatte: stilisierte Ranken umschlingen naturalistische Tierfiguren. Maskenhafte Gesichter fanden sich auf Schmuck und auf
Gebrauchsgegenständen. Dieselben Waffen und Werkzeuge, die Oberst Schwab in La Tène fand, entdeckte man auch in Frankreich bei der Stadt Alesias (Alise la Reine), die Cäsar sofort nach dem Sieg
der Helveter (58 vor Chr.) belagerte und eingenommen hatte. Eine Nachbildung dieser Waffen wurde im Museum Schwab ausgestellt.[17] Edouard Desor, ehemaliger Mitarbeiter des Naturforschers und
Bieler Gymnasialschülers Louis Agassiz, untersuchte La Tène ebenfalls und fast gleichzeitig. Er barg die Objekte ebenfalls durch die Fischer Kopp aus Lattrigen.
Friedrich Schwab war auch der erste, der die Pfahlbauten am Murtensee erforschte. Der berühmte Archäologe Paul Vouga bezeichnete ihn als «pionnier de la préhistoires romande». Schwab weitete
seine Suche nach Pfahlbauten aus. 1860 erwähnte Keller im dritten Pfahlbaubericht die im Pfahlbau zu Wangen am Bodensee gefundenen Brotreste. 1865 weckte er in Überlingen den Neid der Sammler vom
Bodensee. Er liess ein neues Schiff bauen, das am Bodensee von seinen hiesigen Fischern zusammengesetzt wurde. Dr. Lachmann, mit dem sich Schwab in Überlingen verständigt hatte, trieb seine
Liebenswürdigkeit so weit, dass er Schwabs Fischer bei jeder Gelegenheit ans Ufer zurückrief, um ihnen einen Umtrunk zu spendieren. Das hatte zur Folge, dass die Arbeit vor den häufigen
Trinkgelagen in den Hintergrund trat. Die Seeländer kehrten schliesslich ganz «demoralisiert» und ohne Funde nach Biel zurück, nachdem sie auch das neue Schiff in Überlingen verkauft
hatten.[15] 1861 lud Professor Escher von der Linth Schwab ein, mit ihm die Pfahlbauten in den oberitalienischen Seen zu besichtigen. Schwab musste wegen Unabkömmlichkeiten absagen, stellte
ihm aber seinen Fischer Bendicht Kopp zur Verfügung.[90]
Die Pfahlbaustationen von Cortaillod
All diese schönen Funde, die in kurzer Zeit gemacht wurden, veranlassten Oberst Schwab, die bronzezeitliche Fundstelle von Cortaillod (1000-800 v. Chr.) durch seine geschickten Fischer, die vier
Brüder Kopp und Friedrich Gerber, ausgraben zu lassen. Von den Kopp-Brüdern blieb Benz, der älteste, am längsten in Petit-Cortaillod und lebte dort mehrere Jahre. Aus dieser Zeit stammt eine
Reihe bemerkenswerter Funde, die die Sammlungen von Oberst Schwab beträchtlich bereicherten. Dies blieb auch den Zeitungen nicht verborgen, die sonst nur selten über die Pfahlbautouren von
Friedrich Schwab berichteten. Die Nouvelliste vaudois schrieb 1862: «Oberst Schwab setzt seine Forschungen an den Ufern des Neuenburgersees fort, um Antiquitäten aus den Pfahlbausiedlungen zu
bergen. So holte er kürzlich aus der Station Cortaillod einen etwa ein Pfund schweren, armbandähnlichen Bronzegegenstand heraus. Ausserdem ein zweischneidiges Bronzemesser, dessen Klinge am Ende
herzförmig ist, mit einem Griff aus demselben Metall, mit Tagzeichnungen verziert.»
Das berühmte Bronzerad, das im September 1862 in Cortaillod gefunden wurde, ist das älteste Speichenrad der Schweiz. Friedrich Schwab schrieb am 7. Oktober 1862 an
Ferdinand Keller: «Je mehr ich den sogenannten Kessel betrachte, desto mehr sehe ich, dass es ein Rad sein muss. Denn der Durchmesser des doppelten grösseren Kreises beträgt 14 Zoll. Von oben
gesehen muss das Rad mit Holz ausgekleidet sein. Alles ist zerdrückt, durcheinander und halb geschmolzen. Es lohnt sich, dieses Stück zu sehen». Eine Kopie des Bronzerades befindet sich im
Verkehrshaus Luzern. Studien zu diesem Rad finden sich bei K. H. Jacob-Friesen (1927) und Hans Drescher (1958). [10] Ferdinand Keller bemerkte damals, dass der Fund die Altertumsforscher umso
mehr verwirrte, als man sich die Verwendung in den Pfahlbauten nicht erklären konnte. Das Rad ist sowohl das grösste als auch das herstellungstechnisch komplizierteste Bronzeobjekt seiner Zeit.
Ein interdisziplinäres Team untersuchte 2006 die einzelnen Herstellungsschritte. Der Höhepunkt der Forschungsarbeiten fand am 21. Mai im Museum Schwab statt. Die Öffentlichkeit wurde Zeuge der
Herstellung eines Replikats des Rades, das mit der damaligen Technik nachgegossen wurde.[67]
Im 5. Pfahlbaubericht erwähnt Keller für 1862 neben dem oben erwähnten Rad sechs gleiche Ohrringe aus Gold, Mondsichelbilder, Glas- und Bernsteinperlen, Lebensmittel wie Getreide, gedörrte Äpfel,
Eicheln, Haselnüsse, Fenchelsamen und Erbsen aus der Sammlung Schwab. Ebenfalls fand Schwab eine rund 2900 Jahre alte Steinschleuder.
Wertvoll waren auch die 1862 gefundenen vier Fragmente eines Prunktellers aus der Spätbronzezeit. Oberst Schwab schrieb am 12. August 1862 an Ferdinand Keller: «Vor acht Tagen kam mein Gerber
(Friedrich Gerber aus Ipsach) von einem zweimonatigen Aufenthalt aus Cortaillod zurück. Er hat sehr viel gefunden. In Tonvasen gibt es dort sehr viel mit recht schönen Zeichnungen, aber leider
bekomme ich nur Bruchstücke. Es sind kaum 20 Stück beinahe ganz. Er hat mir 10 Körbe voller Tonvasen mitgebracht. Nun musste ich alles besichtigen und aussortieren, um nur das Beste zu behalten.
Wohl eine Hälfte habe ich beseitigt. Das schönste Stück ist ein fast flacher Teller, reich mit Zinn verziert, wohl das beste Tonstück meiner Sammlung. Gerber suchte an dieser Stelle vier Tage
lang, ohne das Fehlende zu finden. Die Stelle von Cortaillod ist gross, über 3 Jucharten von 40 000 Schuh. Obwohl das Wasser klein ist, ist die Stelle noch 7 Schuh tief.» Der schwarze Tonteller
wurde später im Landesmuseum Zürich wiederhergestellt. Er hat einen Durchmesser von 35cm, eine graphitierte Oberfläche und ist mit Einlagen aus weissen Zinnlamellen (Pfahlbaumäander)
verziert.[66]
«Die systematische Erschliessung der Siedlungsüberreste am Sempachersee verdankt
die Luzerner Urgeschichtsforschung keinem geringeren als Oberst Friedrich Schwab.»
Dr. Josef Speck-Scherrer (1918-2006) , Zuger Kantonsarchäologe [63]
Auf Pfahlbautour am Sempachersee
1862 verlegte Schwab seine Tätigkeit vorübergehend vom Seeland an den Sempachersee. Dort gelang ihm in kurzer Zeit der Nachweis von neun Ufersiedlungen, deren Lage er in einer Handskizze an
Ferdinand Keller festhielt. Insgesamt ist die Pfahlbauforschung am Sempachersee kaum über die bereits von Oberst Schwab gewonnenen Erkenntnisse hinausgekommen. Im Gegenteil, einige seiner
Erkenntnisse drohen heute wieder verloren zu gehen. So stiess schon der Versuch, die Schwabschen Uferstationen im Gelände genau zu lokalisieren, auf erhebliche Schwierigkeiten.[63]
Ebenfalls forschte Schwab am Burgäschisee, Mauensee, Baldeggersee (1862) und Hallwilersee (1862). Die Zeitungen berichteten nur selten über Friedrich Schwabs
Pfahlbautouren, so etwa 1862 der Nouvelliste vaudois: «Oberst Schwab setzt seine Forschungen an den Ufern des Neuenburgersees fort, um Antiquitäten aus den Pfahlbausiedlungen zu bergen. So holte
er kürzlich aus der Station Cortaillod einen etwa ein Pfund schweren, armbandähnlichen Bronzegegenstand heraus. Ausserdem ein zweischneidiges Bronzemesser, dessen Klinge am Ende herzförmig ist,
mit einem Griff aus demselben Metall, mit Tagzeichnungen verziert.»
Ebenfalls forschte Schwab am Burgäschisee, Mauensee, Baldeggersee (1862) und Hallwilersee (1862). Friedrich Schwab fand in den Seen u.a. Eisengegenstände wie bronzene Angeln, Haken,
gegossene Pfeilspitzen mit Widerhaken, Meisseln, Stechwerkzeuge, chirurgische Instrumente, Nähnadeln, Heftnadeln, Haarnadeln, Knöpfe, Schmuckgegenstände, Schneidewerkzeuge, Feilen, Schwerter,
Lanzen, Dolche, Beile, Wurfspiesse, Sensen, Sicheln und einen Pferdekamm. [4] Im Laufe der Jahre baute sich Schwab eine umfangreiche Sammlung auf und investierte über 70‘000 Frs. für die
Ausgrabungen im Bieler-, Neuenburger- und Murtensee. England bot im für diese Sammlung 60‘000 Pfund.
«Die reichste Sammlung von Pfahlbautenschädeln aus der
Stein-, Bronze- und Eisenzeit besitzt Oberst Schwab.»
Maximilian Perty, Ehrenmitglied des Anthropological Institute of Great Britain and Ireland, Die Anthropologie, B. 2, 1874, S. 224
Friedrich Schwab fördert die Schädelforschung
Durch die Pfahlbaustudien sensibilisiert, haben sich viele Wissenschaftler der naturhistorischen Archäologie aus pathologischer Sicht mit menschlichen Schädelformen beschäftigt. Dies begann mit
den Funden von Meilen. Die Beschaffung der Schädel erwies sich jedoch als besonders schwierig, wobei Oberst Schwab, Édouard Desor und Ferdinand Keller grosse Hilfe leisteten. Friedrich Schwab
besass die grösste Sammlung von Pfahlbauschädeln. Einige der gefundenen Schädel schickte Schwab an seinen Freund Carl Vogt (1817-1895), Professor für Naturgeschichte an der Universität Genf.
Vogt: «Die Schädel von Schwabs Sammlung stammen aus einem Pfahlwerk in der Nähe des Schüssausflusses am Bielersee, der bisher nur römische Altertümer geliefert hat. Nach Meinung der Arbeiter
wurde ein Schädel in der Nähe von Biel in einem Eisenbahneinschnitt in einer Tiefe von achtzehn Fuss im Sand gefunden, der aber vielleicht heruntergerollt war.» Vogt vertrat die Theorie, sie
stammten aus der Zeit des Untergangs des Römischen Reiches und der Einführung des Christentums in der Schweiz. Vogt: «Ich nenne diese affenähnliche Schmalschädel der Schweiz Apostelschädel, weil
sie im Leben dem Typus des Apostels Petrus glichen, wie er in der byzantinisch-nazarenischen Kunst dargestellt ist.»[38]
Ein sogenannter Hohberg-Schädel sandte Schwab 1864 an Ludwig Rütimeyer (1825-1895), Professor für Zoologie und vergleichende Anatomie, und Wilhelm His (1831-1904), Professor für Anatomie und
Physiologe in Basel. Er wurde ebenfalls bei einem Pfahlbau am Einfluss der Schüss gefunden. Schwab bemerkte über den Schädel, dass «sein Alter nicht genau bestimmen werden kann, da an er der
Einmündung des Flusses in den See gewiss jederzeit hätten Kochen angeschwemmt und versandet werden konnten.» Zwei defekte Schädel fand Schwab im Pfahlbau von Nidau-Steinberg. Die beiden
Professoren klassifizierten die Schädel als Sion-Typus. Rütimeyer und His erhielten von Schwab ebenfalls zu Studienzwecken eine Serie von sechs ziemlich vollständigen Schädeln aus den
verschiedenen Zeitperioden der Pfahlbaustationen des Bielersees (Nidau-Steinberg, Mörigen-Steinberg, Pfeidwald und Sutz).
Auslandreisen
Wenn das Wetter für die Suche nach Seeufersiedlungen ungünstig war, versuchte Schwab, sein Wissen durch Reisen zu erweitern, bei denen er Ausgrabungsstätten, Sammlungen und Museen besuchte. Bei
seinen Reisen nach Paris studierte er die dortigen Museen. Als er seinen kranken Bruder David nach Bad Homburg begleitete, besuchte er die Museen in Karlsruhe, Mainz, Wiesbaden und die
Saalburg.
Briefkorrespondenz mit zahlreichen Persönlichkeiten
Oberst Schwab stand mit vielen Archäologen in regem Briefwechsel, vor allem mit Dr. Ferdinand Keller (1800-1881), Präsident der Antiquarischen Gesellschaft (AGZ) in Zürich. Werner Bourquin im
Journal du Jura (24. 8. 1950): «Friedrich Schwab publizierte nur selten Artikel über seine Funde und schrieb auch kein Buch darüber. Hingegen existieren über 230 Briefe, in denen er Ferdinand
Keller in Zürich von 1854 bis zu seinem Tod 1869 über seine Forschungen und Ausgrabungen unterrichtete. Schwabs Briefe wurden von Plänen und Zeichnungen seiner Entdeckungen begleitet. Sie
befinden sich im Archiv der AGZ und enthalten nicht nur wichtige Angaben zu den Grabungsorten, sondern informieren über den Tag und die Uhrzeit, an dem Schwab sie durchgeführt hatte. Kellers
Berichte über die Pfahlbausiedlungen, die wichtigste Quelle für diese Forschungen, stützten sich bis zu Schwabs Tod fast ausschliesslich auf dessen Daten, und Keller versäumte es nicht, diese
wertvolle Zusammenarbeit zu würdigen. Schwab schickte praktisch jeden seiner Funde zur Begutachtung an Keller in Zürich. Dieser liess die meisten Funde entweder selbst oder durch seinen Zeichner
in grossen Zeichenbüchern abbilden. Ein weiterer Korrespondent war Frédéric Troyon (1815-1866), Archäologe und Konservator des kantonalen Antikenmuseums in Lausanne. Er schrieb in seinem 1860
erschienenen Buch «Habitations lacustres des temps anciens et modernes»: «Ich habe vor allem von der reichen Sammlung von Oberst Schwab in Biel profitiert, dem ich einige interessante Hinweise
verdanke». Später schrieb er, «dass Oberst Schwab durch seine zahlreichen Erkundungen das schönste Kabinett von Pfahlbau-Antiquitäten geschaffen hat, das es in der Schweiz gibt».[18]
Friedrich Schwab korrespondierte auch mit François-Alphonse Forel (1841-1912), Naturforscher von Morges; Louis Rochat (1824-1882), Lehrer für Naturwissenschaften am städtischen Gymnasium in
Yverdon; Gustav von Bonstetten (1816-1892), Archäologe von Bern; Albert Jahn (1811-1900), Theologe, Archäologe, 1836 bis 1838 Lehrer am Gymnasium Biel; Adolf von Morlot (1820-1867), Geologe und
Prähistoriker; Dr. Heinrich Meyer (1802-1871) Philolog aus Zürich; Conrad Bursian (1830-1883), deutscher Archäologe; Hans Caspar Escher (1775-1859), Ingenieur; Johann Jakob Horner
(1804-1886),Oberbibliothekar der Stadt Zürich; Johann Hotz (1822-1883) Staatsarchivar in Zürich; Professor Hermann Köchly (1815-1876), Altphilologe; Jakob Messikommer (1828-1917), Archäologe.
Ausserdem mit den Neuenburgern Albert Vouga (1829-1896), Dr. P. Clément von St. Aubin, Henri-Louis Otz (1820-1902) in Cortaillod und Professor Édouard Desor (1811-1882).[13]
Pfahlbau nach realistischem Vorbild, gezeichnet von J. Dumont d'Urville, 1834
Ferdinand Kellers Rekonstruktion des Pfahlbaus von Obermeilen Zürich mit Plattform.
Wie sah ein Pfahlbaudorf aus?
Obwohl Ferdinand Keller die Funde von Oberst Schwab in realistischen Zeichnungen darstellte, bediente er sich bei der Visualisierung eines Pfahlbaudorfes vor allem seiner Phantasie. Für die
Rekonstruktion eines Pfahlbaudorfes in seinem ersten Pfahlbaubericht 1854 (S. 81) liess er sich von einem Gemälde inspirieren. Es zeigt die Pfahlbauten der Papua auf der Insel Neuguinea in der
Bucht von Dorei, nördlich von Australien. Keller: «Wir haben der Zeichnung, welche die Konstruktion der Pfahlbauten im Zürich- und Bielersee veranschaulichen soll, auf die von Dumont d'Urville
1834 mitgeteilten Ansichten des Dorfes Dorei gestützt.» In seiner «Histoire Vol. IV. S. 607» berichtet Dumont d'Urville: «Die Einwohner von Dorei sind auf vier Dörfer verteilt, die am Wasser
liegen. Jedes Dorf besteht aus acht bis fünfzehn Häusern, die auf Pfählen stehen, aber jedes Haus besteht aus einer Reihe von einzelnen Zellen und beherbergt mehrere Familien. Einige dieser
Häuser bestehen aus einer doppelten Reihe von Zellen, die durch einen Korridor getrennt sind, der sich über die gesamte Länge des Hauses erstreckt. Die Gebäude sind aus grob bearbeitetem Holz
gebaut und haben überall Löcher, die oft unter den Füssen des Reisenden wackeln.»
Oben: Das Pfahlbaudorf Tupuselei in Neu-Guinea. Foto: John William Lindt, 1885
Unten; Pfahlbaudorf der Papua, Australien.
Pfahlbauern in Neu-Guinea. Reproduktion aus Pestalozzi-Kalender, Band 18, Bern 1925, S. 198
In Neuguinea ist der Pfahlbau die beliebteste Bauweise. Die Papuas sind auch im 21. Jahrhundert noch Fischer und Jäger und erinnern an die Vorfahren, die vor Jahrtausenden an den Ufern der Schweizer Seen lebten.[25] Laut Keller waren die ersten Schweizer Pfahlbauer. [25] Kellers veröffentlichte Zeichnung der Pfahlbausiedlung von Obermeilen inspirierte in der Folge zahlreiche Maler zur sogenannten «Pfahlbauromantik». Albert Anker, selbst Sammler prähistorischer Objekte, malte 1873 seine schmucktragende Pfahlbauerin mit Kind im Arm, wie sie auf den Bielersee blickt, wo ihr Geliebter mit dem Einbaum unterwegs ist. Das Bild befindet sich im Musée de Beaux-Arts, La Chaux-de-Fonds.
Pfahlbauten und Pfahlbauern im damaligen Schulunterricht
Nachdem sich die neuen Erkenntnisse durch die Schweizer Volkskalender populärer verbreiteten, als durch die Berichte von Ferdinand Keller, hielten sie Einzug in die Klassenzimmer. Bereits 1864
schrieb der Zürcher Lehrer Johannes Staub (1813-1880) «Die Pfahlbauten in den Schweizer Seen». Da es in der Schweiz genügend Fundstellen von Pfahlbau-Überresten gibt, durch die der Unterricht
wissenschaftlich untermauert wird, begannen die obligatorischen Sprachlehrmittel der Volksschulen von Pfahlbauten und Pfahlbauern zu berichten:
Wandbild von Adolf Funk mit PfahlbauerInnen bei der Mörigenbucht am Bielersee. NMB Neues Museum Biel, Haus Schwab.
«Im Winter 1853/54 war der Wasserstand des Zürichsees sehr niedrig. Da sah man in der Nähe des Ufers viele Pfähle nach beieinander aus dem Seegrund ragen. Aus dem Schlamm zwischen den Pfählen holte man allerlei Geräte hervor. Wie waren die wohl in den See gelangt und von wem stammen sie? Da erinnerte man sich, dass noch vor wenigen hundert Jahren in Irland, von wo der heilige Fridolin und andere Missionare zu uns kamen, Menschen auf den Seen draussen gewohnt hatten. Reisende erzählten, dass im fernen Asien jetzt noch Einheimische auf dem Wasser Hütten bauten. Solche Menschen, die ihre Wohnungen auf Pfählen über dem Wasser errichten, nennt man Pfahlbauer.
In fast allen Schweizer Seen wurden Überreste von Pfahlbauten gefunden. Die einen glauben, dass die Pfahlbauer über dem Wasser Schutz vor den wilden Tieren suchten, die anderen vermuteten, dass die Pfahlbauten den Menschen den Verkehrsweg mit ihren Nachbarn erleichterten, weil das Land noch eine einzige Wildnis war. In einer Bucht des Sees, die nicht zu tiefes Wasser haben durfte, wurden Pfähle in den See getrieben und über diese Stämme gelegt. Auf diesem Boden errichtete man Hütten, deren Wände aus Balken gemacht oder aus Ruten geflochten und mit Lehn bestrichen waren. Das Dach bestand aus Binsen und Stroh. Die ganze Hütte war niedrig und bildete einen einzigen Raum. In der Mitte dieses Raumes stand der aus Steinplatten zusammengefügte Feuerherd. Der Rauch musste sich seinen Weg durch die Tür oder dann durch die Dachluken, wie bei unseren Almhütten, ins Freie suchen. Oft genug wird wohl der ganze Raum mit Rauch erfüllt gewesen sein. Entlang der Wände waren die Lager aus Stroh und Binsen, und darüber hingen die Kleider und die Jagd- und Kriegswaffen der Pfahlbauer. Im Boden der Hütte oder ausserhalb befand sich manchmal eine Falltür, durch die man Wasser schöpfen oder auch Fische fangen konnte. Mit dem Land waren die Hütten durch eine Brücke verbunden.
An die Wohnungen der Menschen waren besondere Räume mit Futtervorräten angebaut, denn die Pfahlbauer hielten auch Haustiere. Aus den Überresten dieser Pfahlbauten
geht hervor, dass sie fast alle durch Feuer zerstört wurden. Die Materialien, aus denen die Hütten gebaut waren, boten dem Feuer reichlich Nahrung. Die Pfahlbauer pflanzten auch Weizen an.
Zwischen den Pfählen fanden sich verkohlte Weizenkörner. Ebenso verkohlte Äpfel, Birnen und Kirschen. Diese Früchte wurden wahrscheinlich fleissig angebaut. Man fand auch Stoffe aus Wolle und
Leinen. Die Pfahlbauern kannten also die Kunst zu weben. Dann fuhren sie in ausgehöhlten Baumstämmen, dem Einbaum, über den See, um mit der Angel oder dem Netz Fische zu fangen.»[23] Als später die Pfahlbauer das Eisen kennenlernten, stellten sie daraus vor allem Werkezuge und Waffen her. Mit Rücksicht auf das Hauptmaterial, aus dem ihre Waffen
und Geräte bestanden, unterscheidet man in der Pfahlbauzeit eine Stein-, eine Bronze- und eine Eisenzeit. Skeptiker fragten sich jedoch, warum die älteren Höhlenbewohner die Kunst des Zeichnens
und Schnitzens kannten und bei den jüngeren Pfahlbauern weder Tierzeichnungen noch Schnitzereien gefunden wurden. Das «Lesebuch für die Sekundarschulen des Kantons Baselstadt» machte 1919 den
Lehrer Johann Aeppli zum Entdecker der Pfahlbauten. 1933 gab das Schweizerische Jugendschriftwerk die beliebten Hefte «Die Pfahlbauer am Moossee» von Hans Zulliger heraus.
Stefan Hochuli in Tugium: «Mit den Pfahlbauern, den neu entdeckten direkten Vorfahren der heutigen Schweizer, konnten sich breite Bevölkerungsschichten identifizieren. Sie galten als typisch schweizerisch und bestärkten das idyllische Bild einer inselartigen Schweiz inmitten Europas. Später standen die Pfahlbauer im Rahmen der geistigen Landesverteidigung auch für die Unabhängigkeit und Eigenständigkeit der Schweiz. Durch unzählige Darstellungen in Schulbüchern und auf Schulwandbildern sind sie zu einem festen Bestandteil der Nationalgeschichte geworden.» [84] Peter Raimann in Archäologie Schweiz: «Die Pfahlbauer werden heute sachlicher als Ackerbauern und Viehzüchter der Jungsteinzeit bezeichnet. Allerdings hat sich die Art der Vermittlung verändert. Standen früher vor allem Bilder, Zeichnungen und Erzählungen im Zentrum des Unterrichtes, so ist heute das Erleben, das Begreifen wichtiger geworden. Lernort ist nicht mehr nur das Schulzimmer. Klassen besuchen Museen, die vielerorts mit didaktischen Materialien und museumspädagogischen Aktivitäten einen interessanten und anschaulichen Unterricht ermöglichen. Das eigene Tun, das handwerkliche Gestalten mit natürlichen Rohstoffen wie Holz, Stein, Knochen sind heute wichtige Bildungselemente.» [85] Aber auch ältere Schüler, wie etwa die der Bauabteilung des Kantonalen Technikums Biel, führten im Museum Schwab eine wissenschaftliche Arbeit über Pfahlbaufunde durch.
150 Jahre Museum Schwab: Die Pfahlbauerkultur entdecken nach dem Motto «Lebendige Archäologie»
«Das «Pfahlbaufieber» wurde am Bielersee entfacht. Es ist bis heute nicht verklungen.»
Bernhard Pulver, Erziehungsdirektor Bern, Die Pfahlbauer, Am Wasser und über die Alpen, PDF, 2013
Foto rechts: Archäologische Ausstellung, NMB Neues Museum Biel, Haus Neuhaus, 2024. Spitze einer von Fischern benutzten Knebelharpune aus Concise (VD), hergestellt aus Hirschgeweih.
Die Antikenjagd
Als 1859 bei Aushubarbeiten für den Bau einer Eisenbahnlinie in Concise Altertümer entdeckt wurden, waren diese, wie die «Gazette de Lausanne» berichtete, wegen des Reichtums und der Vielfalt der Gegenstände bedeutender als zunächst vermutet. Schon in den ersten Tagen wurden zahlreiche Interessenten auf die Funde aus der ältesten Pfahlbauzeit aufmerksam. Die Arbeiter sammelten Tausende von Stein- und Knochenfunden, um sie gewinnbringend zu verkaufen. Antiquitätenliebhaber aus Biel, Neuenburg, Yverdon und Lausanne beeilten sich, um die Funde unter sich aufzuteilen. Friedrich Schwabs Klassenkamerad Louis Agassiz nahm einige Stücke für sein Museum mit, das er in Amerika gründete. Die Regierung stellte dann für das Kantonsmuseum umfangreiche Nachgrabungen an.
Zudem entwickelte sich aus dem Wettstreit um die Pfahlbaufunde eine beispiellose Geheimniskrämerei. Ehemalige Freunde wie Troyon, Morlot und Forel, die einst gemeinsam am Genfersee nach Funden gesucht hatten, zerstritten sich gnadenlos und wurden zu erbitterten Konkurrenten. Dieses Klima des Misstrauens bekam auch Ferdinand Keller zu spüren, der immer weniger unpublizierte Funde und Hintergrundinformationen für seine Pfahlbauberichte erhielt. Sein Freund Oberst Schwab hingegen versorgte den wissbegierigen Keller auch weiterhin mit Funden und Informationen.[61]
Fälschungen und Pfahlbauverbot
Als das Pfahlbaufieber immer weiter um sich griff, entwickelte sich in Yverdon, Cortaillod, Concise, Corselett, Lausanne und Genf eine Industrie von Fälscherwerkstätten, die mit den Überresten
der Pfahlbauten handelten. Oberst Schwab erwähnte diese Fundfälschungen in einem Brief vom 13. September 1859. Er wies darauf hin, dass die Arbeiter in Concise aus Bruchstücken von Funden
allerhand ganze Bronzefunde herstellten, von denen auch er einige gekauft hatte. Obwohl er danach seine Sammlung nach solchen «Funden» durchsuchte, blieben ein paar Fälschungen in der Sammlung,
die erst viele Jahre später als solche erkannt und entfernt wurden. Diese Fälschungen erkannte man durch Eintauchen in heisses Wasser, bei das Fundstück in einzelne Stücke zerfällt und der mit
Gummi aufgetragene feine Steinsand als vorgetäuschte Wasserverkrustung abfällt.[43]
Die Antiquarische Gesellschaft in Zürich stellte fest: «Ärgerlich waren die Fälschungen, welche Eisenbahnarbeiter mit den in den Pfahlbauten zu Concise gefundenen Gegenständen vornahmen, doch die
Antiquarische Gesellschaft liess sich nicht täuschen.» Schliesslich wurde der Handel mit Altertümern von der Regierung unterbunden. Friedrich Schwab schrieb 1861: Seines Wissen sei im Kanton
Waadt jedes Suchen und Graben nach Altertümern zu Lande und zu Wasser verboten. Wenn er seine Forschungen zum Schaden der Wissenschaft eingestellt habe, ist es aus diesem Grund
geschehen.[6] Édouard Desor wusste es ganz genau: «Die waadtländische Regierung hatte allen Nicht-Kantonsbürgern das Suchen nach Pfahlbau-Altertümern in dem
zur Waadt gehörenden Teil des Neuenburger Sees untersagt. Eine Bewilligung wird nur erteilt, wenn der Forscher alles, was er findet, dem Museum in Lausanne abliefert.» Diese Bewilligung wurde
Friedrich Schwab nach 14 Tagen wieder entzogen. Ferdinand Keller: «Was wäre aus dem Studium unseres Bodens geworden, wenn man den Einfall gehabt hätte, den Geologen zu verbieten die Erde zu
durchsuchen, um derselben die Überreste früherer Schöpfungen zu entnehmen? Ich freue mich, dass unter uns Antiquaren der östlichen Schweiz kein solcher Geist herrscht. Wir haben Oberst Schwab
nicht gehindert in Meilen Nachgrabungen vorzunehmen und ihn nach Kräften dazu ermutigt, unter der einzigen Bedingung, dass er uns die gefundenen Gegenstände untersuchen und nötigenfalls
abzeichnen lasse.»[27]
Die Freiburger Kantonsarchäologin Hanni Schwab (1922-2004) berichtete in den Freiburger Nachrichten (25. 9. 1969): «1862 erliess der Staatsrat des Kantons Freiburg ein Dekret, das jegliches Suchen und Graben in prähistorischen Fundstellen verbot. Damit sollte die wahllose Ausbeutung dieser Fundstellen ein Ende gesetzt werden. Das Dekret verfolgte gleichzeitig das geheime Ziel, die beiden Lokalforscher von Estavayer, Henry Rey und Beat de Vevey, sowie den privaten Sammler und Altertumsforscher Oberst Friedrich Schwab aus Biel von den freiburgischen Stationen im Neuenburgersee fernzuhalten. Dieses Verbot war jedoch wenig wirksam, denn bereits ein Jahr später erteilte dieselbe Regierung mehreren ausserkantonalen Forschern das Recht, die Pfahlbaustationen im Murtensee zu untersuchen. So gruben 1863 Baron Gustav von Bonstetten aus Bern , Oberst Friedrich Schwab aus Biel und Emil Desoz aus Neuenburg auf der Grenginsel und Edmund von Fellenberg, der Konservator des Antikvariums in Bern, auf der neolithischen Siedlung von Guévaux im Oberwistenlach . Die Funde gelangten nach Bern, Biel und Neuenburg.[51]
Die Wissenschaft ändert sich
Mit der Juragewässerkorrektion von 1868 bis 1891 sank der Wasserspiegel um etwa zwei Meter. Dadurch wurden die alten Pfahlbausiedlungen trocken gelegt und eine neue Phase der Forschung
begann. Oberst Schwab mussten seine Funde früher vom Wasser herausfischen. Nun war eine planmässige und methodische Ausbeutung der Pfahlbaureste möglich. Allerdings wurde die Bauleitung der
Juragewässerkorrektion zu spät informiert. Fischer und Antiquitätenhändler stürzten sich wie schon einige Jahre zuvor ziemlich planlos auf die Altertümer und verschleuderten die einmaligen Stücke
auf dem Markt von La Tène und La Neuveville. Erwachsene und Kinder füllte die Markkörbe statt mit Gemüse, Fische und Kartoffeln, mit Pfahlbaufunden und erhielt dafür den damals lukrativen Preis
von 15 bis 17 Franken. Hat Oberst Schwab, der von Anfang an ein entschiedener Gegner der Juragewässerkorrektionen gewesen war, diese Entwicklung etwa vorausgeahnt?[61]
1873/74 übertrug die Regierung Edmund von Fellenberg die Untersuchung sämtlicher Pfahlbauten. La Tène erhielt durch die Grabungen von Paul Vouga (1880-1940) ein
anderes Aussehen, eine Büste und den Espace Vouga. Die neuen Ausgrabungen wurden zu einer Wissenschaft, deren Anforderungen der Prähistoriker allein nicht mehr erfüllen konnte. Geologen,
Botaniker, Zoologen, Geometer und Anthropologen wurden hinzugezogen.[13] Heute ermöglichen die Radiokarbondatierung und vor allem die Dendrochronologie
genaue Datierungen. Die im See errichteten Pfahlbauten werden als Feuchtbodensiedlungen bezeichnet.
«Colonel Schwab willingly admits visitors to his interesting Collection
of Antiquities (found in the ancient Swiss lake-villages).»
Reiseführer Baedeker, 1869, S. 7
Die Pfahlbausammlung Schwab:
Friedrich Schwab hatte in seinem Museum in der Nidaugausse die Pfahlbausammlung nach Fundorten geordnet und jede einzelne Ausgrabung voneinander getrennt. Am 23. September 1856 stellte Dr.
Neuhaus in Biel anlässlich der Jahresversammlung der Société d’émulation du Jura mehrere keltische Funde aus der Sammlung Schwabs vor und erläuterte sie den Mitgliedern. Schwab lud die
Gesellschaft ein, seine Sammlung zu besichtigen. «Die Zeit erlaubte nur einen kurzen Blick auf die kuriosen Gegenstände aller Art, die im Bieler Museum gesammelten sind. In einem grossen Saal
befinden sich die im See bei Nidau gefundenen Fundstücke, deren Studium nach dem Vortrag von Dr. Neuhaus an der Generalversammlung noch interessanter wurde. Der Steinberg bei Möringen wurde einst
von einer Kolonie von Fischern und Jägern bewohnt, wie die dort gefundenen Gegenstände zeigen. Die Pfahlbauten aus keltischer Zeit bei Nidau können auch nicht durch den Anblick von nicht weniger
kuriosen Objekten, die das Museum von Herrn Schwab zieren, verdrängt werden. Leider können wir nicht ins Detail gehen.»[31]
Paul Vouga berichtete am 7. Mai 1858 in der Sitzung der Naturforschenden Gesellschaft von Neuchâtel über Schwabs Sammlung. Er erwähnte insbesondere Holzgefässe, grosse Löffel aus demselben
Material, gut gearbeitete Speere und Ruder aus Eichenholz, einfache und doppelte Bronzeangeln in allen Grössen, Nähnadeln aus Bronze mit einem Auge am Ende oder in der Mitte ihrer Länge,
spiralförmig durchlöchert Tongefässe, eine Reihe von Töpfen und Pfannen, einige davon mit spiralförmig angeordneten Löchern versehen, Glaswaren für Armbänder, geprägte Goldplättchen und einige
Goldmedaillen mit undeutlicher Prägung. Eine grosse Anzahl von Gegenständen, die an der Pont de Thièle gefunden wurden, deuteten auf eine zeitgleiche Station mit Meilen am Zürichsee hin.
Schliesslich begutachtete Vouga eine Karte des Bielersees und der umliegenden Umgebung, auf der Oberst Schwab die antiken Lagerstätten markiert hatte, die je nach Art der dort gefundenen
Gegenstände eingefärbt waren.[36]
Der Pfahlbaubericht von 1860 schreibt über Schwabs Sammlung: «Sie hat wieder einen beträchtlichen Zuwachs an Pfahlbaugeräten aus der Stein-, Bronze- und Eisenzeit erhalten und ist zur Zeit
reicher und belehrender als jede andere Sammlung ähnlicher Art. Sie umfasst die grösste Anzahl von Gegenständen und bietet auch den besten Überblick über den Kulturstand der Siedler in den
verschiedensten Entwicklungsstufen.» Im Pfahlbaubericht von 1863 heisst es: «Es liegt ein vollständiges Inventar der Bronzen in der Sammlung Schwab vor, die mehr als drei Viertel aller in der
Westschweiz gefundenen Bronzen enthält.»[13] Die Naturforschende Gesellschaft stellte fest: «Die reichste Sammlung von Pfahlbauschädeln ist diejenige von
Oberst Schwab.»[20] Am 21. August 1965 besuchte die «Sociétés d’Utilité publique de la Suisse romande» das «reichhaltige Seemuseum Schwab», am 5.
September 1865 die «Société d’émulation».
Die von Schwab in La Tène ausgegrabenen gallischen Waffen erregten grosses Aufsehen. Napoleon III., der durch die von ihm verfasste «Histoire de Jules César» mit der gallischen Kultur vertraut
war, unternahm grosse Anstrengungen, um diese Funde zu erwerben. 1865 wollte er Schwabs komplette archäologische Sammlung mit keltischen Altertümern aus der Pfahlbauzeit kaufen und bot dafür Fr.
100‘000.-. Auf seine Weigerung erhielt er ein zweites Angebot von Fr. 200‘000.-. Um der Sache ein Ende zu machen, schenkte Schwab seine Sammlung 1865 der Stadt Biel und sandte dem Kaiser nur die
Duplikate (heute im Museum St. Germain).[7] 1866 erhielt Schwab von Napoleon III. für die Zusendung seiner Duplikate in einem Ebenholzkasten ein prächtiges
Jagdgewehr der Firma Castinne-Renette und eine Widmung des Kaisers.
Während die früheren Weltausstellungen rein praktische Ziele verfolgten, ging die Pariser Weltausstellung von 1867 weit darüber hinaus. Sie befasste sich mit der physischen und moralischen Situation der Völker. Damit verbunden war eine kulturgeschichtliche Abteilung: die Geschichte der Arbeit. Bis dahin hatte die Schweiz auf internationalen Ausstellungen vor allem mit volkstümlicher Handarbeit eine bevorzugte Stellung eingenommen. Dies änderte sich, als Oberst Schwab zusammen mit anderen Schweizer Pfahlbausammlern einen wertvollen Teil seiner Sammlung an die Weltausstellung schickte.[1] Er schrieb am 26. Januar 1867 an Friedrich Keller: «Ende Oktober 1866 kam Herr Quiquerez zu mir. Er wünschte sehr, dass ich mich an der diesjährigen Weltausstellung beteiligen möchte. Ich willigte zuletzt ein. Kaum war ich mit den drei Vitrinen fertig, anfangs Christmonat sollten sie versendet werden, kam Herr Desor, um mich noch zu ersuchen, drei andere auszufüllen.»[34] Aufgrund der Menge der Objekte reichte der ursprünglich vorgesehene Raum nicht aus. Die Ausstellung fand parallel zum Internationalen Kongress für Urgeschichte im «Vestibül für die Geschichte der Arbeit» und im «Vestibül der Schönen Künste» auf der Schweizer Seite der Rue d’Espagne statt. Das Dach dieser beiden Abteilungen wog 500‘000 Kilo. Es handelte sich um die bis dahin grösste Propaganda für die Schweizer Pfahlbauten.
Die sechs bekanntesten Privatsammler Oberst Schwab, Naturforscher Johann Uhlmann (1820-1882) in Münchenbuchsee, Archäologe Jakob Messikommer (1828-1917) in Wetzikon, Geologe Édouard Desor (1811-1882), Wasserbauingenieur Guillaume Ritter (1835-1912) in Neuchâtel und der Arzt Gustave Clément (1828-1870) in St. Aubin stellten das Schönste aus, was sie in jahrelanger Arbeit zusammengetragen hatten. Die «merkwürdigen Gegenstände» versetzten die Besucher in die Entstehungszeit von Handwerk und Gewerbe der Land- und Hauswirtschaft der Ureinwohner der Schweiz. Die von Clément chronologisch geordneten Funde wurden von vier Gemälden begleitet. Léon Berthoud (1822-1892) in Baumarcus aus Neuenburg zeichnete einen nächtlichen Angriff und Brand eines Pfahlbaudorfes, sowie Nachgrabungen in den Pfahlbauten der Station St. Aubin. Auguste Bachelin (1830-1890) malte das Innere eines steinzeitlichen Pfahlbaudorfes und eines bronzezeitlichen Pfahlbaudorfes aus La Tène am nordöstlichen Ende des Neuenburgersees.
Zur Veranschaulichung der Pfahlbauten wurde ein Modell von Messikommer aufgestellt. Eine Trophäe das grosse Kupfergefäss von Friedrich Schwab, das er in La Tène fand. In verschiedenen Vitrinen zeigte er Pfahlbaufunde aus der Stein-, Bronze- und Eisenzeit. Darunter Schwerter und Schwertklingen, Lanzen, Speere, Pfeilspitzen, Wetzsteine, Hämmer, Angelhaken, Gürtelschnallen, Haarnadeln, Ringe, Spangen, Knöpfe, Halsbandperlen, Schären, Sägen und eine Pflugschar. [54] Interessant für die Besucher war auch, dass die Stein- und Bronzezeit in den meisten Ländern Europas nachgewiesen werden konnte und zwar mit fast identischen Formen der Geräte.
Anlässlich der Pariser Ausstellung erschien Schwabs Publikation «Antiquarium oder zehn photographierte Tafeln mit deutschem und französischem Text. Copieen der aus dem Museum Schwab in Biel von dessen Gründer an die Pariser Ausstellung von 1867 gesandten, in den Pfahlbauten der Schweiz aufgefundenen Gegenstände», fotografiert von der photographischen Anstalt J. Häuselmann in Biel. Das von Friedrich Schwab zunächst für den Privatgebrauch angefertigte Werk zeigte auf 10 Tafeln die naturgetreue Abbildung von 685 Objekten aus den bronze- und eisenzeitlichen Pfahlbauten der Schweiz. Die ersten 6 Tafeln zeigten 335 La-Tène-Funde. Schwabs hatte die hervorragende Idee, seine Antiquitäten fotografisch abzubilden, denn er machte damit eine wunderbare Sammlung für alle zugänglich. Damit ein solches Werk gelingen konnte, bedurfte es einer exakten Reproduktion, die der Bieler Fotograf Jakob Häuselmann meisterhaft vollbrachte. Seine Fotografien waren bis ins kleinste Detail naturgetreu. Das «Antiquarium» war eines der seltenen Beispiele, in denen sich Reproduktionskunst und Wissenschaft gekonnt verbanden. Es befindet sich u.a. in den Sammlungen des Britischen Museums und der Stadtbibliothek Solothurn.[57]
Die Zeitung Le Jura (15. 3. 1867) schwärmte: «Mehrere Schweizer Archäologen hatten mittlerweilen Sammlungen zur Eisenzeit angelegt, von denen die von Oberst Schwab mit über 5000 Metallobjekten die bedeutendste ist. Sie geniesst daher einen Ruf, den man als universell bezeichnen kann. Die Sammlung umfasst Äxte, Schwerter, Hämmer, Ruten , Haarnadeln, kleine Ringe, Ohrringe, Armbänder und Fragmente, Angelhaken, Punzen, spiralförmige Metalldrähte, Lanzenköpfe, Pfeilspitzen, Knöpfe, Nadeln, verschiedene Ornamente, Sägen, Dolche, Sicheln, Spitznadeln und kleine Armbänder. Ausserdem verschiedene Gegenstände, darunter Goldschmuck, steinzeitliche Hirschhörner, Rädchen, Tonscherben usw. Schwab zog vier menschliche Schädel aus der Bronzezeit aus dem Wasser des Bielersees. Zwei davon wurden in Nidau, einer in Sutz und einer in Biel gefunden.» Am 20. Juni 1968 besichtigte die Gesellschaft für Geschichte des Kantons Bern seine prächtige Sammlung. Oberst Schwab machte es sich zum Vergnügen, den um ihn versammelten namhaften Wissenschaftlern alle gewünschten Erklärungen selbst zu geben. Diese Hilfsbereitschaft verband der mit Gastfreundschaft, indem er die Goldschmiedegefässe seiner Sammlungen grosszügig mit Wein füllte und herumreichte.[35]
Eifersucht auf Friedrich Schwab
Der deutsche Naturforscher Dr. Moritz Wagner (1813-1887), Honorarprofessor für Geographie und Ethnographie an der Universität München, über Friedrich Schwab: «Man hat sich über die
Pfahlbauforschungen in der Schweiz und über den grossen Eifer mancher Sammler, die, wie der wackere Oberst Schwab sehr viel Geld opfern, um uralte Gegenstände aus dem Seeschlamm heraufzuholen,
nicht nur gewundert sondern auch geärgert. Im fernen Japan bestand eine ganz ähnliche Liebhaberei in hohem Grade schon längst. Unter den Fürsten gibt es einige, die ganze Museen solcher in alten
Höhlen und Gräbern gefundenen Altertümer besitzen, viel Geld dafür ausgeben und gute Kenner aller Arten dieser Gegenstände sind. Aber dort spottet niemand über eine solche Sammelleidenschaft.
Oberst Schwab besitzt das schönste und reichhaltigste Antikenmuseum der Schweiz. Allein der Besuch desselben ist eine Reise nach Biel wert. Ein reicher Mann zu sein und damit eine ganz
unabhängige Stellung einzunehmen ist etwas sehr Schönes im Leben. Wenn man mit einem so glücklichen Treffer aus der Lotterie des Schicksals auch noch Liebe und Interesse für die Wissenschaft und
damit die Fähigkeit verbindet, bedeutende Geldopfer für wissenschaftliche Zwecke zu bringen, so ist dies eine herrliche Lebensstellung und sollte dem glücklichen Besitzer nicht missgönnt werden.
Kein anderer Mann hat die Kenntnis der drei vorgeschichtlichen Perioden, die man die Stein-, Bronze und Eisenzeit nennt, so sehr gefördert wie er. Seine Ausgrabungen an den verschiedenen Seen
sollen ihn bereits über 60‘000 Franken gekostet haben.»[55] Einige kritisierten auch Schwabs Funde, etwa die Kölnische Zeitung (14. 9. 1867): «Man darf
bezweifeln, dass die verrosteten Schlüssel und Scheren, welche Oberst Schwab gefunden hat, wirklich den älteren Epochen und nicht späteren Fischern angehörten, die sie zufällig ins Wasser fallen
liessen. Eisen rostet so schnell.»
Geschenke für Museen und Gesellschaften
Teile seiner Sammlung verschenkte Friedrich Schwab. Die Antiquarische Gesellschaft in Zürich schrieb in ihrer Festschrift zum fünfzigjährigen Bestehen der Stiftung: «Eine Menge von Gegenständen
aus den Pfahlbauten im Bielersee wurden uns von Oberst Schwab geschenkt.» Die Gesellschaft erhielt aus verschiedenen Orten Geweihsprossen; ein Hirschgeweih mit Krone; Weizen- und Hirsekörner;
eine Spindelwirtel; Feuersteine; zwei Eisenwürfel aus Bellmond; Bruchstücke von Wasserleitungen in Biel; eine doppelte Fischangel aus Bronze aus dem Pfahlbau bei Nidau; mehrere Bronzegüsse von
Pfahlbauobjekten; Tonunterlagen; Tonringe; Tonscherben mit Verzierungen von Sutz; Zeichnungen von Schwertern und anderen Gegenständen, Geräte aus Stein und gebrannter Erde aus den Pfahlbauten am
Bielersee z.B. Schleudersteine, Kornquetscher, Reibplatten, Hämmer, Schalen und Töpfe mit Ornamenten versehen, aus Ton gebrannte mondsichelförmige Bilder, Gipsabgüsse von verzierten Schalen und
der grössten auf dem Steinberg gefundenen Urne, Bronzeobjekte wie ein Kelt, verschiedene Nadeln, Angelhaken usw.
1864 legte Deutschlands erstes ethnographisches Museum, das «Königliche Ethnographische Museum München» (heute Museum Fünf Kontinente) nach der Entdeckung der Pfahlbauten im Sternberger See
eine Sammlung von prähistorischen Altertümern an. Oberst Schwab schenkte dem Museum einige Objekte aus den Schweizer Pfahlbauten.[39] Im «Journal of the
royal society of antiquaries of Ireland», Bd. 84, Teil 1, S. 92, wurde von einer interessanten Tauschhandel zwischen Oberst Schwab und dem irischen Prähistoriker Sir Augustus Wollaston Franks
(1826-1897), Kurator am britischen Museum, berichtet. Danach sandte Schwab 1863 durch Vermittlung Ferdinand Kellers einige Pfahlbaufunde nach Irland und erhielt im Gegenzug irische Funde
(darunter drei bronzene Speerspitzen), später unter den Nummern 6323 bis 6329 im Museum Schwab in Biel zu finden. Franks war einer der internationalen Experten, die 1890 vom Bundesrat für die
Gründung eines Landesmuseums beigezogen wurden.[64] Dem British Museum in London schenkte er 1867 ein Schwert, ein Speer und eine Drahtfibel aus den
La-Tène-Funden. Das Musée d'Archéologie Nationale in St. Germani-en-Laye erhielt von ihm einige Pfahlbaufunde, die auf der Webseite des Museums abgebildet sind.
Friedrich Schwab stellte seine Objekte anderen Museen zur Verfügung, um sie originalgetreu abzuformen. Lindenschmidt, der Direktor des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz, interessierte sich besonders für seine La-Tène-Schwerter und wünschte, sie abzuformen. Dies geschah durch Vermittlung Kellers in Zürich.[15] Der Jahresbericht des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz von 1861 berichtet über die Abgüsse: « Eine werthvolle Bereicherung erfuhr unser Museum durch die zuvorkommende Güte des Herrn Oberst Schwab in Biel, der bei einem Besuch im vorigen Sommer seine bekanntermassen überaus reiche Sammlung von Altertümern der Pfahlbauten des Bieler- und Neuenburgersees in gütigster Weise für unsere Zwecke zur Verfügung stellte. Die Übersendung von 125 Stücken, Schwertern, Lanzen, Dolchen, teils aus Erz, teils von kunstvollster Eisenarbeit, Messern, Haarnadeln, prächtigen Armringen usw., wurde uns am Ende dieses Winters nach sorgfältiger Auswahl durch den Konservator Dr. Runge in Zürich, der sich zu diesem Zwecke selbst bei grösster Kälte nach Biel begab, zugestellt. Damit wird unser Museum in der Lage sein, ein fast vollständiges Bild dieser merkwürdigen Seefunde zu geben, die als die bedeutendsten Entdeckungen der letzten zehn Jahre anzusehen sind.»[71]
Das Museum Schwab in illustrer Gesellschaft
Mit der zunehmenden Bedeutung der Pfahlbauten für die Altertumskunde entstanden in der Schweiz innert weniger Jahre spezielle «Pfahlbaumuseen», meist in Privathäusern. 1864 reiste der «Verein für
meklenburgische Geschichte und Altertumskunde» zu Forschungszwecken in die Schweiz, das Mutterland des Pfahlbaus, um diese Museen kennen zu lernen und Vergleiche anzustellen. Sie besuchten die
Pfahlbaumuseen in Biel (Schwab), Basel (Rütimeyer und His), Zofingen (Suter), Bern (Morlot), Münchenbuchsee (Uhlmann), Rosenbühl (von Fellenberg), Eichenbühl (von Bonstetten), Zürich (Keller),
Wetzikon (Messikomer), Überlingen, Lausanne (Troyon), Genf und Neuchâtel (Désor). [70] Édouard Desor erwähnt auch Cortaillod (Otz), la Lance (Pourtalès-Sandoz), St. Aubin (Clément) und Estavayer
(Rey und Vevey) mit dem Hinweis, dass die Sammlung von Schwab die grösste von allen ist.
Das neue, öffentliche Museums Schwab entsteht
Bereits 1846, als man in der Römerquelle römische Münzen fand, entstand die Idee, in Biel ein Museum für Altertümer zu gründen. In Biel öffneten bereits einige private Sammler und Institutionen
ihre Türen für wissenschaftlich und literarisch Interessierte. Neben der Sammlung Schwab gab es die Sammlung seines Freundes Emanuel Friedrich Müller in Nidau, die eine beachtliche Anzahl
keltischer und römischer Altertümer aus dem Seeland besass. Es gab die Medaillensammlung von Oberst Heilmann und das Stadtarchiv. Im Progymnasium, das im Dufourschulhaus untergebracht war, gab es
ein kleines Naturalienkabinett und eine Bibliothek, die weitgehend aus freiwilligen Schenkungen bestand und zumindest den Lehrern und Schülern des Progymnasiums zur Verfügung stand. Die
kirchliche Bibliothek war eine Wohltätigkeitsorganisation für Kranke. Sie war sonntags nach dem Gottesdienst geöffnet und diente vor allem der Bildung und Erbauung der Jugend und der unteren
Schichten. Die Burgerbibliothek stand allen Einwohnern gegen eine geringe Jahresgebühr zur Verfügung.
1854 gründete Gottfried Scholl (1803-1865) zusammen mit Oberst Friedrich Schwab, seinem Klassenkameraden vom Dufourschulhaus, und anderen die Bieler Sektion der Société jurassienne d'émulation.
Schwab schrieb 1854 an Ferdinand Keller, dass «in Biel eine Sammlung nicht leicht zustande kommt, es sei denn, dass die Sache koste nichts.» 1861 griff Gottfried Scholl als ehemaliger Gemeinderat
und Präsident der Bieler Sektion der Société jurassienne d'émulation, die Museumsidee wieder auf. Die Berner Zeitung (26. 12. 1861) berichtete: «Biel denkt an die Gründung eines Museums, in
welchem alle hiesigen Bibliotheken, naturhistorischen und antiquarischen Sammlungen, Siegestrophäen aus den Schweizerschlachten, Kunstgegenstände und dergleichen untergebracht werden sollen. Die
prachtvolle Sammlung des Kommandanten F. Schwab, welche aus den seltensten keltischen Alterthümern besteht, wird von ihrem Besitzer, unter der Bedingung würdiger Aufstellung und Fürsorge, seiner
Vaterstadt überlassen und eine Hauptzierde des geplanten Baues bilden.» Die Zürcher Zeitung (28. 12. 1861) bestätigte: «In Biel beschäftigt man sich mit dem Plan, ein Museum zu gründen, das
Bibliothek, Archiv und Sammlungen umfassen soll. Oberst Schwab soll, sobald er einer würdigen Unterbringung sicher ist, seine seltene Sammlung keltischer Altertümer, die er selbst in den drei
benachbarten Seen in Pfahlbauten entdeckt und in sehr bedeutender Menge zusammengebracht hat, zugesagt haben.» Emanuel Schwab drängte seinen Bruder Friedrich vergebens, ein Mehrspartenmuseum in
Bern zu eröffnen, das den Namen Friedrich-Schwab-Museum erhalten solle. 1865 konnte das Projekt eines Bieler Museums dank des Legats von Friedrich Schwab realisiert werden.[13]
Das neue Museum Schwab nimmt Gestalt an
Am 20. Oktober 1865 schenkte Schwab seine 5000 prähistorische Objekte umfassende Sammlung aus «Waffen, Zierraten, häuslichen und anderen Gerätschaften aus sogenannte Pfahlbauten» der Stadt Biel
«aus Liebe und Anhänglichkeit an die Vaterstadt und aus Interesse an der geistigen Bildung ihrer Einwohner, insbesondere der Jugend». Die Schenkung enthielt folgende Bedingung: Die
Antikensammlung darf zu keiner Zeit von der Gemeinde veräussert werden. Sie verpflichtet sich, sie in gutem Zustand zu erhalten, zu vermehren und sachgemäss zu benutzen. Ferner bedarf sie ein
geeignetes Lokal, welches zweimal wöchentlich unentgeltlich geöffnet ist. Die Einwohnergemeinde-Versammlung vom 4. Dezember 1865 nahm die Bedingungen vollumfänglich an und es wurde beschlossen,
dass die Schenkung für alle Zeiten den Namen «Museum Schwab» tragen solle.[29] Oberst Schwab wurde zum Direktor des zu gründeten Museums ernannt und
verpflichtete sich, sobald man ein Lokal fand, die Einrichtung zu besorgen. Gustav Bloesch, Charles Kuhn und Joseph Lanz halfen ihm dabei.[90]
Der von Oberst Friedrich Schwab gewünschte Bildungsauftrag für die Jugend, der zu bestimmten Zeiten unentgeltlich erfolgen sollte, wird vom NMB Neues Museum Biel
auch heute noch in anderer Form erfüllt: Zweimal jährlich bietet die Kulturvermittlung des NMB drei Ateliers für Schulklassen vom Kindergarten bis zur Oberstufe an. Während dieser Aktionswochen
können die Schülerinnen und Schüler an Workshops teilnehmen, die sich jeweils auf die aktuellen Ausstellungen beziehen. Pro Aktionswoche nehmen rund 60 Schulklassen teil. Kostenlos werden auch
zahlreiche Integrationsprojekte unterstützt und Wissen durch Unterrichtsmaterialien vermittelt.
Louis Agassiz wünscht zahlreiche Sammlungsstücke von Oberst Schwab
Friedrich Schwab war wie sein in Amerika lebender Klassenkamerad Louis Agassiz korrespondierendes Mitglied des Internationalen Kongresses der Prähistorischen Archäologie in London, 1868. Der
Naturforscher Louis Agassiz sammelte für sein zukünftiges Museum zahlreiche Artikel über die Pfahlbaufunde in der Schweiz. Am 13. März 1868 schrieb er in einem Brief an seinen Freund Jules
Marcou: «Sie wissen vielleicht, dass Herr Peabody, ein amerikanischer Bankier in London, unserer Universität (in Cambridge, Massachusetts) eine Summe von 150‘000 Dollar für die Gründung eines
ethnographischen Museums gespendet hat. Bald nach dieser Spende begann ich eine Kampagne, um die Trustees, zu denen auch Herr R. C. Winthrop gehört, der sich jetzt in Europa aufhält, dazu zu
bewegen, einige grosse Ankäufe als Ausgangspunkt zu tätigen. Als erstes empfahl ich die Sammlung von Oberst Schwab (Schweiz).»[37]
Oberst Schwab vereitelt Eröffnung
Friedrich Schwab wünschte sich 1865 das Mädchenschulhaus Dufour-West als Standort für sein Museum. Die Gemeinde richtete das Lokal ein und stellte die nötigen Schränke auf. Am 4. September 1868
wurde im Tagblatt der Stadt Biel ein Inserat für die Bemalung der neuen Tische mit Ölfarben und am 25. September 1868 eines für einen Abwart veröffentlicht. Man wünschte sich einen Mann, der die
Besucher jederzeit begleitete und bei der Ordnung der Sammlung behilflich war. Schwab konnte sich jedoch nicht von seinen geliebten Objekten trennen und die Schränke blieben leer. Er starb am 5.
September 1869 in Biel. Er vermachte dem von ihm gestifteten Museum Fr. 60‘000.-, davon Fr. 10‘000.- für die Kosten eines Abwartes.
Ein neuer Standort für das Museum Schwab
Zur Übernahme der Sammlung Schwabs wurde von der Gemeinde am 4. Oktober 1869 eine Kommission gewählt, die gleichzeitig für deren Unterbringung zu sorgen hatte. Sie
bestand aus dem langjährigen Konservator und Präsidenten Dr. Joseph Lanz von Rütte (1818-1908), der für die Ausstellung und Sichtung der Sammlung verantwortlich war, sowie Sekretär R. Jacob,
Uhrenfabrikant und Cassier Emil Bronner-Bridel (1817-1872), Pfarrer August Thellung (1811-1897), Alexander Eugen Alfred Schwab (1844-1898) und Uhrenfabrikant Eduard Perret-Gentil (1821-1982). Bei
der Suche nach einem geeigneten Standort dachte die Gemeinde an den Dachstock des Rathauses oder wieder an die Mädchenschule und an die Räume einer stillgelegten Buchdruckerei. Der Solothurner
Architekt August Zschokke plante 1869 einen Neubau neben dem Schulhaus Dufour-Ost, in dessen Obergeschoss das Museum untergebracht werden sollte.[34]
Schliesslich wurde mit Dr. Albert Schwab (1828-1915), der als Neffe des Verstorbenen dessen Haus an der Nidaugasse übernommen hatte, ein Mietvertrag abgeschlossen, wonach die wertvolle Sammlung
in einem Zimmer der ehemaligen Wohnung Schwabs an der Nidaugasse untergebracht wurde.[10]
Schliesslich wurde mit Dr. Albert Schwab, der als Neffe des Verstorbenen dessen Haus an der Nidaugasse übernommen hatte, ein Mietvertrag abgeschlossen, wonach die wertvolle Sammlung in einem Zimmer der ehemaligen Wohnung Schwabs an der Nidaugasse untergebracht wurde.[10]
Das Museum Schwab soll nach Paris
Im November 1869 erschien in Biel ein Abgeordneter aus Paris und bot Fr. 200‘000.-. auf das der Gemeinde zugefallene Museum Schwab. Das Tagblatt der Stadt Biel (28. 11. 1869) fand dies eine
ausgezeichnete Idee: «Die wertvolle Sammlung wird in einer Weltstadt wie Paris ihren Zweck besser erfüllen als in Biel. Dort kann sie als Grundlage für ernste Forschungen der höheren Wissenschaft
dienen, während sie hier als Anschauungsmittel für unsere Schulen zu hoch ist. Der Verkauf wäre also kein Hindernis. Mit dem Erlös könnte ein neues Schulhaus gebaut werden.»
Bau des Museums
Am April 1870 beschloss die Museumskommission, das Museum auf dem Grundstück Pasquart der Burgergemeinde zu errichten. Die Burgergemeinde hatte bereits Jahre zuvor diesen «Triangel» gekauft, um
dort am Anfang der Pasquart-Promenade einmal ein Museumsgebäude zu erstellen. Sie hatte keine Bedenken den Platz schenkungsweise abzutreten und billigte die von Architekt Friedrich von Rütté
(1829-1993) in Mühlhausen entworfenen und von der Museumskommission und vom Gemeinderat genehmigten Pläne. Rütté war mit Julia Sophie, der Schwester vom Josef Lanz, Präsident der
Museumskommission, verheiratet. Seine Architektur orientierte sich stilistisch an der französische Nationalbibliothek.
Die von Henri Labrouste erbaute Fassade der Bibliothèque imperiale de Paris (heute Bibliothèque nationale de France), gezeichnet von Emilé Théodore Thérond. Reproduktion aus Magasin Pittoresque, Paris, 1862, S. 49
Aquarell des Architekten Ludwig von Rütte, 1870.
Die Bevölkerung wurde eingeladen, durch Zeichnung von Aktien zu Fr. 50.- den Baufonds mitzuschaffen. Am 2. Juni 1870 inserierte die Museumskommission im Tagblatt der
Stadt Biel: «Aufruf an die Bewohner von Biel zur Unterzeichnung von Aktien für den Bau des Museums Schwab. Im Interesse der Bevölkerung soll die von Oberst Schwab geschenkte Summe nicht zum Bau
des Museums verwendet, sondern auf andere Weise aufgebracht werden. Nach dem Vorbild der Gemeinde Fleurier, welche für die Errichtung eines naturhistorischen Museums und eines Saales für
öffentliche Vorträge ein Haus für 60‘000 Franken kaufte und die unverzinslichen Aktien aus dem Ertrag einer vermieteten Wohnung zurückzahlt, hoffen auch wir auf die Hilfe der Opferwilligkeit und
den bewährten Patriotismus der Bieler Bevölkerung, um die Bausumme aufzubringen. Unverzinsliche Aktien von 50 Franken werden zu folgenden Bedingungen ausgegeben:
1) Die Einzahlung kann auf einmal oder in Raten erfolgen.
2) Der Besitz einer Aktie berechtigt zum Eintritt in die Sammlung auch an Tagen, an denen das Museum nicht für das Publikum geöffnet ist.
3) Jährlich am 4. November, dem Tage der Unterzeichnung der Schenkungsurkunde durch Oberst Schwab, zum 1. Mal 1871, werden 20 bis 40 Aktien im Wert von 1000 bis 2000 Franken im Kunstsaal des
Museums öffentlich verlost und aus einem Teil der Zinsen des von Oberst Schwab geschenkten Kapitals zurückbezahlt.»
Die 307 verkauften Aktien ergaben eine Summe von Fr. 15‘350.- die jedoch für den Neubau, welcher auf rund Fr. 60‘000. - zu stehen kam, nicht ausreichte. So wurden noch Fr. 10‘000.- vom Legat Schwab, das für den Lohn des Abwarts reserviert war, für den Neubau verwendet. Um die noch fehlenden Bausumme aufzubringen, wurde die Museumskommission durch die Stadtbehörden ermächtigt, bei der Ersparniskasse ein entsprechendes Darlehen aufzunehmen.[12] Im April 1871 fand die Grundsteinlegung und am 16. September 1873 die Eröffnung statt. Es war nach dem Musée Rath in Genf (1824) und dem Museumsbau Berris in Basel (1844) das dritte Gebäude, das in der Schweiz für museale Zwecke erstellt wurde. Die Sammlung galt als eine der reichsten Europas.
Teil eines Mehrspartenmuseums
Das Museum war kein reines archäologisches Museum, sondern hatte wie Schwabs ehemaliges Privatmuseum an der Nidaugasse eine universelle Ausrichtung. Es beherbergte Sammlungen zu Kunst, Geschichte
und Antiquitäten, Ethnographie, Numismatik, Naturgeschichte, Uhren sowie die Stadtbibliothek. Von einer zukünftigen Gemäldegalerie erfuhr 1871 auch der Bieler Kunstmaler Aurèle Robert
(1805-1871): Die beiden Freunde Louis Favre und Aurèle Robert wurden 1869 eingeladen, eine Stunde in La Terrasse zu verbringen, einer Villa ausserhalb von Biel, die Verwandten und Freunden
gehörte. Während sie die Gemäldesammlung eines der Besitzer, eines Kunstliebhabers, bewunderten, kam das Gespräch auf den Kunstsinn, der sich seit einigen Jahren in Biel erfreulich zu entwickeln
begann. Der Gastgeber erwähnte: «Wir bauen ein Museum, in dem eine Gemäldegalerie eingerichtet werden soll. Ja, meine Herren, eine Gemäldegalerie in Biel; wer hätte das vor zehn Jahren zu hoffen
gewagt?» Daraufhin sagte Aurèle: «Ich werde ein Porträt von Oberst Schwab malen, denn ohne ihn wäre man nie auf die Idee gekommen, in unserer kleinen Stadt eine solche Museumsstiftung zu
gründen.» Es war Aurèle Robert letztes Portrait und zeigte, wie Schwab in der rechten Hand die Schenkungsurkunde seiner Sammlung an die Stadt Biel hält.[14]
Das Museum erlangte schnell internationales Aussehen. Noch im Eröffnungsjahr wurde ein Teil der archäologischen Sammlung Schwab an der Weltausstellung in Wien gezeigt. Darunter befanden
sich 27 keltische Beile aus dem Bieler-, Neuenburger- und Zürichsee, Bronzesägen, scharfe Bronzemesser, Bronzesicheln, eine Tasse aus Bevaix, Fragmente von Frauenohrringen, Mondsicheln, ein
Bohrer, Bronzesägen und ein Hirschhorninstrument.[16] Zu den Objekten vom Fundort La-Tène gehörten Ringe, Sicheln,
Pferdegebisse, Schwerter, Schwertschneiden, Lanzenspitzen, Schildspangen, Äxte und Nägel.
Die Öffnungszeiten waren noch verbesserungsfähig: Als Herr Wanner, ehemaliger Schweizer Konsul in Le Havre, das Museum 1874 am Sonntagnachmittag besuchen wollte, fand er es geschlossen vor, obwohl es laut Anschlag von 14.00 bis 17.00 Uhr geöffnet sein sollte. Auch andere Besucher aus verschiedenen Kantonsteilen mussten unverrichteter Dinge wieder abziehen.
Der Einbaum, ein alter Wunsch von Friedrich Schwab geht in Erfüllung
Ein prähistorischer Einbaum ist ein langes, aus einem einzigen Baumstamm gefertigtes Boot. Oberst Schwab hatte schon lange den Wunsch, den Einbaum bei Vingelz aus
dem See zu heben. Nur die äussersten Umrisse ragten aus dem Schlamm. Aber es war Schwab unmöglich, ihn ganz herauszuziehen, zumal er mit schwerem Lehm gefüllt war. Als nun im Herbst 1874 infolge
der fortschreitenden Arbeiten der Juragewässerkorrektion und des sonst niedrigen Wasserstandes die Strandböden bei Vingelz trocken gelegt wurden, konnte man nach einigen Tagen trockenen Fusses
zum Einbaum gelangen. Ein Einwohner von Vingelz begann ihn auszugraben um ihn zu verbrennen. Die Bieler Dr. Lanz und Dr. Kramer (Direktion vom Museum Schwab) schritten ein, gruben den
Baumriesen unter der Leitung von Edmund von Fellenberg am 5. und 6. Oktober aus und transportierten ihn unter grossen Schwierigkeiten nach Biel. Dort wurde der im Untergeschoss des Museums
Schwab in viele Stücke zerfallene Einbaum auf ein Brettergerüst gelegt und mit Spannböcken wieder zusammengespannt. Das gewaltige Gewicht des ganzen Bootes (der Fuhrmann, der es nach Biel
brachte, schätze es auf 60-80 Ztr.) und seiner Einzelteile erschwerte die Arbeit des Zusammensetzens, die eine ganze Woche dauerte. Da der Einbaum fast 13 Meter lang war, das Untergeschoss im
Museum jedoch kleiner musste ein Stück des Einbaums abgesägt werden, um ihn ganz zusammensetzen zu können. So mass er schliesslich 12,25 Meter.[24]
Ein von Dr. Lanz ausgegrabener Einbaum kam 1898 ins Museum Schwab. Er war 8.25 lang und 85cm breit.[89] Ganz in der Nähe befand sich ein weiterer Einbaum aus
dem Stamm einer Pappel. Er enthielt einige antike Keramikscherben. Er wurde ebenfalls in das Museum Schwab gebracht. Der heute beim Museum ausgestellte 8 m lange dritte Einbaum wurde 1911
vom Inselwart der St. Petersinsel, Fritz Cosandier gehoben und mit Schiff und Wagen zum Museum Schwab transportiert, nachdem das Museum Bern auf ihn verzichtete. Dort steht er seither im Garten
unter einem Schutzdach. Mit der Hilfe der Schweizerischen Gesellschaft für Urgeschichte wurde er mit Teeröl imprägniert, einem im 20. Jahrhundert weit verbreiteten Holzschutzmittel.[25]
Von Anfang an kämpfte das Museum mit finanziellen Schwierigkeiten. Bereits 1879 ging der Rest des von Schwab gestifteten Vermögens durch Spekulationen verloren.
Zudem musste die Stadt sparen. So war das Museum gezwungen, sogenannte «Doubletten», darunter auch archäologische Funde, zu verkaufen, um den Gebäudeunterhalt und das Gehalt des Museumwärters zu
finanzieren.[11] Am 19. Mai 1882 beschloss der Stadtrat beim Museum einen Springbrunnen zu installieren. Am 20. Juli 1882 besuchte die Oberschule von
St-Ursanne in Begleitung des Bieler Progymnasiallehrers Niklaus
Jacob (1820-1900) das Museum Schwab.
1887 erschien in der Druckerei Albert Schüler in Biel eine 40-seitige Broschüre in deutscher Sprache mit dem Titel «Schwab-Museum». Sie enthält einen geschichtlichen Bericht über die Gründung des
Museums und eine Beschreibung der darin enthaltenen Altertümer, wobei der Sammlungen von Gegenständen aus der Pfahlbauerzeit ein besonderer Platz eingeräumt wird. Dazu kommen interessante
Hinweise zu den Orten der wichtigsten Funde.
Der Uhrmacher François Guélat, von 1895 bis 1923 Direktor des Museums, verlieh dem Museum Schwab im Garten eine besondere Attraktion. Guélat schuf eine Blumenuhr mit einem Zifferblatt von drei
Metern Durchmesser. Die Stunden-, Minuten- und Sekundenzeiger waren aus Aluminium, die römischen Ziffern stellte er mit grünen Pflanzenfedern dar. Der Rand des Zifferblatts war mit hellroten
Begonien und zwei konzentrischen Kreisen aus grünen Pflanzen (Pyrethrum und Echeveria) geschmückt. Eine schöne Palme (Phönix) krönte das Ganze.[47] 1906
verbesserte Guélat die Uhr mit einem Bildautomaten, der sich in einer Grotte über dem Zifferblatt befand. Ein Mechanismus ermöglichte es an bestimmten Zeiten, die verschiedenen Etappen der
Menschheit zu zeigen. Man sah Bilder von Höhlenmenschen, Pfahlbauer, Helvetier und Römer, Christentum, Mittelalter, Szenen aus den letzten Jahrhunderten und der Gegenwart.[48]
«Es ist nun der See so verlassen und leer, den Pfahlbau, den alten,
ich sehe ihn nicht mehr. Wo sind meine Freunde?»
Jakob Messikommer, Neue Zürcher Zeitung, 10. 1. 1881
Ende einer Epoche
Mit dem Ableben der ersten Generation von Pfahlbauforschern endete die Phase der frühen Erforschung, die weitgehend auf einem aufopferungsvollen Mäzenatentum gekennzeichnet war. [34] Es starben
Oberst Schwabs ehemalige Antiquitätenfischer Gerber (1871) und Hansli Kopp (1883) sowie der 47jährige Friedrich Troyon (1866), Prähistoriker Adolf von Morlot (1867), der 81jährige Greis Ferdinand
Keller (1881) und La Tène-Mitentdecker Édouard Desor (1882).
Neue Fundgegenstände aus der frühen Latènezeit
Schwabs Sammlung wurde nach seinem Tod ständig erweitert. In den 1880er Jahren fand man in einer Kiesgrube zwischen Pieterlen und Büren Skelette, die Schmuck und Waffen bei sich trugen. Das
Museum erhielt von dieser Fundstelle einen menschlichen Unterkiefer, einen Schädel, Tibien mit je einem Paar gerippter massiver Bronzespangen, Stollenspangen mit typischem La Tène-Ornament,
Fibeln mit Emailplatten, einen Fingerring aus gebogenem Bronzedraht und ein seltenes Eisenschwert mit drei grossen Nietnägeln. Beim Bahnbau Mett-Meinisberg 1913 stiess man zwischen Orpund und
Safnern, im sogenannten Mantel, auf Flachgräber aus der frühen Latènezeit. Ein gut erhaltenes Skelett mit Schädel, ein eisernes Schwert und einige Bronzeringe gelangten in das Museum Schwab. Die
ungarischen und unteritalienischen Objekte stammen von Georg Friedrich Heilmann (1785-1862), die sie während seiner Militärzeit in Neapel sammelte.[33] 1937
führte der Gymnasiallehrer Theophil Ischer (1895-1954) in Zusammenarbeit mit dem Museum Schwab und dem Freiwilligen Archäologischen Arbeitsdienst in Lüscherz-Fluhstation Ausgrabungen
durch.
Die allgemeine Sammlung wurden im Laufe der Zeit durch Ankäufe erweitert, so 1890 durch den Erwerb der bedeutenden Petrefaktensammlung des Geologen Rollier. Infolge dieser Anschaffungen war der verfügbare Raum zu klein geworden. 1907 wurde die Pfahlbausammlung durch Professor Heierli aus Zürich neu geordnet. Aus Platzmangel konnten die Wandvitrinen mit den verschiedenen Töpferwaren nur oberflächlich geordnet werden. So befanden sich unter den Töpferwaren auch verschiedene menschliche und tierische Schädel, sowie einige wichtige Bronzefunde. Die urgeschichtliche Abteilung wurde in verschiedene Gruppen unterteilt, beginnend mit der «Paläolithischen Periode oder älteren Steinzeit». Zur Veranschaulichung der zahlreichen Funde aus der «Neolithische Periode oder jüngere Steinzeit» diente ein Pfahlbaumodell des Lehrers Fritz Bänniger aus Zürich.[33]
Die Museumsbauerweiterung verzögert sich
Bereits 40 Jahre nach der Eröffnung waren die Räumlichkeiten des Museums zu eng geworden und die Gemeindebehörden fanden 1916, dass die von der Museumskommission seit Jahren anstrebte Erweiterung
des Museums nicht länger aufgeschoben werden könne. Die geplante Erweiterung kam jedoch nicht zustande. Da es keine Zentralheizung gab, hatten die Besucher in einem Winter zwei Monate lang
Temperaturen von 7 Grad unter Null.
Am 28. Februar 1928 starb Emil Schwab, Direktor der Vereinigten Drahtwerke, der 28 Jahre lang Mitglied der Museumskommission war. Sein Legat von Fr. 10‘000.- wurde später für die Vergrösserung des Museums verwendet. Das Museum erhielt durch die Erbschaft Schwab das prächtige Jagdgewehr, das Oberst Friedrich Schwab 1866 von Kaiser Napoleon III. geschenkt worden war. Als Nachfolger von Emil Schwab wählte der Stadtrat als Vertreter der Familie Schwab dessen Sohn, Professor Dr. Fernand Schwab (1890-1954) in Bern. Ein weiteres Mitglied der Museumskommission war u.a. der Altstadtleistpräsident und Architekt Hans Schoechlin (1893-1978). Ab 1926 versuchte die Museumskommission mit einer Baukommission eine Erweiterung zustanden zu bringen. Die Pläne der Architekten Hans Schoechlin (1927), Eduard Lanz (1938) und dem Stadtbaumeister Otto Schaub (1930) wurden nie realisiert und die gesamte Kommission überlegte ihren Rücktritt.
Umwandlung in ein reines Archäologiemuseum
Zu Beginn der 1940er Jahre erarbeitete Werner Bourquin einen Plan zur Reorganisation des Museums, der als ersten Schritt die Renovation und ausschliessliche Präsentation der Sammlungen Schwab und
Petinesca vorsah. Unterstützt wurde er dabei von schweizerischen Museumsfachleuten wie Otto Tschumi (1878-1960), Konservator der frühgeschichtlichen Abteilung des historischen Museums in Bern,
Theophil Ischer (1885-1954), Prähistoriker und Pfahlbauforscher vom Bielersee, Emil Vogt (1906-1974), Direktor des schweizerischen Landesmuseums in Zürich und Walter Ulrich Guyan (1911-1999),
Direktor des historischen Museums Allerheiligen in Schaffhausen. Sie erklärten, dass Biel mit der Pfahlbausammlung Schwab eine prähistorische Sammlung von internationalem Ruf und unschätzbarem
Wert verfüge.[44] Der Stadtrat stimmte dem Projekt von Werner Bourquin am 31. August 1844 zu. Für die Baukosten kamen zum bereits erwähnten Legat Emil
Schwabs noch Fr. 3‘000.- von Frau A Baehler, der Witwe eines ehemaligen Präsidenten der Museumskommission, sowie Fr. 10‘000 vom Verband für Uferschutz am Bielersee hinzu. Die Stadt Biel
bewilligte einen Kredit von Fr. 150‘000.-, wovon Kanton und Bund zusammen 30% übernahmen.
Im dem Bestreben, die Reorganisationsarbeiten im Museum Schwab unter eine hauptamtliche und verantwortliche Leitung zu stellen, sowie das Stadtarchiv von einem Historiker betreuen zu lassen,
schuf der Stadtrat am 21. Dezember 1944 die Beamtenstelle eines Konservator-Archivars. Die Wahl fiel auf Werner Bourquin (1891-1979), seit 1926 Präsident der Museumskommission. Bourquin katalogisierte Schwabs Sammlung
neu: «Während für die bisherige Aufstellung der Sammlungen allein der Fundort ausschlaggebend war, wird die Neuaufstellung nach den Kulturepochen und dem Verwendungszweck der Gegenstände
erfolgen. Erst in dieser Zusammenstellung wird das Interesse des Museumsbesuchers geweckt. Jeder Kulturepoche wird ein Saal zugeordnet. Innerhalb der einzelnen Säle wird das Material in den
Vitrinen nach folgenden Gesichtspunkten gruppiert: Werkzeuge, Waffen, Jagd, Fischerei, Landwirtschaft, Kleidung und Schmuck, Töpferei.»[41]
Die grosse Renovation
Von 1945 bis 1947 wurde das Museum renoviert und umgebaut. Dabei wurde auch der Museumsgarten neu gestaltet, Hermann Hubachers «Tänzer» aufgestellt und das Eisengitter entfernt, das bei einem Sturm von einem Baum
eingedrückt worden war.[41] Über den Eingang wurde der Schriftzug «Museum Schwab» in Sandstein gemeisselt. Am Kuppeldach des Museums wurden die Uhr und die
Fensteröffnungen entfernt. Die wichtigste bauliche Veränderung im Inneren des Museums war die Beseitigung der Steintreppe in der Rotunde und die Erstellung einer Holztreppe auf der Westseite der
Säle. Durch die neue Treppenanlage konnten ein Studien- und Büroraum für den Museumskonservator sowie Abstellräume für die Studiensammlungen gewonnen werden. Er bildet gleichzeitig den
Studienraum des im Anschluss an das Pfahlbaumuseum Biel zu schaffenden schweizerischen Pfahlbauforschungsinstitutes. Ebenfalls konnte im Obergeschoss ein weiterer Ausstellungsraum gewonnen
werden.[42] Am 21. April 1947 wurden das Pfahlbaumodell, das Vinelzer Pfahlbaubrückenmodell und das Petinescamodell aus dem Dachgeschoss des
Dufourschulhauses ins Museum überführt und aufgestellt.
Das Schweizerische Landesmuseum fotografierte sämtliche Objekte der Sammlung Schwab und legte damit den Grundstein für das Bildarchiv des Museums. Die Verwendung der Museumswände war eine künstlerische Lösung, welche die räumliche Einheit der Säle nicht störte, sondern betonte. Die künstlerische Ausgestaltung der Eingangshalle (die Rotunde) erfolgte durch den Maler Adolf Funk aus Zürich. Das Wandbild zeigt einen Blick auf die Mörigenbucht zur Bronzezeit und die Fundstelle La Tène mit Oberst Friedrich Schwab im Vordergrund. Um die Landschaft authentisch zu gestalten, machte Funk Terrainaufnahmen vor Ort. Die Wandmalereien in den Sälen stammen von Hans Hotz (1894–1959). Siedlungskarten und Wandbeschriftungen malte Eduard Müller in Zusammenarbeit mit Adolf Funk. Mittwoch-, Samstag- und Sonntagnachmittag war der Eintritt frei.[1]
Der Saal der Bronzezeit. Einweihung Museum Schwab, 1947, Berner Woche. Foto: Staatsarchiv des Kantons Bern, FN Nydegger L 295.
Saal der Bronzezeit mit Pfahlbaumodell. Einweihung Museum Schwab, 1947, Berner Woche. Foto: Staatsarchiv des Kantons Bern, FN Nydegger L 295.
Spätbronzezeitliche Keramik. Einweihung Museum Schwab, 1947, Berner Woche. Foto: Staatsarchiv des Kantons Bern, FN Nydegger L 295.
Stadtpräsident Guido Müller (links vorne) inspiziert das Museum. Einweihung Museum Schwab, 1947, Berner Woche. Foto: Staatsarchiv des Kantons Bern, FN Nydegger L 295.
Die Wiedereröffnung fand am 21. Juni 1947 statt. Schuldirektor Baumgartner sprach in seiner Ansprache von der «Verwandlung eines Provinzmuseums in ein Spezialmuseum für die keltische und römische Kultur in unserer Gegend». Fernand Schwab dankte der Stadt Biel im Namen der Familie Schwab für die bedeutenden Opfer, die sie für die Neuaufstellung der Sammlung Schwab gebracht hatte und überreichte der Stadt einen grossen vom Bieler Goldschmid Anton Breitner erstellten Silberpokal. Er war 1744 ein Geschenk des Abtes Joliat von Bellelay anlässlich der Erneuerung des Burgrechtes mit der Stadt Biel und wurde später in den Wirren der Revolution verkauft.
Für die Herausgabe der Briefe von Oberst Friedrich Schwab mit vielen interessanten Angaben aus der Frühzeit der schweizerischen Pfahlbauforschung, sowie eines
Anhangs mit Auszügen aus den Briefen des Nidauer Notars und Forschers Emanuel Müller, spendete der Verein Bielersee-Uferschutz einen Betrag von Fr. 10‘000.-. Die Briefsammlung sollte als
Monographie vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Schweiz in Basel herausgegeben werden.[45] In den ersten 12 Monaten seines
Bestehens verzeichnete das Museum Schwab rund 12‘000 Besucher, darunter der Hausfrauenverein Biel, die Gesellschaft Jeanne d’Arc aus Strassburg, die Studiengesellschaft tschechoslowakischer
LehrerInnen, mehrere Fachgelehrte und 94 Schulklassen, darunter eine Klasse aus Mülhausen. Konservator Bourquin übernahm 25 Führungen.
Ausstellungen in verschiedenen Messen und
Museen
Teile der archäologischen Sammlung des Museums Schwab waren u.a. an folgenden Orten ausgestellt: An den Fischereiausstellungen in Zürich (1894) und Bern (1895), an den Schweizerischen
Landesausstellungen in Genf (1896) und Bern (1914), an der «Landi» in Zürich (1939), im Historischen Museum Bern (1953) und in Schaffhausen an der Ausstellung «Kunst der Kelten» (1957) mit
La-Tène-Schwertern.[65]
Die Pfahlbautheorie wandelt sich
Die Verbreitung von Ferdinand Kellers revolutionärer Theorie des Wasserpfahlbaus war anfangs umstritten. Édouard Desor: «Am Anfang war es seltsam, ja geradezu absurd zu glauben, dass Menschen auf
dem Wasser siedeln, anstatt ihre Zelte oder Hütten nebenan auf dem Festland aufzuschlagen. Man sträubte sich gegen eine solche Annahme.»[73] Kellers Berichte
und Zeichnungen über die Pfahlbauten sowie die zahlreichen Presseberichte darüber überzeugten die meisten Altertumsforscher, darunter auch Desor, und in der Folge auch die Schweizer Bevölkerung.
Noch bis in die siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts konnten zahlreiche Schülerinnen und Schüler die Faszination des Archetyps Pfahlbauinsel in der gleichen Form erleben wie ihre Grosseltern und
Urgrosseltern.[53]
Die Pfahlbautheorie Kellers geriet jedoch zunehmend ins Wanken. 1883 schrieb der Historiker Karl Dändliker (1849-1910) in seiner dreibändigen Geschichte der Schweiz
(B1, S. 37) «dass man bis heute noch nicht ganz darüber klar und klug geworden ist, was die Menschen zu diesen Wasserbauten veranlasst hatte.» 1923 sprach Dr. Hans Reinerth in einem Vortrag im
Bieler Rathaussaal davon, dass die Siedlungen der Jungstein- und Bronzezeit ausschliesslich ebenerdig am Ufer errichtete Landsiedlungen gewesen seien. Der Prähistoriker Emil Vogt (1906-1974)
schloss sich ihm an. Einige gingen noch weiter und lehnten für das urgeschichtliche Europa die Existenz von Pfahlbauten zu Wasser oder zu Lande ab.
Jahre später wandelte sich die Meinung und aus manchen «Wasserpfahlbaugegner» wurden Befürworter. So auch Hans Reinerth, der entgegen seiner früheren Ansichten am Bodensee im Wasser ein Pfahlbaudorf als Freilichtmuseum errichtete. Entgegen der Meinung von Ferdinand Keller waren die Klima- und Wasserverhältnisse in der Schweiz seit der Stein- und Bronzezeit grossen Schwankungen unterworfen. Es gab Zeiten, in denen der Wasserspiegel der Mittellandseen viel tiefer lag als heute. Gegenwärtig ist man überzeugt, dass es sich bei Ferdinand Kellers «Wasserpfahlbauten» in Wirklichkeit um Uferrandsiedlungen handelte. Einzelne Hauspfähle, aber auch ganze Dörfer wurden häufig erneuert, so dass im Laufe einer jahrhundertelangen Besiedlung grosse Pfahlansammlungen entstanden.[52] Es begann das sogenannte «Pfahlbauerproblem», das bis heute von der Wissenschaft diskutiert und interpretiert wird und mit dem sich auch Werner Bourquin als Museumsleiter von 1945 bis 1969 und sein Sohn Marcus Bourquin, Museumsleiter von 1970 bis 1992, auseinandersetzten. Werner Bourquin: «Die Erfahrung aller Museen lehrt, dass auch gegenüber scheinbar gesicherten Forschungsergebnissen stets Zurückhaltung geboten ist. Das Bild der Urgeschichte wird sich, selbst wenn sich neue Pfahlbauhypothesen bewahrheiten sollten, nur in einer Nebenfrage geändert. Die Hauptsache bleibt immer das imposante Fundmaterial jener fernen Kulturepochen, das gerade in der Sammlung Schwab in einzigartiger Fülle vorhanden ist und unser Museum durch seine für die Urgeschichtsforschung klassischen Bestände weithin bekannt gemacht hat.» Archäologen sprechen mittlerweilen nicht mehr von Pfahlbauten, sondern von Feuchtbodensiedlungen.
Das Archäologiemuseum wird wieder ein
Mehrspartenmuseum
Bauliche Massnahmen erhielt das Museum Schwab 1994/95 durch die Sanierung vom Architekturbüro Flückiger und Mosimann und beim Umbau von 2003 mir ein Lift- und Nottreppenturm. Nach einer Bieler Volksabstimmung fusionierte 2011 das bisher eigenständige Museum Schwab (Ur- und Frühgeschichte) mit dem Museum Neuhaus (Biel im 19. Jahrhundert) zum «Neuen Museum Biel / Nouveau Musée de Bienne NMB». Die Fusion führte dazu, dass sich in Biel die besorgten Nachfahren von Oberst Friedrich Schwab, darunter ein Urgrossneffe aus Argentinien, meldeten, damit die Schenkung weiterhin den Namen ihres Ahnen trägt und dass sie einen wichtigen Platz im künftigen Museum einnimmt. Das Haus Schwab dient nun für Sonderausstellungen, die erste unter dem Titel «Schwab, Biel und die Pfahlbauten». Der Name «Museum Schwab» auf dem Türsturz und das Wandbild von Adolf Funk blieben erhalten. Friedrich Schwabs Sammlung fand als Teil archäologischen Ausstellungen einen neuen Platz im gegenüberliegenden Gebäude Neuhaus. Sie bleibt im Besitz der Einwohnergemeinde Biel und wurde der Stiftung Neuhaus als Dauerleihgabe anvertraut.[34]
Archäologische Ausstellung, NMB Neues Museum Biel, Haus Neuhaus, 2024. Im Hintergrund: Bronzefunde vom Nidau-Steinberg (1050-850 v. Chr.; vorne von links nach rechts: das Bronzeschwert von Sutz-Lattringen (1200-1050 v. Chr.); das eiserne Schwert des Korisios (Kopie) aus dem Ziehkanal bei Port (180-50 v. Chr.); ein Eisenschwert von La Tène (220-200 v. Chr.).
Archäologische Ausstellung des NMB Neuen Museum Biel mit einem Aquarell des Illustrators und Archäologen Benoît Clarys.
Literatur
Die Sammlung Schwab ist in der neueren Literatur mehrmals vertreten und erinnert auch an den Pionier Friedrich Schwab. Nach jahrelangen Studien gab der 75jährige José Maria de Navarro 1972
im Zusammenhang mit der Edition einer grossangelegten Monographie der Station La Tène zwei monumentale Bände über die Schwertscheiden dieser Epoche heraus (Scabbards and the swords found in
them). Dieses Werk, das u.a. alle La-Tène-Schwerter des Museums behandelt, Schwabs kostbarste Funde, zählt, was Beschreibung und photographische Wiedergabe anbelangt zu der prägnantesten
Darstellung.[10] Mario Cortesis «Sie veränderten Biel» berichtet über 30 Persönlichkeiten die Biel prägten, darunter Friedrich Schwab.
Unter Beibezug der Lokalhistorikerin Margrit Wick-Werder erschienen zwei informative Werke:
1) 2013 die reich bebilderte Publikation «Museum Schwab. Eine Sammlung, eine Idee und steter Wandel» bietet einen Rückblick auf die wechselvolle Geschichte der Sammlung und des Museums Schwab.
Der Leser begleitet den Bieler Sammler Friedrich Schwab auf seiner Suche nach Pfahlbaufunden an die Ufer der Schweizer Juraseen, schaut dem Architekten Friedrich Ludwig von Rütte beim Entwerfen
des Museums über die Schulter oder besucht die alten Kunst-, Geschichts-, Naturkunde- und Archäologiesäle des «Schwab». Weitere AutorInnen waren: Albert Hafner, Nicole Jan, Antonia Jordi.
2) In Lausanne erschien 2013 «La Téne: La Collection Schwab (Bienne, Suisse)». Diese langjährige Arbeit von Thierry Lejars, Forscher am CNRS (Centre national de la recherche scientifique in
Frankreich) wurde im Rahmen einer Habilitation an der Universität Paris durchgeführt. Mitautor Marc-Antoine Kaeser schwärmte. «Das Laténium besitzt die weltweit grösste Sammlung von Objekten der
La-Tène-Zivilisation, aber nicht die einheitlichste. Dies im Gegensatz zum Neuen Museum in Biel, das die Sammlung Schwab mit rund tausend Objekten geerbt hat. Es ist die zweitgrösste Sammlung der
Welt nach der des Laténiums, aber vor allem die vollständigste und diente somit als roter Faden für die Realisierung dieses äusserst ehrgeizigen und unumgänglichen Werkes der europäischen
keltischen Archäologie auf internationaler Forschungsebene.» [58] Die beiden Bände geben neben zahlreichen Abbildungen der Sammlung von Friedrich Schwab den Blick frei auf sein Wohnhaus an der
Nidaugasse und einige in Deutsch geschriebenen Briefe Schwabs, dessen Handschrift nicht so einfach zu entziffern ist. Ebenfalls sind über Friedrich Schwab biografische Angaben von Marc-Antoine
Kaeser enthalten.
Die Sammlung Schwab online
Das NMB Neues Museum Biel startete im Januar 2021 ein umfassendes Projekt zur systematischen Neuinventarisierung, Dokumentation und Konservierung der archäologischen Sammlung «Museum Schwab».
Ziel ist es, diese der Fachwelt und der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das Projekt wird von der Eidgenossenschaft unterstützt. Die Objekte sind online auf der Datenbank Kimnet.ch
abrufbar, auf der die Kantone Aargau, Basel-Landschaft, Bern und Solothurn ihre Schätze sichtbar machen. Das NMB präsentierte auf dieser Plattform die ersten 1'298 aus La Tène und aus Mörigen
stammenden Objekte der archäologischen Sammlung «Museum Schwab». Die Online-Sammlung wird laufend ergänzt, bis die rund 25'000 archäologischen Objekte vollständig vorliegen. [46]
Quellen/Sources: 1) Werner Bourquin und Marcus Bourquin, Biel - Stadtgeschichtliches Lexikon, Büro Cortesi, Biel 1999; - 2) Gustav Blösch, Chronik von Biel - von den ältesten Zeiten bis zu Ende 1873, Biel 1875, S. 237; - 3) «Dekret über die Bewilligung von Bohrversuchen auf Kochsalz» in Gesetze, Dekrete und Verordnungen der Republik Bern, Jahrgang 1841, S. 105f; 4) Dr. Ferdinand Keller, Pfahlbauten, 2. Bericht, Zürich, 1858, S. 113ff; - 5) L. R. v. Fellenberg, «Analysen von antiken Bronzen» in Mitteilungen der naturforschenden Gesellschaft in Bern, Bern, 1862, S. 1ff; - 6) «Über die Verbote hinsichtlich des Aufsuchens von Altertümern in waadtländischen und freiburgischen Gewässern» in Der Bund, 9. 12. 1862, S. 2 - 7) «Eine Jagdflinte für Oberst Schwab» in Neues Tagblatt aus der östlichen Schweiz, 5. 3. 1866, S. 2; - 8) R. Scheuer, «Kultur- und Naturdenkmäler ob Twann» in Der Bund, Bern, 27. 3. 1925, S. 3; - 9) Werner Bourquin, «Auf der Suche nach dem Grabe Friedrich Schwabs» in Bieler Tagblatt, 21. 5. 1958, S. 3f; - 10) Werner Bourquin, «100 Jahre Museum Schwab» in Bieler Tagblatt, 15. 9. 1973, S. 9; - 11) 150 Jahre Museum Schwab, Informationstext der Ausstellung, Biel, 2023; 12) Werner Bourquin, «Das Museum Schwab in Biel», Bieler Jahrbuch/Annales Biennoises 1934, Biel 1934 S. 91ff; - 13) Das Museum Schwab in Biel - Museum der Vor- und Frühgeschichte, Biel, 1950, S. 1; - 14) «Aurèle Robert» in Musée Neuchâtelois, Octobre-Novembre, Neuchâtel, 1875, S. 231f; - 15) Werner Bourquin, «Friedrich Schwab und seine Bedeutung für die schweizerische Archäologie» in Bieler Tagblatt, 21. 6. 1947, S. 5; - 16) «Museum Schwab in Biel» in Schweizerischer Katalog der Wiener Weltausstellung 1873, Winterthur, 1873, S. 207f; - 17) Dr. W., «Vom Museum Schwab» in Bieler Tagblatt, Biel, 30. 4. 1926, S. 4; - 18) Werner Bourquin, «Le colonel Schwab» in Journal du Jura, Biel, 24. 8. 1950, S. 1f ; - 19) Theophil Ischer, «Die Erforschung der Pfahlbauten des Bielersees» in Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde, Nr. 1, Zürich, 1911, S. 1ff; - 20) H. Dor., «Notiz über drei Schädel aus den schweiz. Pfahlbauten“ in Mitteilung der Naturforschenden Gesellschaft Bern 1873, Bern 1874, S. 64; - 21) René Wyss, «Ferdinand Kellers Pfahlbautheorie“ in der Bund, Bern, 9. 7. 1954, S. 6; - 22) HEH, «Der Steinberg zu Nidau» in Der Bund, 25. 8. 1959, S. 8; - 23) Kaspar Hefti, Das Buch der V. Klasse - obligatorisches Sprachlehrmittel für die Primarschulen des Kantons Glarus, Glarus, 1908, S. 2ff; - 24) Edmund von Fellenberg, «Die beiden Einbäume von Vingelz» in Mitteilung der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Zürich, 1875, S. 57f; - 25) «Aeroplan im Pfahlbauerdorf“ in Pestalozzi-Kalender, Band 18, Bern 1925, S. 199; - 26) Leben und Wirken des Schweizerischen Ingenieurs Richard La Nicca, Davos 1896, S. 287; - 27) «Waadt verbietet die Suche nach Altertümern» in NZZ, Zürich, 5. 12. 1862, S. 2; - 28) Werner Bourquin, «Der internationale Kongress für Urgeschichte in Biel» in Bieler Tagblatt, Biel, 24. 8. 1950, S. 1; - 29) «Das Geschenk von Oberst Schwab» in Tagblatt der Stadt Biel, Biel, 23. 10. 1865, S. 2; - 30) Ausstellung «Nidau à la carte», Nidau, November 2011, PDF, S.1f; - 31) «La réunion générale de la Société Jurassienne d’Émulation» in Coup-d’oeuil sur les travaux de la Société Jurassienne d’émulation 1856, Porrentruy 1857, S. 85f ; - 32) H. Meyer, Archäologischer Anzeiger, Oktober und November 1857, S. 107 ; - 33) Dr. Arnold Bähler, Führer durch die prähistorische Sammlung des Museums Schwab in Biel, 1. Teil, Biel 1917, S. 3ff; - 34) Albert Hafner, Nicole Jan, Antonia Jordi, Margrit Wick-Weder, Museum Schwab. Eine Sammlung, eine Idee und steter Wandel, NMB Neues Museum Biel, Biel, S. 25ff; - 35) «La Société d’histoire du canton de Berne a tenu sa réunion annuelle» in Le Jura, 26. 6. 1868, S. 3; - 36) Paul Vouga, «Sur la collections d’objets celtiques du colonel Schwab» in Bulletin de la Société des Sciences Naturelle de Neuchâtel, 1856 à 1858, Séance du 7 mai 1858, Neuchâtel, 1858, S. 337 ; - 37) Jules Marcou, Life, Letters and works of Louis Agassiz, Band 2, New York, 1896, S. 163 ; - 38) Carl Vogt, Lectures on Man: his place in creation, and in the history of the Earth, London 1864, S. 379ff; - 39) Katalog des Ethnographischen Museum München, München 1884, S. 10; - 40) Friedrich Schwab, «Celtisches Bildwerk» in Anzeiger für Schweizerische Geschichte und Altertumskunde, Band 1, 1855-1860, Zürich S. 54f; - 41) Geschäftsbericht der Stadt Biel 1944, S. 112ff; - 42) Geschäftsbericht der Stadt Biel 1945, S. 125f; - 43) Geschäftsbericht der Stadt Biel 1946, S. 116; - 44) Geschäftsbericht der Stadt Biel 1943, S. 104; - 45) Geschäftsbericht der Stadt Biel 1947, S. 118; - 46) «Sammlung Schwab. Bestandsaufnahme, Digitalisierung, Onlineschaltung», online, www.nmbiel.ch, abgerufen 2024; - 47) «Eine Blumenuhr in Biel» in Der Bund, Bern, 5. 7. 1905, S. 2; - 48) «Die Blumenuhr des Bieler Museums» in Der Bund, Bern, 29. 6. 1906, S. 2; - 49) «Verkaufs-Steigerung der Testamentserben des Herrn Oberst Friedrich Schwab» in Tagblatt der Stadt Biel, 11. 12. 1869; - 50) Xavier Kohler, «L’Ile de Saint-Pierre» in Revue de l’émulation jurassienne, Nr. 1, Delémont, 1876, S. 6 ; - 51) Hanni Schwab, «Neueingänge im Museum für Kunst und Geschichte» in Freiburger Nachrichten, Freiburg, 25. 9. 1969, S. 13; - 52) Karl Zimmermann, «Pfahlbauer sassen auf dem Trockenen» in Bieler Tagblatt, 30. 5. 1980, S. 3; - 53) Christin Osterwalder Maier, «Die Pfahlbauidee: eine Geschichtsinterpretation macht Geschichte» in Neue Zürcher Zeitung, Zürich, 21. 4. 1990, S. 103; - 54) Administrationsbericht des schweizerischen Generalkommissärs für die internationale Ausstellung zu Paris im Jahr 1867, S. 48ff; - 55) Dr. Moritz Wagner, «Über die örtliche Verbreitung, den Zweck und das Alter der Pfahlbauten» in Das Ausland - Überschau auf dem Gebiet der Natur-, Erd- und Völkerkunde, 40. Jahrgang, Augsburg, 1867, S. 359: - 56) Dr. C. A. Bloesch, «Mitteilungen von Oberst Friedrich Schwab» in Geschichte der Stadt Biel und ihres Panner-Gebietes, 3. Teil, Biel 1856; - 57) «Antiquarium, Notice présentée à la Société d’émulation» in Le Jura, Biel, 15. 4. 1867 ; - 58) Florence Veya / Marc-Antoine Kaeser «Un livre sur les objets de La Tène» in L'impartial, La Chaux-de-Fonds, 19. 11. 2013, S. 12; - 59) Werner Bourquin, «Alexander Köhli und Oberst Schwab» in Bieler Tagblatt, Biel, 13. 2. 1959, S. 3; - 60) Martin Trachsel, «Ein neuer Kolumbus - Ferdinand Kellers Entdeckungen einer Welt jenseits der Geschichtschreibung» in Mitteilung der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Band 71, Chronos Verlag Zürich, 2004, S. 9ff; - 61) Kurt R. Altorfer, «Von Pfahlbaufischern und Alterthümerhändlern» in Mitteilung der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Band 71, Chronos Verlag Zürich, 2004, S. 106ff; - 62) Hans-Markus von Kaenel, «Frühe Pfahlbauforschungen am Bielersee» in Archäologie der Schweiz, Sondernummer 125 Jahre Pfahlbauforschung, Band 2, 1979, S. 22: - 63) Josef Speck, Zur Kenntnis der prähistorischen Ufersiedlungen auf der Landzunge bei Mariazell, Mitteilung der Naturforschenden Gesellschaft, Band 17, 1955, S. 179f; - 64) «Funde, die sich über mehrere Zeiträume erstrecken» in Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Urgeschichte 1954/55, Band 44, Frauenfeld, 1955, S. 135; - 65) Marc-Antoine Kaeser «Epilogue: Histoire de la collection et du musée Schwab (1852–2012)», in Cahiers d’archéologie romande, Band 140, 2013, S. 469ff; - 66) Marcus Bourquin, Der Prunkteller von Cortaillod in Bieler Tagblatt, Biel, 26. 4. 1972, S. 6: - 67) Markus Binggeli, Madeleine Betschart, «Das Bronzerad von Cortaillod - das älteste Speichenrad der Schweiz» in Archäologie Schweiz, 29. 2006. 1, S. 34ff; - 68) «Jahresversammlung des historischen Vereins des Kantons Bern in Biel» in Der Bund, Bern, 24. 6. 1868, S. 1f; - 69) Johann Rudolf Rahn, Die Glasgemälde von Maschwanden in der Wasserkirche zu Zürich, Zürich, 1878, S. 21; - 70) Friedrich Lisch, Jahrbücher des Vereins für meklenburgische Geschichte und Altertumskunde, 29. Jahrgang, Schwerin, 1864, S. 1f; - 71) Jahresbericht des Römisch-Germanischen Zentralmuseums von Mainz, 1861, S. 4; - 72) Emil du Bois-Reymond, Über das Nationalgefühl Friedrich II. und Jean-Jacques Rousseau, Berlin, 1879, S. 54; - 73) Édouard Desor, Die Pfahlbauten des Neuenburgersees, Neuchâtel / Frankfurt am Main, 1866, S. 7; - 74) Maria Neves Correia, Reabilitação da antiga fábrica da Companhia Nacional de Fiação e Tecidos de Torres Novas, Vl. 1, Coimbra, 29. Juli 2016, PDF, S. 25ff; - 75) «Vor 230 Jahren protestierten die Torrejaner gegen die Verschmutzung» in Museu municipal Carlos Reis, Online, abgerufen 2024; - 76) «Indústrias e Industriais - 4. A Real Fábrica de Chitas de Torres Novas » in Arquivo distrial de Santarém, September 2022, Online, abgerufen 2024: - 77) Maria, Königin, I. von Portugal, Eu A Rainha. Faço saber aos que este Alvará virem…, 1773; -78) Ingrid Ehrensperger, «François Verdan und die Indienne-Manufakturen von Greng und Biel im 18. und frühen 19. Jahrhundert» in Freiburger Geschichtsblätter, S. 125f; - 79) Jacome Ratton, Recordacoens de Jacome Ratton, London, 1813, S. 36ff;- 80) Burgerbibliothek Bern, ZA Zimmerleuten 16, Manual über die Verbindungen der Gesellschaft zu Zimmerleuten 1816-1819, Nr. 9, S. 190;- 81) Burgerbibliothek Bern, 7 A 12, Verzeichnis sämtlicher Burger der Stadt Bern auf 1. Jenner 1848, Bern, 1848, S. 105; - 82) Ralf Dahler in Zusammenarbeit mit Ursula Greiner, «Die Bieler Indiennenindustrie» in Bieler Jahrbuch 1988, Biel 1988, S. 120ff; - 83) Werner Bourquin, «Irrfahrten eines Bieler Stadtsiegels» in Bieler Tagblatt, 14. 1. 1922, S. 4 / Werner Bourquin , «Die ältesten Siegel der Stadt Biel» in Schweizer Archiv für Heraldik, Lausanne, 1922, S. 20f; - 84) Stefan Hochuli, «Ächt keltische Töpferwaare und Celtensteine: 150 Jahre Pfahlbauforschung im Kanton Zug» in Tugium, Band 25, Regierungsrat des Kantons Zürich, Baar, 2009, S. 78f; - 85) Peter Raimann, «Pfahlbauer im Schulzimmer» in Archäologie Schweiz, Band 27, 2004. 2, S. 82; - 86) Verzeichnis sämtlicher Mitglieder des Schweizerischen Schützenvereins, Luzern 1832, S. 21; - 87) J. M. Rudolf, Schweizerischer Militär-Almanach für Offiziere und Militärpersonen, 4. Jahrgang, Baden, 1846, S. 69ff; - 88) «Ärztlicher Befundschein von Kommandant Friedrich Schwab vom VI. Bataillon» aus Militär-Direktion Manual Band I, September 1846 bis Juni 1847, Bern, 30. 10. 1846, Staatsarchiv Bern, BB II 921, Fall 58; - 89) Werner Bourquin , Die Einbäume des Bielersees, Museum Schwab, Biel, 1957, S. 6, Sammlung UB Bern, Sig, BeM XXE5237; - 90) Werner Bourquin, Oberst Friedrich Schwab und die schweizerische Pfahlbauforschung, Biel 1954, S. 4ff, Sammlung UB Bern, Sig, BeM XXE1767; -91) Margrit Wick-Werder, Stammbaum der Familie Schwab von Bern, Biel und Nidau; - 92) F. R. Rudolf, Schweizerischer Militär-Almanach für Offiziere und Militär-Personen, 1. Jahrgang, Baden, 1843, S. 201ff; - ; - 93) José Accursio Das Neves, Variedades, sobre objectos relativos a’s artes, commercio, e manufacturas…, Tomo I, Lisboa, 1814, S. 112; - 94) Regimentsbuch der Republik Bern auf das Jahr 1832, S. 107; - 95) «Militär-Etat der Republik Bern, auf 1. Januar 1840» in Bernischer Staats-Kalender auf das Jahr 1840, S. 164; - 96) «Entlassung von Kommandant Schwab» in Berner Zeitung, 2. 11. 1846, S. 1; - 97) «Inspektion des 6. Auszügerbataillon von Schwab von Biel» in Intelligenzblatt für die Stadt Bern, 1. 6. 1844, S. 3; - 98) «David Schwab erwirkt Verbote» in Berner Wochenblatt, 5. 9. 1818, S. 373; - 99) Gustav Blösch, Chronik von Biel, Biel, 1875, S. 150ff; - 100) Protocole du conseil municipal und Prozessakten von David Schwab, Stadtarchiv Biel, AB 242 CCLVI. 35 / 49 / 54 / 63: - 101) H. M, «Altertümer zu Biel» in Anzeiger für schweizerische Geschichte und Altertumskunde, Nr. 4, 1857, S. 47; - 102) «Militär-Etat der Stadt und Republik Bern, auf 1. 1. 1825» in Regimentsbuch der Republik Bern, Bern 1825, S. 81; - 103) «Ordentliche Frühlingssitzung 1858» in Tagblatt des Grossen Rates des Kantons Bern, Bern, 1858, S. 272; - 104) David Schwab, «Erklärung zu den Anschuldigungen von Adolf Perrot» in Berner Volksfreund, Bern, 3. 2. 1833, S. 74; - 105) «200‘000 Franken für die St. Petersinsel» in Berner Volksfreund, Burgdorf, 25. 9. 1834, S. 620
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