Das Dufour-Schulhaus / L' école Dufour 1888-1891

Robert und Karl Walser

Schriftsteller Robert Walser und Kunstmaler Karl Walser besuchen das Progymnasium.

 

1888


Das Progymnasium zieht um
Durch den Anstieg der Bevölkerung Biels, fühlte sich das Progymnasium in den letzten Jahren durch die unzureichende Zahl und Qualität der Räume eingeengt. Durch die Erstellung des Neubaus für die Primarschule wurde 1863 das Mädchenschulhaus frei. Nach einer durchgreifenden Renovation der Lokalitäten wurde dasselbe von den Behörden dem Progymnasium zur Verfügung gestellt. Am 28. Oktober 1889 erfolgte der Umzug, der mit einer Feier gestaltet wurde. Die Schule gelangte zu einer besseren Bestuhlung, da sämtliche Klassenzimmer mit zweiplätzigen Tischen ausgestattet waren, die teils schon bei den Mädchen in Gebrauch gewesen, teils neu erstellt worden waren.

 

Personal
Aus der Schulkommission schieden Pfarrer Martin, Nationalrat Dr. Eduard Bähler (1832-1910) und Regierungsstatthalter Jakob Wyss (1841-1913). Sie wurden ersetzt durch Grossrat Robert Benz (1849-1894), Redaktor Gassmann und Ingenieur Weyermann. Bankdirektor Tscherter wurde neuer Präsident. Im Oktober 1889 trat Zeichenlehrer Jakob Häuselmann (1822-1891) nach 11 Jahren vom Schuldienst zurück. Nachfolger wurde der frühere Primarlehrer Robert Lanz (1864-1931). Er bildete sich an der kunstgewerblichen Zeichenschule in Biel und an der Kunstschule in Bern zum Zeichnungslehrer aus.

 

Kein Schulgeld für Schüler aus Biel
Aufgrund des Gemeindebeschlusses entfiel das Schulgeld für Schüler, welche in Biel wohnhaft waren. Die Praxis geriet ins Schwanken, als sich die Frage erhob, ob auswärts wohnende Väter, die in Biel Einkommen oder Grundbesitz versteuern, ihre Kinder nicht Unentgeltlich den Schulbesuch beanspruchen könnten. Der Gemeinderat der Stadt Biel verneinte die Frage und bezeichnete den Wohnsitz als allein massgebend. Die Unentgeltlichkeit der gedruckten Lehrmittel, trat nun auch für die Klassen 3 bis 1 in Kraft.

 

Grippen-Epidemie
Wegen einer Grippen-Epidemie, welche die Schülerzahl auf 27 % verminderte, schloss die Schule bereits am 26. Dezember.
 

Buch von Progymnasiallehrer Albert Maag
Im Selbstverlag brachte Albert Maag, Lehrer für Geschichte und griechische Sprache ein 300 Seiten starkes Buch heraus. «Die Schicksale der Schweizer Regimenter in Napoleons I. Feldzug nach Russland 1812» entstand unter der Mitbenutzung des Bundesarchives und enthielt eine Orientierungskarte des russischen Kriegsschauplatzes und zwei Portraits. Die Zeitung «Der Bund» urteilte: «Das Buch dürfte namentlich bei der schweizerischen Männerwelt willkommen sein.»[4]

1889


Neuer Unterrichtsplan

Der von Erziehungsdirektor Gobat angeregte Unterrichtsplan für Sekundarschulen, Progymnasien und Gymnasien trat am 18. Januar 1890 definitiv in Kraft.

 

Personal
Im Sommer 1890 schied Ingenieur Weyermann nach 1 ½ Jahren aus der Schulkommission, da er seinen Wohnsitz nach Bern verlegte. Nachfolger wurde Ingenieur Sänger. Architekt Johann Jakob Frey (1848-1891), der 8 Jahre der Kommission angehörte, verstarb.

 

Schulausflug der Brüder Walser

Ein Schulausfluge dürfte besonders die Brüder Robert und Karl Walser gefreut haben: Am 21. Juni besuchte die ganze Anstalt das Kloster Bellelay und die prächtige Kluse des Pichoux.
 

1890


Neue Grippenwelle

Am Februar 1891 kam es wieder zu einer Grippenwelle, welche die Klassen währen 14 Tagen stark entvölkerte.

 

Eröffnung der französischen Klasse

Am 22. Februar 1891 beschloss die Einwohnergemeinde am Progymnasium eine französische Klasse zu errichten. Vom Regierungsrat am 11. April genehmigt, eröffnete sie am 4. Mai 1891. Zum Klassenlehrer wurde der aus Loveress stammende Eugen Péquégnat gewählt, früher Lehrer der französischen Primarschule Biel. Er wurde als solcher nach Renan berufen und zum Inspektor des 11. Schulkreises (Delsberg, Freibergen und Münster), mit Sitz in Delsberg, gewählt, wo er bis dahin tätig war.

 

Obligatorischer militärischer Unterricht
Mit dem neuen Schuljahr wurden die Knaben erst nach dem zurückgelegten 5. Schuljahr zum militärischen Unterricht verpflichtet. Dagegen wurde dieser Unterricht für die Schüler der 1. Klasse, für welche er vorher fakultativ war, zum Obligatorium erhoben.

 

Robert Walsers Schulausflug
Auf einem Schulausflug wanderte Robert Walser (Schüler der 2. Klasse) in Murten, beim nahe gelegenen Schlachtfeld und in Wiflisburg.

 

Verfrühte Austritte am Progymnasium
Der Kommission missfällt die Tatsache, dass die Zahl der Schüler wuchs, welche von der im Primarschulgesetz vorgesehen Vergünstigungen Gebrauch machen, sich nach dem 8. Schuljahr durch ein Austrittsexamen der Schulpflicht zu entledigen. 
 

1891


Fritz Kocher (1876-1940), Zugführer, Namensgeber von Robert Walsers «Fritz Kochers

Aufsätze»

Schüler am Progymnasium Biel von 1888 bis 1891
Hermann Fritz Kocher kam in Biel am 6. Juni 1876 als Sohn des Schalenmachers Gottfried Kocher (1848-1925) aus Worben und der Elisabeth, geborene Hermann zur Welt. Die Familie wohnte an der Mattenstrasse 92 in Madretsch und hatte 9 Kinder.
Als Fritz Kocher das Progymnasium in Biel besuchte, war sein Klassenkamerad der spätere Dichter Robert Walser. Im «Tagebuch eines Schülers» schreibt Walser: «Unser lustigster und kühnster Kamerad heisst Fritz Kocher. Er steht meistens in der Arithmetikstunde von der Bank auf, hebt den Zeigefinger dumm in die Höhe und bittet Herrn Bur (Josef Baur), den Rechenlehrer, ihn doch hinausgehen lassen zu wollen; er habe den Durchlauf. Bur sagte dann, er wisse schon, was Kochers Durchlauf bedeute und ermahnte ihn, ruhig zu sein. Wir anderen lachten dann natürlich.» Robert Walser verewigte den Namen seines Mitschülers im Titel des Buches «Fritz Kochers Aufsätze».
Nach seiner Schulzeit erlernte Fritz Kocher zunächst den Schalenmacherberuf. Er entschied sich jedoch für die nächsten 40 Jahre im Eisenbahndienst tätigt zu sein, wo er vom Kondukteur zum Zugführer aufstieg.
Kocher liebte die Natur, die Poesie und den Gesang. Während 30 Jahre stellte er sein Talent dem Männerchor Madretsch zur Verfügung. In diesem Verein war er von 1936 bis 1940 Präsident, betreute als Redaktor das Vereinsblatt und wurde Ehrenmitglied.[35] Am 9. November 1901 heiratete er die Buchhalterin Anna Rosa Strobel (1877-1950) von Worben aus Biel.[50] Das Paar wohnte an der Brühlstrasse 63 in Madretsch und hatte 3 Töchter. Anna war auch Sekretärin im «Verein Ferienheim Madretsch». Fritz Kocher starb in Biel am 31. Dezember 1940, dem Silvestertag,  im Alter von 65 Jahren an einem Hirnschlag.[35]  

1888-

1891



Paul Bourquin (1877-1950), Bieler Graveur, Gemeinderat, Polizei- und Schuldirektor
Schüler am Deutsche Progymnasium Biel von 1888 bis 1893
Paul Bourquin kam am 3. Juli 1877 in Biel als Sohn des Uhrenfabrikanten Paul Zuma Bourquin (1849-1918) und der Julie Henriette Borel (1844-1918), geborene Droz, zur Welt.[16] Sein aus dem Neuenburger Jura stammender Vater betrieb hier ein Atelier für Gravuren und Zeigerfabrikation. Besonders erfolgreich waren die Zeiger, die nach dem Ausstanzen durch geschickte Handarbeit auf dem Steckholz gefeilt wurden. Zuma bildete eine Reihe begabter Lehrlinge aus, die u.a. an der Bieler Gewerbeausstellung  1880 diplomiert wurden und war auch Präsident der Kommission der Bieler Zeichnungsschule.
Paul Bourquin absolvierte seine Graveurlehre im Geschäft seines Vaters. An der Kunstgewerbeschule La Chaux-de-Fonds bildete er sich weiter aus. Nachdem seinem Eintritt in die Uhrenfabrik Marc Favre wurde Paul Bourquin deren Direktor und Leiter. Für die Uhrenindustrie war er acht Jahre als Graveur und 15 Jahre im Uhrenhandel tätig. Nach dem tragischen Tod beider Eltern 1918 übernahmen er und seine Schwester Jeanne Bourquin das Geschäft seines Vaters unter dem Namen «Décoration, polissage et finissage de boites or et argent». Das Lokal befand sich an der Schützengasse 33. Paul Bourquin galt offiziell als «Vertrauensmann der Uhrenindustriellen».
Als welscher Freisinniger förderte er die Zweisprachigkeit Biels. Er begann seine politische Laufbahn mit der Übernahme eines Stadtratsmandates, woran er ab 1909 nichtständiger Gemeinderatsmitglied und von 1925 bis 1. Juli 1938 ständiger Gemeinderat wurde und das damals vereinigte Departement der Polizei- und Schuldirektion leitete.[49] Als Gemeinderat begrüsste er 1928 die Gebrüder Schoechlin, Ruderweltmeister an den Olympischen Spielen in Amsterdam. Er spielte eine wichtige Rolle in der «partie national romand». Eine fortschreitende Lähmung beeinträchtigte schliesslich seine Karriere.
In seiner Freizeit liebte er das singen und unterstützte insbesondere die Musikschule Biel. Paul Bourquin war Mitglied der «Société Neuchâteloise de Bienne», der «Union des Voyageurs de Commerce de la Suisse romande, Section de Bienne» (ab 1907), Ehrenpräsident der «Union Instumentale de Bienne», der kantonalen Rekurskommission und während 44 Jahren Mitglied der Freimaurerloge.

Er war verheiratet mit Emma Kähr, von Buttes, die an der Bahnhofstrasse ein bekanntes Zigarettengeschäft führte. Aus der Ehe gingen eine Tochter und ein Sohn hervor. Er starb nach längerer Krankheit am 18. Oktober 1950 im Alter von 74 Jahren.[16]  L

 

1888-

1893



Architekt Walter Bösiger. Reproduktion aus Neue Schweizer Biographie, Basel, 1938.
Architekt Walter Bösiger. Reproduktion aus Neue Schweizer Biographie, Basel, 1938.

Walter Bösiger (1878-1960), Architekt, Erbauer der

Sustenstrasse, Offizier, Berner Regierungsrat

Schüler am Progymnasium Biel von 1889 bis 1894
Walter Bösiger kam am 11. August 1878 in Bieler zur Welt. Sein Vater war der Baumeisters Hans Bösiger (1847-1915), der mit seinem Architekturbüro wesentlich zur baulichen Entwicklung der Stadt Biel beigetragen hatte. Er gehörte der Freisinnigen Partei an. Seine kaufmännisch veranlagte Mutter Anna Rosina Bütikofer (1848-1941) führte das Büro und die Buchhaltung des Baugeschäfts.[16]

Walter besuchte von 1889 bis 1894 das Progymnasium und danach die kantonale Gewerbeschule Solothurn.  Ab 1898 studierte er Architektur an der ETH Zürich (damals Polytechnikum), wurde Mitglied der Studentenverbindung Helvetia und schloss 1902 als Architekt ab. Anschliessend eröffnete er zusammen mit seinem Studienkollegen Marcel Daxelhofer (1878-1927) ein Architekturbüro am Unteren Kanalweg 30 in Biel.[8] In Biel baute das Team eine Wohnzeile an der Seevorstadt 14a bis 20 (1902/03) und ein Doppeleinfamilienhaus an der Alpenstrasse 33/35 (1903). Bald trennten sich die beiden wieder, um eigene Wege zu gehen.
1907/08 schuf Bösiger für den Feuerbestattungsverein das Krematorium auf dem Friedhof Madretsch. Sein Entwurf wurde an der nationalen Kunstausstellung in Basel gezeigt. Dort zeigte er auch einige schöne Aquarelle.[13] Bösiger zählte sich nun zum Baumeister und Architekt B.S.A. (Bund schweizerischer Architekten). Am 19. Oktober 1907 heiratete er Hedwig Girardet (1886-1974) von Neuchâtel. Sie war die Tochter des bekannten Bieler Kupferstechers Girardet. 1908 errichtete er für die Gebrüder Schnyder in Madretsch eine Wäscherei an der Florastrasse.
Als Vertreter der Jungfreisinnigen Partei gehörte er von 1908 bis 1910 dem Bieler Stadtrat an.[8] Am 13. Dezember 1908 verhalf er der Heimatschutzbewegung in Biel und im Seeland zum Durchbruch. An der von Gerichtspräsident Neuhaus einberufenen Versammlung im Gasthof Amsler, referierte er über Ziel und Zweck der Heimatschutzbewegung, worauf die Heimatschutzgruppe Biel-Seeland des kantonalen Heimatschutzverbandes gegründet wurde.[15]

  

1889-

1894


Übersichtskarte EW Kallnach, eidg. Büro für Landestopographie. Repr. aus Schweizerische Wasserwirtschaft, 10. 2. 1916, S. 26.
Übersichtskarte EW Kallnach, eidg. Büro für Landestopographie. Repr. aus Schweizerische Wasserwirtschaft, 10. 2. 1916, S. 26.

Das Wasserkraftwerk Kallnach

Bösiger begann für die Bernischen Kraftwerke AG (BKW) mehrere Bauten zu errichten. Der Grundstein zur BKW wurde mit der Gründung des Elektrizitätswerkes Hagneck am 19. Dezember 1898 im Bielerhof gelegt. Später wurde der Name geändert in Kander- und Hagneck-Werk AG und im Frühjahr 1909 erfolgte die Firmenbezeichnung Bernische Kraftwerke AG.

Der ersten Juragewässer-Korrektion verdankte die Gemeinde Kallnach die Wasserkraftnutzung. Ab Oktober 1909 erstellte Architekt Bösiger für die BKW das «Alte Elektrizitätswerk Kallnach», das am 1. Juli 1913 mit Kosten von 9,264,265 Franken und einer Leistung von 10,500 kW eröffnet wurde und bis zum 14 November 1978 in Betrieb war. Die zugehörigen Bauten, das Wasserschloss, das Kraftwerk und das Dienstgebäude, wurden ebenfalls nach Bösigers Plänen errichtet.[11]

Das Wasserkraftwerk nutzt das Gefälle des grossen Aarebogens, der durch die Umleitung der Aare in den Bielersee während der ersten Juragewässerkorrektion im 19. Jahrhundert entstand.[29] Um das Gesamtprojekt inklusive des Staudamms zu realisieren, wurden mit 300 Landeigentümern Vereinbarungen getroffen. Es beteiligten sich über 1000 Arbeiter, 8 Bauingenieure und als Leiter Oberingenieur Alexander Schafir. [30] 1910 kam es zu erheblichen Störungen der Arbeiten, da die Luftdruckkästen durch Hochwasser weggerissen wurden.[31] Das «Alte Elektrizitätswerk Kallnach» wurde u.a. im Bieler Tagblatt (17. 11. 1913) und in der Zeitschrift «Schweizerische Wasserwirtschaft» von 1916 bis 1917 ausführlich beschrieben:


Stauwehr Niederried. Foto: Walter Mittelholzer, Stiftung Luftbild Schweiz, ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Public Domain.
Stauwehr Niederried. Foto: Walter Mittelholzer, Stiftung Luftbild Schweiz, ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Public Domain.

Das Stauwehr: Ziel dieser Anlage war es, das ehemalige Überschwemmungsgebiet einzudämmen. Sie staut die Aare um 8 Meter auf. Das Profil des Damms misst an der Basis 22 Meter und an der Krone 6 Meter. 5 Öffnungen je 10 Metern Breite sind mit eisernen, auf Rollen gelagerten Schützen verschlossen, die durch Gegengewichte ausbalanciert werden. Auf der Dienstbrücke befindet sich eine elektrische oder von Hand bedienende Winde, um die Schützen zu Heben oder zu Senken. Eine Fischtreppe, eine Flossrinne und eine Schiffsrampe vervollständigen das Wehr. Ein Entwässerungsgraben nimmt das Sickerwasser auf. Den Damm begleitet landeinwärts ein sog. Abzugskanal mit gesicherten Böschungen. An einer Stelle wird er durch einen Felsenstollen geleitet und mündet bei Niederried wieder in die Aare. Auf dem Damm hat die BKW eine öffentliche Strasse und beim Stauwehr in Niederried eine Brücke gebaut, die diese Strasse nach Detligen weiterführt und damit eine Verbindung zum westlichen Aareufer hergestellt. Im Gegenzug wurde der BKW das für den Bau des Dammes benötigte Land unentgeltlich abgetreten.[28]

   



Das Stauwehr Niederried, Zustand 2024. Bösigers Hochbauten wurden durch die Modernisierung umgestaltet oder entfernt.

    

Stauwehr und Stausee Niederried, 1949. Foto: Werner Friedli, ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, CC B-SA 4.0.
Stauwehr und Stausee Niederried, 1949. Foto: Werner Friedli, ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, CC B-SA 4.0.

Das Staugebiet: Das Wehr ist oberhalb Niederried an einer Stelle in die Aare eingebaut, wo der Fluss in grossem unregelmässigem Bogen an einem steilen Molassehang vorbeifliesst. Die Länge des Staugebiets vom Wehr bis zur Saanemündung beträgt etwa 4 km und von hier Aareaufwärts bis zur Staugrenze in den Talmatten weitere 2,5 km. Die Breite des Staubeckens variiert zwischen 100 und 400 m. Die linksufrige Begrenzung des Staubeckens besteht teils aus flachem Wiesengelände, teils aus einer bewaldeten Halde, die sich in Richtung Niederried bis über das Wehr hinaus erstreckt. Rechtsufrig grenzt das Staugebiet zwischen der Saanemündung und der Ortschaft Oltigen an die hohe Oberruntigenfluh. Von hier bis zum Wehr ist es auf einer Länge von 2 km durch je einen Längsdamm gegen Oltigen und gegen die St. Verenenmatten abgeschlossen.[33] Seit 1966 steht der Stausee unter Naturschutz.

   



Der mit den Kraftwerk Kallnach entstandene Niederriedsee ist ab 1966 ein Naturschutzgebiet von nationaler Bedeutung. [35]

   

Lageplan Stollen, Wasserschloss und Zentrale Kallnach. Reproduktion aus Schweizerische Bauzeitung, 28. 8. 1909, S. 127.
Lageplan Stollen, Wasserschloss und Zentrale Kallnach. Reproduktion aus Schweizerische Bauzeitung, 28. 8. 1909, S. 127.

Stollen: Das gestaute Wasser fliesst vom Stausee Niederried unter dem Weierholzwald durch einen 2,1 km langen Stollen zum Wasserschloss. Das geologische Längenprofil wurde 1908 von Ed. Gerber erstellt. Beim Stollenbau im Moränen- und im Schlammsand traten unerwartete Schwierigkeiten auf. Vortrieb und Ausweitung erforderten besonders in den Schlammsandpartien einen dichten und sehr tragfähigen Holzeinbau.
Oberhalb des Stollens kam es an einigen Stellen zu Bodensenkungen, die aufgefüllt werden mussten. Da sich das gemauerte Gewölbe während und nach dem Bau stellenweise verformt hatte, wurde es auf einer Länge von 200 m aus Kalksteinblöcken rekonstruiert. Mit Ausnahme des rekonstruierten Gewölbes besteht das gesamte Stollenmauerwerk aus Beton. Dieser Stollen war mit 2,5 Millionen Franken der teuerste Teil des Gesamtprojekts. [32]


Wasserschloss zum Elektrizitätswerk Kallnach. Architekt Walter Bösiger. Reproduktion aus Das Werk, Nr. 11, 1916.
Wasserschloss zum Elektrizitätswerk Kallnach. Architekt Walter Bösiger. Reproduktion aus Das Werk, Nr. 11, 1916.

Wasserschloss und Schiebehaus: Das Wasserschloss ist ein gemauertes Becken von 500m2 Grundfläche und kostete die eher bescheidene Summe von 200‘000 Franken. Das Schieberhaus über der Fassadenmauer des Wasserschlosses birgt die Windwerke der Einlaufschütze zu den Rohrleitungen, den Einlaufschieber der Leerlaufleitung, sowie die Schnellschluss-Füllschieber von 350 mm Durchmesser der Druckleitungen. Im Dachaufbau ist noch ein eisenarmiertes Brauchwasserreservoir von 50 m3 Fassungsvermögen eingebaut.[32]

   


Druckleitungen beim EW Kallnach. Foto: Werner Friedli, Stiftung Luftbild Schweiz, ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, CC BY-S 4.0.
Druckleitungen beim EW Kallnach. Foto: Werner Friedli, Stiftung Luftbild Schweiz, ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, CC BY-S 4.0.

Druckleitung: Vom Wasserschloss führen drei eiserne Druckleitungen von je 3 m Durchmesser das Wasser unter der Bahnlinie Lyss-Kerzers hindurch zu den Turbinen. Neben diesen Druckleitungen ist eine kleinere Entleerungsleitung von 0,9 m Durchmesser angebracht. Die Druckleitungen können im Wasserschloss mit Schiebern abgeschlossen werden.[28]

   

 

 

 


Zentrale vom Elektrizitätswerk Kallnach. Architekt Walter Bösiger. Reproduktion aus Das Werk, Nr. 11, 1916, S. 181.
Zentrale vom Elektrizitätswerk Kallnach. Architekt Walter Bösiger. Reproduktion aus Das Werk, Nr. 11, 1916, S. 181.

Zentrale und Maschinenhaus: Die Zentrale des Elektrizitätswerks ist ein 61 m langer und 36 m hoher Betonbau. Das integrierte Maschinenhaus ist 54 m lang, 16 m breit und 11 m hoch.[32] Es sind sechs Maschinengruppen aufgestellt, jede aus einer Doppel-Francis-Turbine mit horizontaler Welle, welche mit einem Drehstrom-Generator zusammengebaut ist. Die von den Generatoren erzeugte Energie wird durch unterirdische Kabelleitungen auf die Schaltzentrale geleitet, die sich in einem Gebäude an der westlichen Längsseite der Maschinenhalle befindet. Aus dieser Schaltanlage wird die Energie in das Leitungsnetz geführt. Das Schalthaus ist mit Hochspannungsanlage, Transformatorenraum und Voltanlage in drei Teile gegliedert. Über dem Transformatorenraum befindet sich der Ausführungsturm, durch den die von den zwei Schaltanlagen nach dem Netz abgehenden Hochspannungsleitungen führen.[28] An das Schaltgebäude angebaut ist eine Werkstatt mit einem Transformatoren-Reparaturraum und einem elektrisch betriebenen Laufkran mit einer Tragfähigkeit von 20  Tonnen. Im selben sind die nötigen Wasch-, Dusch- und Baderäume für das Personal untergebracht.

  



Emblem der Bernerischen Kraftwerke AG am Elektrizitätswerk Kallnach.

   

Das Gebäude der Bernerischen Kraftwerke Kallnach, Zustand 2024.

  

Die original Doppelfrancis-Turbine, ausgestellt beim EW Kallnach.

  


Unterwasserkanal: An das Maschinenhaus schliesst sich der Unterwasserkanal an, der bei der Walperswil-Brücke in den Aarberg-Hagneck-Kanal mündet. Dieser Kanal ist 3 km lang und hat eine Sohlenbreite von 25 m. Über den Kanal führen drei eiserne Strassenbrücken.[31]

  



Die Zentrale des Elektrizitätswerks Kallnach mit Unterwasserkanal. Reprod. aus Schweizerische Wasserwirtschaft, 10. 10, 1917.

   

Pumpstation: Zentrale, Wohnhaus und Industriegebiet wurden zu Beginn der Bauarbeiten mit einer Trinkwasser-versorgung und Hydrantenanlage versehen, welche von der Quellwasserversorgung Kallnachs, sowie von der Grundwasserpumpstation zwischen der Zentrale und Station Kallnach gespeist werden kann. Da das Quellgebiet der Kallnacher Wasserversorgung über dem Stollen liegt, bestand die Gefahr, dass das Wasser durch den Stollenvortrieb abgegraben werden könnte, in welchem Falle die Pumpstation als Ersatz hätte dienen müssen. Da dies nicht eintrat, dient die Pumpstation ausschliesslich dem Bedarf der Zentrale und des Industriegebietes.[32]

 

Dienstgebäude oder Maschinisten-Wohnhaus: 100 m nördlich der Zentrale Kallnach liegt ein Maschinisten-Wohnhaus mit 6 Wohnungen und ein weiteres für 4 Wohnungen in 600 m Entfernung.[32]

 

 



Dienstgebäude vom EW Kallnach. Architekt Walter Bösiger. Reproduktion aus Das Werk, Nr. 11, 1916, S. 180.

   

Für die Entwicklung der Gemeinde Kallnach war die Erstellung des Kraftwerks von grosser Bedeutung. Durch sie wurde die Karbid-Industrie eingeführt. 1980 wurde das Kraftwerk Kallnach für 20 Millionen Franken komplett erneuert. Die veralteten Regeleinrichtungen verunmöglichten eine Automatisierung der Maschinengruppen und damit den Übergang vom Schichtdienst zum unbemannten Betrieb. Das bestehende Wasserschloss blieb im Wesentlichen erhalten. Anstelle der bisherigen drei Druckleitungen wurde eine einzige neue Stahlrohrleitung von 3,50 m Durchmesser erstellt. Talseitig des Wasserschlosses wurde eine Kammer zur Aufnahme der Drosselklappe zur neuen Druckleitung gebaut. Das Hauptprojekt der Erneuerung bildete die elektromechanische Ausrüstung des Maschinenhauses. Die alten sechs Maschinengruppen wurden durch eine einzige Gruppe mit nur einer Kaplanturbine ersetzt. Die neuen Anlagen sind automatisiert und werden von der Regionalen Leitstelle (RLS) Aarberg ferngesteuert und überwacht.[34] Das denkmalgeschützte Maschinenhaus und die verschiedenen Nebengebäude dienen heute der BKW als Ausbildungszentrum.[29]

Ein elektrisches Kraftwerk erfordert eine Vielzahl weiterer Hochbauten zur Verteilung der im Kraftwerk erzeugten Elektrizität. Diese sind von grosser Bedeutung für das Landschaftsbild, da sie in mehr oder weniger typischer Form über alle Landesteile verteilt sind. Die Umformerstation Bätterkinden, die Unterstation Reconvilier, die Unterstation Schwäbis bei Thun und das Transformatorenhaus Niederried sind solche Typen, in denen der Architekt Walter Bösiger aus bestimmten Zweckforderungen heraus, architektonische Aufgaben dem jeweiligen Landschaftscharakter entsprechend löste.»[11]

  



Bätterkinden: Umformerstation

Architekt Walter Bösiger

Repr. aus Das Werk, Nr. 11, 1916, S. 180

     

Reconvilier: Unterstation

Architekt Walter Bösiger

Repr. aus Das Werk, Nr. 11, 1916, S. 180

  

Schwäbis bei Thun: Unterstation

Architekt Walter Bösiger

Repr. aus Das Werk, Nr. 11, 1916, S. 184

  


1910 zog Walter Bösiger nach Bern und leitete dort mit seinem Kollegen Max Friedrich Zeerleder (1880-1964) an der Bundesgasse 18 das Architekturbüro «Zeerleder & Bösiger». 1911 trat er dem «Schweizerischer Ingenieur- und Architekten-Verein» (S. I. A.) bei. Es entstanden mehrere Villen im Kirchenfeldquartier und in der Umgebung Berns. 1912 beschloss der Gewerbeverein der Stadt Bern ein neues Zunfthaus mit Restaurant zu errichten, «um der Berner Bürgerschaft, insbesondere den Gewerbetreibenden, die zur Förderung ihrer Interessen notwendigen Räume zur Verfügung zu stellen.» Beim Wettbewerb für dieses Bürgerhaus erhielt der Entwurf von Bösiger/Zeerleder «Dr achtzäht Man» den zweiten Platz. Dennoch gelangte der Entwurf zur Ausführung und Bösiger übernahm den Bau des Hauses an der Neuengasse 20, das Weihnachten 1913 bezugsfertig war. In diesem Jahr zog der Cercle Romand in das Bürgerhaus, wo Bösiger im ersten Stock grosszügige Zimmer einrichtete. 1913/15 baute Bösiger in Neuenegg an der Freiburgstrasse 92 ein Fabrikgebäude für die Altstofffirma Karl Kaufmann.[17]  Für die Landesausstellung 1914 baute das Architektenteam die Halle für Wasserwirtschaft, Verkehrswesen, Feuerlösch- und Rettungswesen und die Mittelhalle der Gruppe Ingenieurwesen. Für die Back- und Ziegelsteinausstellung erstellten sie eine Miniaturziegelei.

      



Zeeleder & Bösiger schufen an der Schweizerischen Landesausstellung 1914 die Mittelhalle der Gruppe Ingenieurwesen (links) und der Eingang zur den Hallen Wasserwirtschaft, und Ingenieurwesen (rechts). Reproduktion aus Schweizerische Bauzeitung, Nr. 12, Zürich, 1914, S. 142

     

Von 1914 bis 1918 war er im Grenzdienst als Kavallerieoffizier, als Kommandant des Stadtberner Bataillons 28 und zuletzt als Oberstleutnant.[8] 1915 führte Bösiger das Berner Architekturbüro allein weiter. 1916 erhielt er beim Wettbewerb für das Berner Primarschulhaus am Hochfeldweg für das Projekt «Schwyzerfähnli» den vierten Preis.

 

Ein Gebäude für den Hauptsitz der BKW

Zu den eindrücklichsten Arbeiten Walter Bösigers gehörte das 1915/16 erstellte Verwaltungsgebäude der Bernischen Kraftwerke (BKW) am Viktoriaplatz in Bern. Bis dahin waren deren Geschäftsräume in Mietshäusern an der Thunstrasse untergebracht. Mit der rasanten Entwicklung der BKW wuchs auch der Raumbedarf der Verwaltung. Bereits im Juli 1913 beschloss die BKW den Bau des neuen Verwaltungsgebäudes und setzte dafür die Summe von Fr. 950‘000.-  aus, nachdem es gelungen war, von der Gemeinde Bern das nötige Terrain auf dem Viktoriaplatz zum Preise von Fr. 89.- per Quadratmeter zu erwerben. Walter Bösiger und Max Zeerleder wurden mit den Vorarbeiten betraut und erstellten die Pläne. Im Juli 1914 waren diese abgeschlossen. Wegen des Krieges verzögerte sich der Baubeginn. Vor allem um neue Arbeitsplätze zu schaffen, konnte am 1. April 1915 unter Bösigers Bauleitung mit dem Bau doch noch begonnen werden.[27] Bösiger verwendete als heimisches Baumaterial Ostermundinger Sandstein.[9]

   


Das 1915/16 erstellte Verwaltungsgebäude der Bernischen Kraftwerke am Viktoriaplatz in Bern, gezeichnet von Walter Bösiger .

Reproduktion aus Schweizerische Bauzeitung, Zürich, 21. 10. 1916, S. 187

   

Das Verwaltungsgebäude auf einer Postkarte, datiert 1919. Foto: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Public Domain.

  

Die Schweizerische Bauzeitung berichtete 1916 über das Verwaltungsgebäude am Viktoriaplatz: «Die sogenannte Städtische Betriebsleitung der BKW, die vier Betriebsleitungsbezirke unterscheidet (Spiez, Bern, Biel und Pruntrut), ist im Erdgeschoss des Ostflügels untergebracht und mit separatem Eingang ins Verkaufsmagazin versehen. Darüber liegen im 1. Stock die Räume der Oberbetriebsleitung, gegenüber im Nordflügel jene der Bauleitung. Im 2. Stock sind im Mittelbau noch Büros untergebracht. Die Seitenflügel beherbergen Dienstwohnungen. Im Untergeschoss finden sich Magazine und Archivräume. Im Innern des Gebäudes zeigte Bösiger eine Vorliebe für dekorative Bildhauerarbeiten im Stile Schwerzmanns, dem sich auch im Äussern die Brüstungsfüllungen von Karl Hänny (Motive aus dem Arbeitsgebiet der Elektrizitätsversorgung) und das Wappen über dem Eingang des Bildhauers Albert Grupp in Biel anpassen. Hermann Hubacher schuf eine farbige Reliefkarte im Treppenvorplatz des 1. Stocks. Ebenfalls von Hubacher stammen die von Bangerter & Cie. in Lyss in Kunststein gegossene Brunnenfigur in der Eingangshalle und der Brunnen. Von Grupp, dem Schwerzmann-Schüler, sind im Innern noch die originellen Tierfiguren, die als Hüter des Geheimnisses, den Eingang zum Sitzungssaal im Korridor des 1. Stocks bewachen. Trotz dieser verhältnismässig reichen Ausschmückung und der Verwendung bester Baumaterialien gelang es dem Architekten, mit einer Bausumme von 900‘000 Franken auszukommen.»[10] 1960 hatte die BKW die prächtige Eingangshalle und das monumentale Treppenhaus der neuen Zeit geopfert und umgebaut.[12]
1916 wurde in Bern die «Gesellschaft selbständig praktizierender Architekten Berns» gegründet, mit Bösiger als Beisitzer. Voraussetzung für die Mitgliedschaft war ein Wohnsitz im Amtsbezirk Bern sowie Zugehörigkeit zum schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein oder zum Bund schweizerischer Architekten.[18] Im gleichen Jahr nahm Bösiger am Architekturwettbewerb für die Fassadengestaltung des neuen Bieler Bahnhof- und Postgebäudes teil. Sein Entwurf «Einheit» erhielt den fünften Platz.

Anfang 1917 sollte Bözingen politisch mit Biel vereinigt werden. Dieser Umstand veranlasste die Bözinger Behörden 1916, die Grundzüge der baulichen Entwicklung der Gemeinde festzulegen. Auch Bösiger beteiligte sich am Wettbewerb für den Bebauungsplan und belegte den zweiten Platz. In Nidau errichtete er 1917/18 für die BKW an der Schlossstrasse 15 ein Werkstatt-, Magazin- und Bürogebäude.

  


Wasserkraftwerk Mühleberg. Foto: Walter Mittelholzer, Stiftung Luftbild Schweiz, ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Public Domain.
Wasserkraftwerk Mühleberg. Foto: Walter Mittelholzer, Stiftung Luftbild Schweiz, ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Public Domain.

Das Wasserkraftwerk Mühleberg

Als die BKW im Mai 1917 ihre Pläne für das Wasserkraftwerk Mühleberg vorstellte, stiess sie bei den umliegenden Gemeinden auf Widerstand. Für den Bau des Stausees sollten sie bisher bewirtschaftetes Land abgeben. Dasselbe wird expropriiert, unter Wasser gesetzt und der weiteren Kultur entzogen. Das Land verschwindet auch aus dem Grundsteuerregister, damit würde natürlich auch das Grundsteuerkapital der Gemeinden sinken. Die Grundeigentümer sollten entschädigt werden, die Gemeinden nicht. Ausserdem befürchtete man die Beeinträchtigung der natürlichen Entwicklung der Fischerei.


Das Wasserkraftwerk Mühleberg mit Hochbauten von Walter Bösiger.
Das Wasserkraftwerk Mühleberg mit Hochbauten von Walter Bösiger.

Nachdem aus politisch Gründen viel Wasser die Aare hinuntergeflossen war, entstand das Wasserkraftwerk während des Ersten Weltkriegs unter dem Druck der Öl- und Kohlenknappheit und des daraus resultierenden Strommangels. Oberingenieur Meyer übernahm die Projektleitung. Ihm zur Seite stand der spätere polnische Minister Gabriel Narutowicz (1865-1922) als Verfasser und Oberleiter des Projekts. Die Generaldirektion lag in den Händen von Oberst Eduard Will.
Architekt Walter Bösiger konnte nun für die BKW von 1917 bis 1920 das erste grosse Wasserkraftwerk im Kanton Bern realisieren. Ihm wurde für alle Bauten die architektonische Gestaltung und Beratung übertragen. Bösiger verwendete erstmals in der Schweiz Sichtbeton und passte seine Hochbauten der Landschaft an. Fenster und Türen erhielten einen englischen Rotanstrich.[37] Seine Bauten zählen zu den bedeutendsten Vertretern des Berner Neoklassizismus. Die hohen Fenster erinnern an Sakralbauten.[39]  


Die Gütertrolleybusse der gleislosen Bahn Gümmenen-Mühleberg. Foto: Archiv BKW/Wikipedia, gemeinfrei.
Die Gütertrolleybusse der gleislosen Bahn Gümmenen-Mühleberg. Foto: Archiv BKW/Wikipedia, gemeinfrei.

Die 1917 begonnenen Vorarbeiten erfolgten noch vor der Konzessionserteilung. Sie waren notwendig, um die Baustelle Aumatt am Aareufer zugänglich zu machen. Das Elektrizitätswerk wurde direkt an das Wehr angeschlossen.

Da der Bahnhof Gümmenen zu weit entfernt war, musste eine 6,5 Kilometer lange Zufahrtsstrasse gebaut werden. Drei grosse Lastwagen mit Anhängern, jede Fuhr zu 6 bis 7 Tonnen, bewältigten vorerst den Verkehr.[36] 1917 gingen die Benzinvorräte zur Neige, die Pferde wurden im Militärdienst und in der Landwirtschaft unentbehrlich. Deshalb legte man eine gleislose, elektrische Bahn an, wo zwei Elektrotraktoren (Gütertrolleybusse) zwischen Gümmenen, Mühleberg und Buttenried und Bauplatz auf der Strasse verkehrten.[36] Maschinenteile über 5 t mussten wegen der Holzbrücke in Gümmenen von der Station Bern-Weyermannshaus über Frauenkappelen-Mühleberg 17 km zur Baustelle transportiert werden.[38]


Die Wehrbrücke vom Wasserkraftwerk Mühleberg, Zustand 2024.
Die Wehrbrücke vom Wasserkraftwerk Mühleberg, Zustand 2024.

Der folgende Rundgang beschreibt die damaligen Verhältnisse: Die Wehrbrücke bei der Zentrale schuf einen neuen öffentlichen Aareübergang (2004 ersetzt) zu beiden Ufern des Wohlensees. Sie führt vom Maschinenhaus entlang zur Stauwehr wo das überschüssige Aarewasser hinunterstürzt. Unter der Wehrbrücke befinden sich 8 Turbineneinläufe. Diese sind dreiteilig mit einer Breite von 3 x 2.75 m ausgebildet. Hinter den Ruten folgen die Rechen und schliesslich die Abschlussschützen, die durch Winden in Verbindung mit Zahnstangen über einen elektrischen Antrieb, aber auch manuell gehoben und gesenkt werden können. Die Brücke wird zu Reinigungszwecken mit einem Portalkran bedient. Eine Tauchwand gibt den Einlauf des Triebwassers in die Turbinen erst 3 m unter dem Stauspiegel frei, um das Eindringen von Fremdkörpern zu verhindern.[46]

  



Stauwehr Mühleberg, datiert 1921 (Foto. ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Public Domain) und 2024.

  

Der Grundwasserablaspavillon steht südlich der Staumauer am Ufer von Wohlen im Wasser.[44] Er diente während der Bauzeit hauptsächlich als Umleitungsstollen. Er wurde so angelegt, dass er bei einer allfälligen späteren Absenkung des Stausees wieder benützt werden kann, was jedoch nie geschah. Der Stollen wurde während der Bauzeit stark beansprucht, da zur Fertigstellung der Staumauer die gesamte Wassermenge der Aare bis zu 300 m3/sek mit einem Oberwasserspiegel von 479,80, also 12,6 m Druckhöhe, durch ihn geleitet wurde. Kurz nach der Inbetriebnahme wurde auch Kies durch den 140 m langen Stollen transportiert.[43] 1998 wurde der Ablass saniert und modernisiert, Bösigers Gebäude blieb in seinem Erscheinungsbild erhalten.

   



Grundwasserablaspavillon vom Wasserkraftwerk Mühleberg. Architekt: Walter Bösiger.

  

Maschinenhaus an der Wehrstrasse 59. Architekt Walter Bösiger.
Maschinenhaus an der Wehrstrasse 59. Architekt Walter Bösiger.

Der Maschinensaal ist 13,80 m breit, 122 m lang und 20 m hoch. Er wurde von zwei elektrisch betriebenen Kränen mit einer Tragfähigkeit von 50 je Tonnen bedient. Waren besonders schwere Lasten zu heben, wurden die beiden Kranhaken durch ein bewegliches Zwischenstück, den Balancier, verbunden, dessen Haken dann die zu hebende Last trug. Diese betrug maximal 100 Tonnen, wenn Turbinenrad und Motor zusammen gehoben werden mussten.[46]
Im Maschinenhaus ist die Schaltbühne die eigentliche Kommandostelle des gesamten Betriebes. Ein Schaltbühnenwärter überwachte von der Mitte des Raumes aus alle Apparate und Instrumente. Von der Schaltbühne gingen die Steuerleitungen zu den Maschinen und ins Schalthaus.[46] Das Maschinenhaus ist in das 245 m lange und 35 m hohe Sperrenbauwerk integriert. Die Kantonale Denkmalpflege schreibt: «Zusammen mit dem Wehr (O-seitig anschliessend) dominiert der monumentale Sichtbetonbau die imposante Kraftwerksanlage. Der Bau ist wie das Schalthaus und das Ölhaus von kräftig profilierten, klassizistischen Formen wie Kreis- und Hochrechteckfenstern und Tempel-Giebeln geprägt.»[45]   

  



Das Maschinenhaus an der Wehrstrasse 59. Architekt: Walter Bösiger.


Im Verbindungsbau zwischen Maschinenhaus und Schalthaus befanden sich eine Schmiede und die Pumpstation für das Kühlwasser.[43]
An der Nordseite vom Schalthaus wurde ein Reparaturraum angebaut, der mit einem Kran von 45 t Tragkraft ausgestattet ist. Vom Fussboden Oberkante bis Unterkante Firstpfette beträgt die Höhe 20,4 m bzw. 16,9 m, vom Fussboden bis Unterkante Kranhaken maximal 14 m. Die Umfassungswände bestehen aus Beton, die Decken und der Dachstuhl aus Eisenbeton. Im Reparaturraum sind die Zugbänder des Satteldaches sichtbar, im Schalthaus sind sie in der darunter liegenden Decke einbetoniert. In der Mitte des eigentlichen Schalthauses, das rund 70 m Länge aufweist, wurde bis auf Kote 476,91 eine Dilatationsfuge vorgesehen. Die Steildächer sind mit Doppelfalzziegeln auf Lattenrost eingedeckt, das Flachdach erhielt neben den Oberlichtern einen 2 cm starken Gussasphaltbelag. Die Ausführungspläne für den konstruktiven Teil des Schalthauses stammen vom Ingenieurbüro Bonstetten & von Wattenwyl in Bern.[43]

 



Das Schalthaus an der Wehrstrasse 57. Architekt: Walter Bösiger.

   

Das Ölhaus befindet sich direkt hinter dem Schalthaus und dient der Speicherung und Behandlung der verschiedenen verwendeten Ölsorten. Es handelt sich um ein Gebäude mit einer Grundrissfläche von 155 m2. Da es zur Hälfte auf Lehmboden und zur Hälfte auf Fels steht, musste es auf eine armierte Platte gestellt werden. [43]

 

Das Ölhaus an der Wehrstrasse 55. Architekt: Walter Bösiger.

   


Unterkunft: Es fehlte auch die Möglichkeit, die Arbeiter unterzubringen, da es nur wenige Wohnhäuser in der Nähe gab. Deshalb wurde zunächst ein Barackenviertel mit Telefonzentrale, Kantinen, Lesesaal, Verkaufsladen und Notlazarette für Leicht- und Schwerkranke erstellt und eine Quelle gekauft. Die Ingenieure wohnten in transportablen Holzhäusern. Hinzu kamen eine Wasserversorgung, eine Hydrantenanlage, eine Wäscherei und eine Glätterei. An dem Bau waren Tag und Nacht rund 1200 meist ungelernte Arbeiter beschäftigt, darunter viele Russen, die die gleichen Löhne und die gleichen Unterkünfte wie die Einheimischen erhielten. Die Verpflegung der Arbeiterkolonie erwies sich aufgrund der damaligen Lebensmittelverhältnisse als schwierige Aufgabe, die jedoch gut gelöst werden konnte. Die elektrisch beleuchteten und beheizten Baracken verschwanden wieder, während die Bauten für das Betriebspersonal erhalten blieben. In der denkmalgeschützten Werkssiedlung Krähenberg (Aumattweg 3-8) hatte der Obermaschinist sein eigenes Haus, fünf von Gärten umgebene Zweifamilienhäuser schlossen sich an.[36] Kantonale Denkmalpflege Bern: «Die Siedlung liegt auf einer Hangterrasse südlich oberhalb des Wasserkraftwerks. Die 6 Doppeleinfamilienhäuser wurden gleichzeitig mit dem Werkbau als Riegkonstruktion unter seitlich abschleppenden Halbwalmdächern in einfachstem Heimatstil gebaut. Fassaden mit gelber und roter Eternitverrandung.»[42] Etwas weiter entstand für vier Familien aus einem Bauernhaus ein hübsches Wohnhaus mit geschlossenen Lauben.[36] Insgesamt wurden 17 Häuser gebaut oder gekauft, in denen 34 Familien der Angestellten wohnten.[47]

  

Die von Walter Bösiger 1917 erbaute BKW-Werksiedlung am Aumattweg:



Renoviertes Obermaschinisten-Wohnhaus, Zustand 2024

 

Zwei renovierte und ein nicht renoviertes Maschinisten-Doppelwohnhaus.

  

Wohnhaus im Originalzustand, 2024 (Jahr der Renovierung).

 


Inschrift im Giebelfeld auf der Westseite beim Maschinenhaus.
Inschrift im Giebelfeld auf der Westseite beim Maschinenhaus.

Die Arbeiter wurden während des Baus von 1917 bis 1920 mit der Spanischen Grippe und der Maul- und Klauenseuche konfrontiert. Sie nahmen im November 1920 am Landesstreik teil, um die 48-Stunden-Woche durchzusetzen. 10 Arbeiter verunglückten tödlich.[37] Nachdem zwei Hochwasser die Arbeiten verzögerten, konnte am 23. August 1920 der Betrieb probeweise eröffnet werden. Am 25. Juni 1921 erfolgte die Einweihung. Insgesamt erhielt die Anlage 110,000 Kubikmeter Beton. Das Maschinenhaus war mit sechs Maschinengruppen von je 8100 PS, insgesamt 48,600 PS, ausgerüstet. Als Turbinen dienten wie schon in Kallnach die sogenannten Francis-Turbinen. Eine Inschrift am Westgiebel des Maschinenhauses lautet: «Kraftwerk Mühleberg, erbaut 1917 bis 1920, zur Zeit des Krieges und wirtschaftlicher Not, ein Denkmal der Tatkraft und Pflichttreue der leitenden Männer und der Arbeiter.»


Der Stausee Wohlensee beim Wasserkraftwerk Mühleberg.
Der Stausee Wohlensee beim Wasserkraftwerk Mühleberg.

Umgebung: Der seit Mai 1920 aufgestaute, 13 km lange Wohlensee erstreckt sich vom Wasserkraftwerk Mühleberg bis zur hinter dem Bremgartenwald gelegenen Häusergruppe Neubrücke über die Gemeinegebiete von Wohlen und Frauenkappelen. Bis er 1921 seinen definitiven Namen erhielt, nannte man ihn auch «Aaresee», «Neuensee», «Elektrosee», «Stiller See», «Kraftsee» oder «Bernersee».[39] Die neuen Ufer werden teils von den steil abfallenden Felshängen der alten Aare gebildet, teils verläuft der Seerand in den angrenzenden Wiesen. An vielen Stellen mussten die Ufer gegen Wellenschlag gesichert werden.

Erhebliche Geschiebeablagerungen im Staugebiet waren nicht zu befürchten, da das Wasser vorwiegend aus dem Thunersee, also bereits geklärt, zufliesst. Wegen des Stausees entstanden mehrere Strassenbauten sowie die 200 m lange Wohleibrücke und die 174 m lange zweispurige Hinterkappelenbrücke.[38] Der Wohlensee wurde als Naherholungsgebiet zu einem beliebten Ausflugsziel. 1921 fand hier die Schweizerische Meisterschaft im Doppel-Skiff statt, bei der die Bieler Gebrüder Schoechlin die 2000-Meter-Strecke in 7 Minuten und 28 Sekunden zurücklegten. Der Wohlensee fand Eingang in die Literatur. Der Dichter Rudolf von Tavel schilderte die Liebe eines Bauernmädchens zu einem Monteur des Wasserkraftwerks und den Kampf der Bauern gegen die Techniker. 1922 wurden 1000 amerikanische Regenbogenforellen in den See ausgesetzt.

 

1918 beteiligte sich Walter Bösiger nochmals an einem Bebauungsplan, diesmal für Münster (Jura), wo er wiederum den zweiten Platz errang. Gleich erging es ihm 1920, als er für den Entwurf «Jedem das Seine» für den Bebauungsplan vom Elfenau- und Mettlengebiet und Umgebung Bern wiederum «nur» den zweiten Platz belegte. Mit seinem Entwurf für die Erweiterung des Bezirksspitals in Herzogenbuchsee überzeugte er 1920 die Jury und gewann den ersten Preis. Im gleichen Jahr baute er in Biel am Höheweg 2 das Einfamilienhaus «Im Tschäris».[16]

 



Einfamilienhaus «Im Tschäris» am Höheweg 2 in Biel.

   

Präsident der «Gemeinnützigen Baugenossenschaft Längfeldgasse»

1921 wurde zur Linderung der Wohnungsnot die «Gemeinnützige Baugenossenschaft Längfeldgasse» mit Sitz in Bern gegründet und Walter Bösiger zum Präsidenten gewählt. Er erstellte innert 7 Monaten 56 Wohnungen an der Waldheimstrasse-Wachtelweg. Auf dekorative Zutaten wurde verzichtet, dafür erhielt jede der sonnig gelegenen Wohnungen einen Garten. Er blieb bis 1924 Präsident.
1922 erhielt er für den Entwurf «Die Kraft eines Volkes liegt in seiner Jugend» am Wettbewerb für den Neubau des Gymnasiums in Bern den Anerkennungspreis, sein ehemaliger Geschäftspartner Max Zeerleder gewann den ersten Preis.

 

Regierungsratsmitglied mit technischen Fähigkeiten

Ab 15. April 1923 wurde Walter Bösiger als Vertreter der Berner Bauern- und Bürgerpartei (BGB) Mitglied des Regierungsrates des Kantons Bern (Bau- und Eisenbahndirektor). Er war das einzige Mitglied im Regierungsrat, welches eine technische Ausbildung besass. Nach seiner Wahl gab er das seit 1917 bestehende Berner Architekturbüro «Walter Bösiger» auf. Im gleichen Jahr wurde er als Architekt und Regierungsrat in den Verwaltungsrat der BKW gewählt. 1926 bis 1927 war er erstmals Regierungspräsident.

Längere Zeit hatte das kantonal-bernische Bauwesen eine Stagnation durchgemacht, das durch Bösiger überwunden wurde. Unter seiner Leitung, sowie des Kantonsbaumeisters M. Egger und unter Hinzuziehung von Privatarchitekten, konnten viele Bauaufgaben gelöst werden. Während seiner Amtszeit als Bau- und Eisenbahndirektor von 1923 bis 1938 führte er zahlreiche Renovationen von Amtshäuser und Schlösser durch, so in Schlosswil, Meiringen, Saanen, Münster, Pruntrut, Nidau, Erlach (als Erziehungsheim), Frauenbrunnen und Wangen. In Biel beteiligte er sich am Ausbau vom Technikum. Zudem unterstützte er die Zusammenlegung der Lötschberg- und der Berner Dekretsbahnen und verbesserte das kantonale Strassennetz.[8] Ebenfalls förderte er die Elektrizitätswirtschaft bei den Oberhasliwerken und schuf 1924 das erste bernische Submissionsreglement, das 1934 revidiert wurde.

   


Stauwehr Port bei Nidau, 1921. Foto: Staatsarchiv des Kantons Bern, Dossier BB 10.4.69, Wikipedia, gemeinfrei.
Stauwehr Port bei Nidau, 1921. Foto: Staatsarchiv des Kantons Bern, Dossier BB 10.4.69, Wikipedia, gemeinfrei.

Stauwehr Port

1925 schlug Walter Bösiger vor, im Rahmen der zweiten Juragewässerkorrektion in Port bei Nidau, ein neues Wehr unterhalb der Zihl-Einmündung in den Nidau-Bürenkanal bauen zu lassen. Die alte Schleuse war vor Jahren eingestürzt und ein Provisorium errichtet worden. Die Verwirklichung dauerte Jahre. Am 9. September 1935 beschloss die Regierung die Schleuse mit Hilfe von Arbeitslosen aus dem Arbeitsbeschaffungsprogramm zu verwirklichen. Der Bau des 77 Meter breiten Wehrs begann Anfang Januar 1936 unter Ingenieur Peter, dauerte mit der Mitwirkung von 150 Arbeitern 3 Jahre und kostete 5 Millionen Franken. Er umfasst am rechten Ufer eine Schiffschleuse von 12 Meter Breite und 52 Meter Länge, dann 5 Öffnungen von je 13 Meter Breite, unterteilt durch 4 Wehrpfeiler von je 3 Meter Breite und 16,5 Meter Länge. Die Wehrverschlüsse sind 6,7 Meter hoch und bestehen aus Doppelschützen. Die Schleusentore wurden statt als Klapptore erstmal in der Schweiz als Schiebetor ausgeführt. Die Wehrschwelle ist 19 Meter lang. Die Form der Schwelle mit dem Tosbecken wurde im Flussbaulabor der ETH anhand von Modellversuchen ermittelt. Am linken Ufer entstand in der Ufermauer eine Fischtreppe. In Verbindung mit dem Wehr wurde eine Brücke für den öffentlichen Verkehr gebaut.

Zwar hatte die Gemeinde Nidau die Schleuse begrüsst, lehnte aber die Strasse ab, um nicht vom Verkehr abgeschnitten zu werden.  Am 12. Dezember 1938 wurde das Wehr in Betrieb genommen. Die Schleusen ermöglichen Schiffe bis zu 600 Tonnen die Durchfahrt nach Solothurn. Wegen des Wehrbaus musste die Kanalisation von Biel verlegt werden. Sie befand sich früher unterhalb des Schlosses Nidau und nun unterhalb der Stauwehr. Durch das Wehr erreichte man eine bessere Regulierung der Juraseen und die Verringerung der Seespiegelschwankungen.[35] Von 1989 bis 1992 wurde die Anlage saniert und modernisiert.

  



Stauwehr und Schiffsschleuse Port, Zustand 2024.

  

Verlängerung der Bahnstrecke Täuffelen-Ins

Um die Täuffelen-Ins-Bahn rentabler zu machen, führte Bösiger sie 1926 zum neuen Bahnhof Biel. Dazu musste ein neues Teilstück Nidau-Biel gebaut werden. 1945 wurde die Strecke in Biel-Täuffelen-Ins-Bahn (BTI) umbenannt. Als Eisenbahndirektor förderte er insbesondere den Fremdenverkehr und gab als Präsident des Verkehrsvereins Berner Oberland diesem wichtigen Wirtschaftszweig neue Impulse.[14] 1929 kämpfte er gegen die Zunahme von Reklameschildern an den Strassen, die Autofahrer ablenkte und das Strassenbild störte.
1930 wurde  der bisherige Vizepräsident Walter Bösiger Präsident der «Berner-Alpenbahn-Genossenschaft Bern-Lötschberg-Simplon». Der Verkehrsaufteilungsvertrag zwischen Lötschberg und der SBB war wesentlich sein Verdienst. Ebenfalls 1930 nahm Regierungsrat Bösiger am 6. Internationalen Strassenkongress in Washington teil und berichtete 1931 in einem öffentlichen Filmvortrag seine Erlebnisse.

  


Altes Spital von Herzogenbuchsee, datiert 1933. Foto: Walter Mittelholzer, ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Public Domain.
Altes Spital von Herzogenbuchsee, datiert 1933. Foto: Walter Mittelholzer, ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Public Domain.

Zahlreiche Bauprojekte für die Stadt Bern

In Bern entstanden unter Baudirektor Walter Bösiger bedeutende Bauten wie die die Erweiterung des Chemiegebäudes, die Poliklinik des Inselspitals, die Renovation der Aula der Universität, die Tierarzneischule und die Erweiterung des kantonalen Frauenspitals.

Am 7. November 1931 konnte in Bern auf dem Areal des Inselspitals die neue chirurgische Klinik eröffnet werden. Sie entstand unter der Oberleitung von Walter Bösiger durch die Architekten Eduard Rybi und Ernst Salchli. Insgesamt waren 140 bernische Firmen daran beteiligt. Die beiden Berner Künstler Surbeck und Caedinaux gestalteten den Hörsaal und die Eingangshalle. Bösiger erinnerte daran, dass bereits 1917, als Professor F. de Quervain ans Berner Inselspital berufen wurde, ihm der Regierungsrat den Bau einer neuen chirurgischen Klinik versprochen hatte. Doch erst 1928 konnte dieses Versprechen eingelöst werden. Flure und Patientenzimmer wurden hell und in freundlichen Farben gestaltet, die Böden schalldämmend belegt, die Personalräume in die Nähe der Patienten gelegt (wichtig für Notfälle) und das Dach als Flachdach ausgeführt.[40] 


Hauptfront der 1932 eröffneten chirurg. Universitätsklinik Bern. Arch. Rybi & Salchli. F/T: Schweizerische Bauzeitung, 10. 9. 1932, S. 147.
Hauptfront der 1932 eröffneten chirurg. Universitätsklinik Bern. Arch. Rybi & Salchli. F/T: Schweizerische Bauzeitung, 10. 9. 1932, S. 147.

Der Bau der chirurgischen Klinik erfolgte durch Beseitigung eines Hügels. Die abgetragene Erde wurde in eine Mulde aufgefüllt, dadurch konnten von 1928 bis 1931 an der Muldenstrasse die neuen Institute der Universität und des Kantons Bern in einem einzigen Bauwerk erstellt werden. Die 6 Institute der Universität waren zuvor provisorisch in verschiedenen Gebäuden untergebracht. Es handelte sich um das Kantonale Chemische Laboratorium, das Pharmazeutische, das Zoologische, das Mineralogische, das Geologische und im Ostflügel das Gerichtsmedizinische Institut. Das Projekt wurde von dem am Bieler Technikum ausgebildeten Architekten Otto Rudolf Salvisberger (1882-1940) und Otto Brechbühl (1889-1984) verwirklicht. Die Notwendigkeit, die zahlreichen Abzugskanäle der Laboratorien über Dach zu führen, erforderte ein Flachdach, das nicht jeden begeisterte. Walter Bösiger: «Das Flachdach wurde hier ausgeführt, weil es die Zweckbestimmung des Gebäudes ausnahmsweise erforderte und keineswegs etwa aus Vorliebe für diese Bauart.»  Die gleichen Architekten errichteten für die Unfallversicherung Suva an der Laupenstrasse in Bern von 1930/31 ein Büro- und Geschäftshaus. Es war das erste rein auf die innere Funktion abgestellte Bürohaus in Bern.[41]

1937 initiierte er das Projekt eines neuen Berner Staatsarchivs, das vom Berner Volk in der Abstimmung vom 22. Februar 1938 gutgeheissen wurde. Es wurde 1939 vom Architekt von Gunten erbaut und am 15. September 1940 auf der Grossen Schanze eröffnet.

 

Gründung vom Verein Bieler Seeschutz und der Seva-Lotterie

Walter Bösiger widmete sich auch der Bielersee Dampfschifffahrtsgesellschaft und 1933 zusammen mit dem Bieler Technikumsdirektor Hans Schoechlin dem Uferschutz am Bielersee. So entstand auf Bösigers Initiative hin am 1. Juli 1933 der Verein Bielerseeschutz. Die Gründungsversammlung fand am 6. Januar 1934 unter dem Vorsitz Bösigers in Bern statt. Zur Beschaffung der finanziellen Mittel gründete er für den Kanton Bern die Lotteriegenossenschaft «Seva». [8] Der Name «Seva» setzt sich aus den Anfangsbuchstaben von Seeuferschutz, Verkehrswerbung und Arbeitsbeschaffung zusammen. Die 2 Millionen-Lotterie diente neben dem Verein Bielerseeschutz auch dem Uferschutzverband Thuner- und Brienzersee, der Stiftung Schloss Spiez und der Verkehrswerbung für Oberland und Jura.

   


Das Rebhaus von Twann. Foto: Philipp Wilhelm K.
Das Rebhaus von Twann. Foto: Philipp Wilhelm K.

Das Rebhaus von Twann

1934 entstand in im Wienzerdorf Twann unter der Obhut Walter Bösigers ein zweistöckiges Rebhaus für die Rebgesellschaft Twann-Nidau-Tüscherz. Es dient Versuchszwecken im Rebbau. Der Bund (5. 12. 1934) beschrieb es wie folgt: «Erstellt wurde es von den Architekten Gebrüder Louis aus Bern, unter Mitwirkung der Bieler Baufirma Habegger & Cie., im Stil des alten Berner Bauernhauses. Während der untere Teil aus Kalksteinquadern und seitlichen Stützmauern besteht, ist der obere Teil weiss verputzt.


Über dem Haupteingang des grossen Torbogens malte der Berner Künstler Walter Clenin einen Winzer und eine Winzerin in Lebensgrösse neben einem Rebstock. Über ihnen steht auf einem fliegenden Band «Rebhaus » und unter dem Fresko sind die drei Wappen von Twann, Ligerz und Tüscherz zu sehen. Der Berner Bildhauer Karl Hänny schuf eine mächtige Traube am Haupteingang und die Wappen von Bern und Nidau an den Hausecken. Im Erdgeschoss befinden sich drei heizbare Trieb- und Bewässerungsräume wo die jungen Reben zu Stöcken gezogen werden. Im zweiten Stockwerk befindet sich der grosse Pfropfraum mit allen maschinellen Einrichtungen und Werkbänken. Hier wird das Zweien der einheimischen Rebstöcke auf amerikanisches Unterholz, welches gegen die verheerenden Reblaus resistent ist, vorgenommen. Prunkstück des Hauses ist das holzgetäferte Sitzungszimmer der Rebgesellschaft mit geschnitzten Deckenbalken und Eichenmöbeln. Im zweiten Stock befindet sich eine moderne Fünfzimmerwohnung für den Sekretär der Rebgesellschaft.» Bösiger nahm an der Einweihung teil.[25]

Anlässlich der 100-Jahr-Feier der Universität Bern erhielt er 1934 für seine Verdienste um den Staat die Ehrendoktorwürde.[8] In diesem Jahr organisierte Dr. h. c. Bösiger die 1. Internationale Volkskunde-Ausstellung in Bern und wurde Vizepräsident des Komitees.

 

BIWO-Sanierungen mit Hilfe der Seva-Lotterie


Der renovierte Bieler Ring. Foto: Postkartensammlung der Stadtbibliothek Biel. Signatur BS B 2 262
Der renovierte Bieler Ring. Foto: Postkartensammlung der Stadtbibliothek Biel. Signatur BS B 2 262

Von 1935 bis 1936 war Walter Bösiger wieder Regierungspräsident. Der Verein Bieler-Woche (BIWO) verfolgte das Ziel, im krisengeschüttelten Biel durch gemeinnützige Veranstaltungen und Projekte in der Gemeinde Arbeit zu schaffen. 1935 ging es darum, das heruntergekommene Bild der Altstadt durch eine sanfte Renovation und mit kunstvollen Geschäftsschildern wieder attraktiv zu machen. Walter Bösiger übernahm das Ehrenpatronat und setzte sich mit Begeisterung für das Projekt ein. Er empfahl dem Verein beim kantonalen Arbeitsamt ein Gesuch um Subventionierung der geplanten Arbeiten einzureichen. Mit einem ausgeklügelten Finanzierungsplan gelang schliesslich die Durchführung. Bund, Kanton, Gemeinden und Hausbesitzer beteiligten sich an der Finanzierung. Mit der Altstadtsanierung waren die Bieler die ersten, die dank Bösiger bei Bund und Kanton Subventionen für Hochbauarbeiten auslösen konnten. Altstadtleist-Präsident Eduard Amsler vermittelte zwischen den Hauseigentümern und dem Verein BIWO. 145 arbeitslose Bieler Handwerker fanden wieder Arbeit. Das Projekt war mit einem grossen Familienfest verbunden, der erstmals durchgeführten Bieler Altstadtchilbi. An der Eröffnungsrede erzählte Bösiger im neuen Theaterfoyer dem Publikum: «In der Verwirklichung der Idee Hans Schöchlins hat der mittelalterliche Kern der Stadt eine verständnisvolle Renovation erfahren. Architekten und Baumeister, Bauhandwerker und Maler haben in unermüdlicher Arbeit den Altstadthäusern ihre ursprüngliche Materialität und Farbigkeit zurückgegeben. Die Altstadtchilbi mit dem dazugehörigen Markt symbolisiert die untrennbare Verbundenheit von Stadt und Land.»  [48]


Seva-Inserat in der Berner Tagwacht 27. Mai 1936.
Seva-Inserat in der Berner Tagwacht 27. Mai 1936.

1936 folgte die nächste BIWO als Huldigung an die Dörfer und Städte am Bielersee. Es waren dies Nidau, Vingelz, Alfermee, Tüscherz, Wingreis, Twann, Ligerz, La Neuveville und Erlach. Walter Bösiger nahm persönlich die Kontakte mit den Gemeinderäten auf, um das Projekt eingehend zu diskutieren. Auch hier stand der Gedanke im Vordergrund, durch Selbsthilfe die Wirtschaftskrise zu bekämpfen. Die Grundlage dazu hatte Bösiger mit dem Verein Bielerseeschutz und der 3. Seva-Lotterie ermöglicht. Die Zeitung Der Bund (30. 3. 1936) stellte fest: «Die Seva war im schweizerischen Lotteriewesen bahnbrechend. Sie war auf einer ganz neuen, gemeinnützigen Grundlage aufgebaut und hatte einen durchschlagenden Erfolg. Die Gewinnquote stieg von 50 Prozent bei der ersten Lotterie auf 60 Prozent. Seva ist die führende und populärste Schweizer Lotterie». Landschaft, Architektur, Volkskunst und Brauchtum wurden herausgeputzt, wiederhergestellt und geschützt.

Noch heute erinnern am Bielersee die damals neu geschaffenen Hafenanlagen, Badeplätze, Seemauern und renovierten Häuser an diese Zeit. In der Bieler Altstadt erfolgte an der Unter- und Obergasse der Abschluss der Renovationsarbeiten der «BIWO 35». 450 Arbeiter konnten während 12 Wochen beschäftigt werden. Bösiger führte in Biel und an den Ortschaften am Bielersee die Generalinspektion durch.[48] Inspiriert durch Bösigers Seva wurden in anderen Kantonen 1936 weitere gemeinnützige Arbeitsbeschaffungs-Lotterien gegründet, u.a. die Arba in Zürich, die Arve in Luzern, die neuenburgische Staatslotterie und die Lotterie von Aargau. Am 3. Oktober 1953 wurde er zum Ehrenmitglied des Vereins Bielerseeschutz ernannt.[16] 


Situationsplan der Bieler Woche 1936. Foto: BIWO-Akte, Archiv Allstadtleist Biel.

  

Die Häuser und Pferde der Freiberge. Foto: Philipp Wilhelm K
Die Häuser und Pferde der Freiberge. Foto: Philipp Wilhelm K

Kampf gegen den Wassermangel

Da der Bezirk Freiberge (District des Franches-Montagnes) seit langem unter Wassermangel litt, beschloss Bösiger 1933 die Trinkwasserversorgung zu sichern. Mit diesem Grossprojekt sollten die arbeitslosen Uhrmacher des Berner Juras, sowie weitere Arbeitslose aus La Chaux-de-Fonds und Le Locle beschäftigt werden. Nur langsam kam das Vorhaben voran und die interessierten Gemeinden arbeiteten bis 1935 mehrere Projekte aus. Das «Syndikat für die Trinkwasserversorgung der Freiberge» wurde gegründet, an dessen Sitzungen der Initiant Bösiger teilnahm. Von 1938 bis 1941 konnten die Bauarbeiten unter Ingenieur A. Kaech durchgeführt werden. Walter Bösiger: «Das mit Wasser zu versorgende Gebiet umfasste 200 Quadratkilometer. Da es weder Quellen noch Bäche gab, musste das Grundwasser aus dem weit entfernten St. Immertal hinaufgeholt werden. Ein automatisch reguliertes Pumpwerk beförderte das Wasser in ein hochgelegenes Hauptreservoir, von wo es aus drei grossen Leitungssträngen 12 Gemeinden zufliesst. Umfangreiche mechanische und elektronische Installationen sowie weitverzweigte Verteilungsleitungen, an die die Ortsnetze angeschlossen sind, waren erforderlich.»[24] Die Kosten betrugen knapp 4 Millionen Franken.

  


Die Sustenstrasse. Foto: Photoglob-Wehrli AG, ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Public Domain.
Die Sustenstrasse. Foto: Photoglob-Wehrli AG, ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Public Domain.

Der Bau der Sustenstrasse

Bösigers Regierungstätigkeit fiel in die Zeit des raschen Aufschwungs des Automobils. Das bernische Strassennetz musste den neuen Bedürfnissen angepasst werden. Ein Programm von 700 km Hauptdurchgangs- und Hauptverbindungsstrassen wurde erstellt, das auch wichtige Ortsdurchfahrten auf Nebenstrassen umfasste. Die Krönung seiner Anstrengungen und Pionierarbeiten im Strassenbau war der Neubau der Sustenstrasse, welche die Kantone Uri und Bern verbindet.[19]

Das Projekt für den Ausbau einer Sustenstrasse war nicht neu. Bereits die Kantone Uri und Bern beschlossen, den Saumpfad Gadmen-Maiental in eine Strasse umzuwandeln. 1815 begannen die Arbeiten auf Bernerseite und wurden 1817 abgeschlossen. Leider gerieten die Arbeiten auf Urnerseite ins Stocken und wurde nie vollendet. Um die Jahrhundertmitte entstand ein neues Projekt, das eine vier Meter breite Fahrstrasse vorsah. Der Ausbau der Grimselstrasse und das beginnende Eisenbahnzeitalter drängten das Projekt in den Hintergrund.[20] Verschiedene Dörfer litten unter dieser Situation und gaben dem damaligen Kantonsingenieur die Schuld, der gegen den Bau einer neuen Sustenstrasse war. Die Strasse hatte keine Postverbindung und die Passüberquerung dauerte zwei bis drei Tage.
Walter Bösiger setzte sich als Vorsitzender des «Verkehrs-Verein des Berner Oberlandes» an der Generalversammlung 1933 für die Sustenstrasse ein. 1934 folgte seine Initiative  zur «Förderung des Ausbaus der Pass- und Alpenstrassen». Die Sustenstrasse wurde auch für die Landesverteidigung interessant. Fachleute bezeichneten sie als eine der wichtigsten Rochade-Linien des Verteidigungssystems. Offiziere aller Grade setzten sich mit voller Überzeugung für die Alpenstrassen-Initiative ein, weil damit die Lücke im Verbindungsnetz zwischen den west- und den zentralschweizerischen Hauptstellungen geschlossen werden konnten. Einer der Hauptförderer der Sustenstrasse war Oberleutnant Anton Gammas (Wassen). 1934 entstand die Idee, den Bau mit einem grossen Arbeitsbeschaffungsprogramm zu verbinden.  In der Zwischenzeit führte Bösiger zahlreiche Vorstudien zum Projekt Sustenstrasse durch.
Anfangs September 1935 begannen die Ingenieure mit Vermessungsarbeiten. Im Dezember 1935 hatten die Regierungen der Kantone Uri und Bern dem Bundesrat im Zusammenhang mit der Alpenstrassen-Initiative das generelle Projekt ihrer Baudirektionen für den Neubau der Strasse unterbreitet. Nun stand aber die Alpenstrassen-Initiative selbst dem Bau im Weg. Der Bund konnte nicht auf die Bestimmung eingehen, während 12 Jahren je 7 Millionen Franken für den Ausbau des Alpenstrassennetzes aufzuwenden. Mit dem Rückzug der Initiative konnte das Budget beim Bund neu überdacht werden. Am 9. und 10. August 1936 fand eine offizielle Besichtigung durch die Regierung statt, an der auch Bösiger teilnahm. Die Anwesenden waren vom touristischen Aspekt begeistert. Ausserdem könnten Hunderte von Arbeitslosen für mehrere Jahre beschäftigt werden. Bösiger rief nun mit dem «Aktionskomitee für den Bau einer Sustenstrasse» zu Volksversammlungen auf, u.a. am 22. November 1936 in Interlaken.
Die Ausführung erfolgte schliesslich auf der Grundlage der Alpenstrassen-Initiative sowie des Bundesbeschlusses über den Bau der Pass- und Alpenstrassen von 1935 und der damit ausgelösten Baubeschlüsse der eidgenössischen und kantonalen Behörden. Am 26. Februar 1937 beschloss der Bundesrat den Ausbau der Sustenstrasse. Im Mai 1937 legte die Baudirektion des Kantons Bern die Pläne für den Bau der ersten drei Sektionen der neuen Sustenstrasse vor. Sie umfassten die Strecke von Innertkirchen bis oberhalb Mühletal.  Am 28. November 1937 erfolgte die Volksabstimmung über das Budget, das mit 62‘682 Ja gegen 17‘170 Nein gutgeheissen wurde. Damit konnte die Schweiz nach 40 Jahren wieder eine neue Alpenstrasse erstellen.
1938 trat Bösiger als Bau- und Eisenbahndirektor zurück. Er bekam den Auftrag für die Sustenstrasse und amtete vom 26. März 1938 bis 1945 als Direktor der Bauleitung. Zu Bösigers Aufgaben gehörten die Revision des Vorprojekts, des allgemeinen Projektes und des Kostenanschlages, die Bearbeitung der Detailpläne für die Kunstbauten; die Oberbauleitung, die Absteckung des Tracés, die örtliche Bauleitung, die Bauaufsicht, die Abrechnung sowie die Pläne des ausgeführten Bauwerks. Während Bösiger die 28,2 Kilometer auf der Berner Seite betreute, war Bauleiter Oberst Epp für die 17,7 Kilometer auf der Urner Seite verantwortlich. Der Spatenstich erfolgte am 1. September 1938. Speziell konstruierte Traktore wurden für den Materialtransport eingesetzt. Für die Bedienung der Bohr- und Brechlufthämmer entstanden an den Felsabhängen Kompressorenstationen, von denen die Pressluft in Eisenrohrleitungen zu den Baustellen geleitet wurde. Steinbrecheranlagen zermalmten das ausgebrochene Gestein vor Ort in die gewünschte Grösse.
Beschäftigt wurden über 1200 Arbeiter. Mit der Mobilmachung vom 1. September 1939 wurden ein grosser Teil der Bauarbeiter aus dem Sustengebiet abgezogen. Erst im weiteren Verlauf des Zweiten Weltkrieges wurde mit älteren Personen und nicht eingezogenen Hilfsdienstpflichtigen der Baubetrieb in reduziertem Umfang wieder aufgenommen. Während des Krieges wurden die Arbeiter vom Bundesrat zum Arbeitsdienst verpflichtet. Ein Aussetzen der Arbeit wurde mit Gefängnis bestraft. In erster Linie wurden Einheimische beschäftigt, vor allem aus dem Gadmental und dem Kanton Bern. Als das kantonale Arbeitsamt ab 1940 nicht mehr in der Lage war, die von den Unternehmern angeforderten Arbeitskräfte zur Verfügung  zu stellen, wurden internierte Polen, Russen und Italiener eingesetzt.
Für alle mussten geheizte Aufenthalts-, Schlaf- und Speisebaracken geschaffen werden. Ein Barackenwärter sorgte für Sauberkeit und Ordnung. Der Mindestlohn betrug Fr. 1.- pro Stunde. Ein Arbeiter erhielt alle 2 Wochen nach Abzug der Beiträge für Krankenkasse, Unfallversicherung, Unterkunft, Verpflegung und Steuern Fr. 60.- . Ein Verpflegungsdienst kümmerte sich um die Mahlzeiten. Auf den Baustellen wurden Radios aufgestellt, um die Isolation von der Aussenwelt zu verhindern. Für die Arbeiterfürsorge wurde 1941 auf der Steinalp in einer Baubaracke ein Notspital eingerichtet, das von einem ständig anwesenden Arzt geleitet wurde. Im gleichen Gebäude wurden eine Wäscherei und eine Schuhmacher-Werkstätte eingerichtet.
Zwischenzeitlich wurde auch gestreikt. Das Bauarbeiter-Sekretariat von Biel erhielt Anfang August 1943 folgenden Brief: «Ich teile Ihnen mit, dass ich mit sechs anderen Kollegen seit Montag (26. Juni) in Meiringen im Gefängnis sitze. Grund: Auf der Sustenpasshöhe brach am Montag früh ein Streik aus, weil wir hier zu wenig Brot hatten. Auch war es wegen Lohndifferenzen. Durch diesen Streik sind wir sieben in Haft. Ich bitte Sie höflichst, sich dieser Angelegenheit sofort anzunehmen.»[23]
Auf Berner Seite wurden rund 6 Millionen Arbeitsstunden geleistet, 11000 Tonnen Zement und 205 Tonnen Sprengstoff verbraucht.[22] Die Sustenstrasse erhielt 26 Brücken und 24 Tunnels (19 auf Berner Seite) und weist eine maximale Steigung von 9 Prozent auf. 1934 rechneten die Initianten mit Kosten von maximal 12 Millionen Franken, das Projekt kostete schliesslich knapp 32 Millionen Franken. 1943 berichtete Bösiger in einem Vortrag in der Tonhalle Biel: «Vor allem galt es, die Strasse wegen den Schneeverhältnissen möglichst auf der Sonnenseite zu führen und das Kulturland möglichst zu schonen. Die bernischen Arbeiten wurden an 10 Unternehmungen vergeben, darunter die Bieler Firmen Otto Wyss, Bührer & Cie., Hirt A.-G. und Reifler & Guggisberg.»[21] Als Baumaterial wurden die einheimischen Gesteine Gneis, Granit und Kieselkalk verwendet. Wo Betonbauten nötig waren (Brücken), wurden diese mit Naturstein verkleidet. In der Regel wurde während 8 Monaten im Jahr gearbeitet, in den höheren, klimatisch raueren Lagen während 100 Tagen. Die Sustenstrasse wurde nach 8-jähriger Bauzeit am 7. September 1946 eingeweiht. Sie ist die erste alpine Autostrasse, die vollständig als Neubau entstand und gehört noch heute zu den modernsten Passstrassen Europas. «In ernster Zeit dem Frieden geweiht, 1938-1945» lautet eine Inschrift.


Bronzetafel von Walter Bösiger auf einem Findling in Twann. Foto: Arkelin, Wikipedia, CC-BY-SA 4.0
Bronzetafel von Walter Bösiger auf einem Findling in Twann. Foto: Arkelin, Wikipedia, CC-BY-SA 4.0

1945 wurde Bösiger Präsident der Aktiengesellschaft «Bürgerhaus Bern», und liess die Zimmer vollständig renovieren.

Walter Bösiger liess sich wieder in Biel nieder und präsidierte bis 1958 den Verwaltungsrat der Vereinigten Drahtwerke.[8] 1927 starb Oberst Eduard Will, Pionier der Stromproduktion, Schöpfer des Wasserkraftwerks Hagnek und Gründer der Bernischen Kraftwerke. Bösiger dankte ihm 1949 anlässlich der 50-Jahr-Feier der BKW mit einer von Bildhauer Hermann Hubacher geschaffenen Büste, die im Schlosshof von Nidau aufgestellt wurde. An der Einweihung nahm Bösiger als Festredner teil. 1951 schied er aus Altersgründen aus der Bernischen Kraftwerke AG aus. In der Schweizer Bauzeitung (12. 12. 1953) veröffentlichte er einen Nachruf auf den Ingenieur Reinhard Meyer-Rein (1881-1953).

Walter Bösiger starb am 30. Juli 1960 mit 82 Jahren in Biel. Am 8. Oktober 1962 wurde ihm zu Ehren auf dem Känzeli oberhalb Twann durch den Verein Bielerseeschutz ein Denkmal errichtet. Die Ansprache hielt der Präsident Werner Bourquin.[26]  L

  



Das kleine Passagierschiff Neptun. Reproduktion aus Bieler Tagblatt vom 25. Juli 1905.
Das kleine Passagierschiff Neptun. Reproduktion aus Bieler Tagblatt vom 25. Juli 1905.

Karl Zigerli-Jäggi (1879-1940) Bijoutier, verlor die Eltern beim Untergang der Neptun
Schüler am Progymnasium von 1889 bis 1894


Der 1879 in Biel geborene Karl Zigerli war das zweitjüngste von sechs Kindern des Karl Abraham Zigerli-Affolter (Uhrenfabrikant und Direktor der Mädchensekundarschule Biel) und der Julia Zigerli-Affolter.
[5] Bereits ein Jahr später verlor er durch ein tragisches Unglück seine Eltern, als das Schiff Neptun auf einer Vergnügungsfahrt wegen eines Sturms im Bielersee am 25. Juli 1880 unterging. Von den 17 Personen konnten sich nur zwei retten. Den Ertrunkenen wurde auf dem Friedhof Tanzmatten ein Grabmonument errichtet. Nach dieser Tragödie wurde der kleine Karl von Goldschmied Gottfried Zigerli, dem Bruder des Vaters, aufgenommen und später adoptiert.[5]
Nach der Übersiedlung nach Bern besuchte Zigerli für kurze Zeit das Gymnasium, gab dann seinen Plan, Pfarrer zu werden, auf und wandte sich dem Beruf seines Adoptivvaters zu, welcher in Bern die Firma «Horlogerie-Bijouterie G. Zigerli.» gegründet hatte. Dazu bildete sich Karl in Bevaix und Biel zum Uhrmacher und später in Pforzheim zum Goldschmied aus.[5]
1899 gründen Karl und Gottfried in Bern als Kollektivgesellschaft die Bijouterie- und Uhrenhandlung
«Zigerli & Cie.» In diesem Betrieb, der sich zuerst an der Kramgasse, danach an der Marktgasse und schliesslich an der Spitalgasse 14 befand, arbeitete Karl jahrelang. Gottfrieds Ehefrau Hanny Zigerli-Jäggi half mit und trug dazu bei, dass das Geschäft besonders in der Uhrenbranche einen sehr guten Ruf bekam.[6] Mitte der 20er Jahre wurde das Haus umgebaut und durch ein Goldschmiedeatelier vergrössert. Das schmucke Geschäft besteht heute immer noch und nennt sich nun «Zigerli+Iff».
Karl Zigerli stand während Jahren dem Zentralvorstand sowie dem Kantonalen und Stadtbernischen Uhrmacherverband vor. Er präsidierte auch eine Zeitlang den Schweizerischen Bijoutierverband. Im Militär war er Major und während dem Ersten Weltkrieg gehörte er den Gotthardtruppen an. In der Heiliggeistkirchgemeinde war er ein wohltätiger Stifter und Berater. Seine Hilfe galt vor allem den alten, alleinstehenden Leuten. Mit Güte nahm er sich auch der Entgleisten in den Strafanstalten und Gefängnissen an. Jahrelang wirkte Zigerli im Rat der Webernzunft. In den letzten Jahren seiner Krankheit schloss er sich der Oxford-Bewegung an. Als grosser Musikfreund war er während 41 Jahren Mitglied der Berner Liedertafel. Er starb 1940 im Alter von 61 Jahren.
[5]

 

1889-

1894



Robert Lanz (1864-1931) Künstler, Zeichenlehrer, Sänger
Lehrer am Progymnasium Biel von 1889 bis 1898
Fächer: Zeichnen
Robert Lanz wurde in Niederbütschel, wo sein Vater Lehrer war, als das dritte von vier Kindern am  24. August 1864 geboren. Wenige Jahre nachher siedelte die Familie nach Biel über, wo Lanz seine Jugendjahre verbrachte. Nach vollendeter Schulzeit im Progymnasium Biel trat er ins Staatsseminar Hofwil ein und wurde sogleich in eine höhere Klasse aufgenommen.  Mit der 45. Promotion bestand er im Herbst 1883 die Patentprüfung und wurde bald darauf als Lehrer an die Primarschule in Biel gewählt, an der er von 1884 bis 1889 wirkte.  Begabung und Neigung führten ihn schon frühe der Zeichen- und Malkunst zu; er besuchte neben seiner Lehrtätigkeiten die Kunstschule und Hochschule in Bern und erwarb 1887 das Zeichenlehrerdiplom.
[1]

1887 erhielt er von der Kunstschule Bern, anlässlich eines Wettbewerbs für Entwürfe kunstgewerblicher Gegenstände, für die Zeichnung einer geschnitzten Wanduhr den ersten Preis.  
Von 1887 bis 1889 war er Schüler der Kunstgewerbeschule am Technikum Biel.  An deren Ausstellungen 1888 fiel dem Berichterstatter vom Tagblatt der Stadt Biel besonders die nach Fotografien entstandenen Kohlen-Zeichnungen des Schülers Robert Lanz auf. Dann arbeitete er als Nachfolger von Häuselmann von 1889 bis 1898 als Zeichenlehrer am Progymnasium Biel.  Als in Biel 1891 die erste Kunst- und Kunstgewerbliche Ausstellung stattfinden, präsentierte Lanz wieder einige kunstvoll komponierte Zeichnungen und Entwürfe. Im selben Jahr wurde er zum Kassierer der Bieler Liedertafel gewählt. 1893 steuerte Lanz zur in Bern aufgekommen Fahnenindustrie bei, als er der Fahnenstickerin Marie Dietiker eine Zeichnung anfertigte, die für den städtischen Stadtturnverein bestimmt war. Im selben Jahre zeichnete Lanz für die Festmedaille vom Westschweizerischen Schützenfest in Biel den Ratshausplatz.
1895 heiratete er Rosa Emma Winzenried, vom Köniz in Herzwil. Die Schulbehörden bewilligten ihm einen längeren Urlaub, damit er seine Studien an der Kunstakademie in München fortsetzen und sein künstlerisches Können weiter ausbilden konnte. Von den dortigen Museen, aber auch in anderen Städten Deutschlands, kam sein Verständnis auf für die grossen Werke der bildenden Kunst. Vom 9. bis 16. August 1895 unternahm die Liedertafel Biel eine Reise. Über die Münchenfahrt berichtete Robert Lanz humorvoll auf 90 Seiten. Seit 1897 beschickte Lanz die Bernische Weihnachtsausstellung. An diesem Kunstmarkt konnten Interessierte Bilder zu erschwinglichen Preisen kaufen. Der Bund vom 17. 12. 1899 stellte fest: «Robert Lanz wollte für sein Schloss Nidau nur 50 Franken, wo ja schon der blosse Einfall mit diesen energischen parallelen Querschatten der Pappelbäume über Wiese und Wasser weg, in letzterem natürlich mit Spiegelung, allein an Finderlohn das Dreifache beanspruchen dürfte.» 1898 stellte er in Biel seine Werke in den Schaufenstern von Buchhändler Ernst Kuhn aus. Um seinen Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen, erteilte er ab 1898 als Nachfolger von Wilhelm Benteli am städtischen Gymnasium Bern 33 Jahre den Zeichenunterricht. Zuerst unterrichtete er am Progymnasium und ab 1905 an der Real-, Handels- und Literarschule. Zu seinen Schülern gehörte u. a. der Maler und Grafiker Armin Biber.
[1]


«Robert Lanz, genannt Länzchen, war nicht nur ein vortrefflicher Lehrer,
sondern er hatte auch ein gutes Herz.
Länzchen brach auch für die eine Lanze, welche weniger gut im Zeichnen waren.»

Hans Müller, ehemaliger Schüler, Berner Woche, 30. 11. 1940


Ein besonderes Erlebnis war es, als seine Tochter ihre Studien mit dem Doktorexamen abschloss und sein Sohn als Arzt in Bern eine erfolgreiche Praxis eröffnen konnte.
[1]

In der Freizeit pflegte er sein Können in der Aquarellmalerei. Besonders in den ihm lieb gewordenen Wallisertälern entstand unter seiner Künstlerhand manche farbenreiche Studie und manches hübsche Landschaftsbild. Auch in der Porträtkunst hat er sich erfolgreich betätigt. Neben alledem trieb er kunstgeschichtliche Studien: Diese verdichteten sich zu einer Abhandlung, die im Jahre 1911 unter dem Titel «Einfluss des Welthandels auf die Kunst» als wissenschaftliche Beilage zum Jahresbericht des städtischen Gymnasiums veröffentlicht wurde. Später waren es mehr kunstkritische und ästhetische Probleme der Malerei, denen er sich zuwandte. In einem umfangreichen Aufsatz über «Sehen und Abbilden» suchte er den Wandel in der Auffassung und künstlerischen Wiedergabe des malerisch behandelten Gegenstandes darzustellen: Er beabsichtigte damit, den Leser durch die verschiedenen Kunstrichtungen in der Malerei der letzten hundert Jahre zu geleiten. Als begabter Sänger trat er der Berner Liedertafel bei.[2] Er starb im Lehrerzimmer des Berner Gymnasiums durch einen Schlaganfall am 29. Oktober 1931.

 

1889-

1898



Charles von Bergen (1880-1932) Versicherungsvertreter
Schüler am Progymnasium von 1890 bis 1896
Charles von Bergen kam am 17. März 1880 in Biel zur Welt. Seine Eltern waren der Bieler Progymnasial-Turnlehrer und Versicherungsinspektor Robert von Bergen (1850-1918), aus Guttannen und Julie Hortense Belrichard aus Courtelary, von Sonceboz. Ein erster Schicksalsschlag ereilte ihn 1884, als sein kleiner Bruder Friedrich Wilhelm im Alter von 2 Jahren starb. Früh verlor er auch seine Mutter, deren Schwester Sophie Mathilde Conrad dann in Sonceboz die Mutterrolle für ihn übernahm. Der Vater heiratete sie 1886.
Im gleichen Jahr kehrte Charles nach Biel zurück, wo er die Primarschule und im Dufourschulhaus das Progymnasium besuchte. Danach kam er nach Neuenburg, um sich im Büro von Alfred Bourquin in das Versicherungsgeschäft einführen zu lassen. Nach der Ausbildung lernte er in der Bank Paul Blösch & Cie. in Biel auch noch die Bankpraxis kennen und half anschliessend im väterlichen Geschäft an der Zentralstrasse 18 mit. Nach der Kavallerie-Rekrutenschule zog es ihn ins Ausland. 1900 findet man ihn als Versicherungsangestellten in Paris zur Zeit der Weltausstellung. 1904 war er in England, wo er bei der Norwich Union in Norwich ein für ihn passendes Betätigungsfeld und seine Lebensgefährtin Frau Crotch fand, die er 1908 nach Hause holte. Ein Sohn und eine Tochter vervollständigten das Familienglück. Im Mai 1914 besuchte er mit seiner Familie die alte Heimat, kehrte dann nach England zurück, bis ihn die Einberufung in die Heimat rief, wo er 14 Monate diente. 1918 übernahm er das Versicherungsbüro seines Vaters. Als sich 1919 die Schweizerische Mobiliar-Versicherungs-Gesellschaft der Bezirke Biel und Nidau zu einer Agentur zusammenschloss, wurde Bergen mit deren Leitung betraut. Berger war u.a. Vorstandsmitglied vom Schweizerischen Autoklub der Sektion Seeland-Jura und Mitglied der Faschingszunft. Er starb am 19. Dezember 1932 mit 52 Jahren. [7]

  

1890-

1896



Samuel Neuenschwander (1851-1920) 30 Jahre Lehrer am Progymnasium Biel
Lehrer am Progymnasium ab 1890
Fächer: Rechnen, Schreiben (Pflege der Deutschen und Französischen Schrift), Singen
Samuel Neuenschwander wurde am 12. Januar 1851 in Signau geboren, wo er die dortigen Schulen besuchte. 1868 trat er ins Seminar ein und wurde 1870 als Primarlehrer patentiert. Dazwischen arbeitete er 1869 als stellvertretender Lehrer in Roth (Kirchgemeinde Biglen). Nach seinem Abschluss unterrichtete er in der Gemeinde Bowil, ab 1871 in Schüpbach bei Signau und ab 1872 an der Oberschule Signau. 1877 erwarb er an der Lehramtschule das Patent als Sekundarlehrer und verheiratete sich mit der in Signau wohnenden Lehrerin Elise Wälti aus Rüderswyl. 1878 kam er als Sekundarlehrer nach Lyss, wo auch seine Frau Elise als Arbeitslehrerin unterrichtete. 1890 wurde Neuenschwander ans Progymnasium Biel gewählt, an dem er 30 Jahre lang gewirkt hatte.
Er arbeitete viele Jahre als Rechnungsrevisor und Präsident der «Stellvertretungskasse für bernische Mittellehrer». In seiner Freizeit war der Sänger Mitglied der Liedertafel. Er starb am 22. Juli 1920 im Alter von 69 Jahren. [3]

 

Philipp Wilhelm K

   

*1890



Quellen/Sources: 1) E. Sch-r, «Robert Lanz» in Der Bund, Bern, 2. November 1931, S. 2; - 2) «Robert Lanz» in Berner Schulblatt, Nr. 34, Bern 1931, S. 450f; - 3) «Progymnasiallehrer S. Neuenschwander» in Bieler Tagblatt, Biel, 22. 7. 1920, S. 2; - 4) «Literarische Anzeige» in Der Bund, Bern, 18. 4. 1889, S. 3, - 5) «Carl Zigerli» in Der Bund, 13. 6. 1940, S. 4; - 6) «Karl Zigerli - Bijoutier in Bern» in Bieler Tagblatt, 12. 6. 1940, S.3; - 7) d., «Charles von Bergen» in Bieler Tagblatt, Biel, 21. 12. 1932, S. 3; - 8) Werner Bourquin, «Nekrolog Walter Bösiger» in Schweizerische Bauzeitung, Zürich, 12. 1. 1961, S. 31; - 9) «Verwaltungsgebäude der Bernischen Kraftwerke» in Schweizerische Bauzeitung, Zürich, 21. 10. 1916, S. 187; - 10) «Verwaltungsgebäude der Bernischen Kraftwerke» in Schweizerische Bauzeitung, 28. 10. 1916, S. 203f; - 11) Dr. Hans Bloesch, Dr. H. Röthlisberger, «Die Verwaltungsgebäude und andere Bauten von W. Bösiger für die bernerischen Kraftwerke» in Das Werk: Architektur und Kunst, Nr. 11, Bern, 1916, S. 178; - 12) WH, «Viel Licht im alten Haus» in Hochparterre - Zeitschrift für Architektur und Design, Nr. 3, 2002, S. 51; - 13) «Ein Bieler Architekt an der Kunstausstellung in Basel» in Bieler Tagblatt, Biel, 27. 9. 1908, S. 3; - 14) Dr. A. Sch., «Regierungsrat Dr. h. c. W. Bösiger» in Der Bund, Bern, 7. 4. 1938, S. 1: - 15) Werner Bourquin, «Alt Regierungsrat Dr. h. c. Walter Bösiger 80Jährig» in Bieler Tagblatt, Biel, 11. 8. 1958, S. 3; - 16) Werner und Marcus Bourquin, Biel Stadtgeschichtliches Lexikon, Büro Cortesi, Biel 1999: - 17) Denkmalpflege des Kanton Bern, Bauinventar Online, abgerufen 12. 2. 2024; - 18) «Zusammenschluss bernischer Architekten» in Intelligenzblatt für die Stadt Bern, 18. 10. 1916, S. 3f - 19 Verwaltungsbericht der Direktion der Bauten und Eisenbahnen des Kantons Bern 1938; - 20) H. D., «Uri, Bern und Susten» in Der Bund, Bern, 30. 11. 1936, S. 4; - 21) Walter Bösiger, «Vortrag von alt Regierungsrat Dr. Bösiger» in Bieler Tagblatt, Biel, 19. 2. 1943, S. 3; - 22) Alfred Wenger in «Sustenpass» in Thuner Tagblatt, Thun, 4. 9. 1986, S. 1f: - - 23) «Streik am Susten» in Berner Tagwacht, Bern, 2. 8. 1943, S. 2; - 24) Walter Bösiger, «Die Wasserversorgung im Berner Jura» in Bieler Tagblatt, Biel 28. 2. 1941, S. 5; - 25) gst., «Das Rebhaus in Twann» in Der Bund, Bern, 5. 12. 1934, S. 29; - 26) «Ein Gedenkstein für Regierungsrat Bösiger» in Neue Zürcher Zeitung, Zürich, 8. 10. 1962, S. 5; - 27) «Der Neubau der Bernischen Kraftwerke AG» in Der Bund, Bern, 20. 12. 1915, S. 3; - 28) G. A. F., «Das Elektrizitätswerk Kallnach» in Bieler Tagblatt, Biel, 17. 11. 1913, S. 1; -29) Informationsschild BKW Kallnach; - 30) Alexander Schafir, «Vom Kraftwerk Kallnach» in Die Berner Woche in Wort und Bild, Nr. 26, Bern, 1913, S. 206; - 31) «Das Elektrizitätswerk bei Kallnach» in Die Berner Woche in Wort und Bild, Bern, 29. 11. 1913, S. 379ff; - 32) «Elektrizitätswerk Kallnach - Schluss» in Schweizerische Wasserwirtschaft, Zürich, 10. 10. 1917, S. 1ff; - 33) «Das Elektrizitätswerk Kallnach» in Schweizerische Wasserwirtschaft, Zürich, 10. 10. 1916, S. 1ff; - 34) Peter Hartmann, «Die Gesamterneuerung des Kraftwerks Kallnach der BKW» in Wasser Energie Luft, Baden, Nr. 4, 1981, S. 59ff; - 35) Kl., «Fritz Kocher-Strobel - pensionierter Zugführer, Madretsch» in Bieler Tagblatt, 3. 1. 1941, S. 3;   36 ) E. Sch., «Das Wasserkraftwerk Mühleberg» in Der Bund, Bern, 2. 3. 1920, S. 1; - 37) jn., «Kollaudation des Elektrizitätswerks Mühleberg» in Intelligenzblatt für die Stadt Bern, 27. 6. 1921, S. 3; - 38) E. Meyer, «Das Kraftwerk Mühleberg der Bernischen Kraftwerke AG - Baulicher Teil» in Schweizerische Bauzeitung, 29. 5. 1926, S. 275ff; - 39) Raphael Sollberger, «100 Jahre Wohlensee» in Heimat heute vom Berner Heimatchutz, Bern, 2020, S. 15; - 40) Eb, «Die neue chirurgische Klinik des Inselspitals» in Berner Tagwacht, Bern, 9. 11. 1931, S. 6; - 41) P. M., «Die neuen Institute der Universität und des Staates Bern» in Das Werk, Nr. 8, 1932, S. 225; - 42) Kantonale Denkmalpflege, «Aumattweg 4, Mühleberg» in Bauinventar Online, abgerufen 17. 4. 2024; - 43) E. Meyer, «Das Kraftwerk Mühleberg der Bernischen Kraftwerke AG» in Schweizerische Bauzeitung, 12. 6. 1926, S. 300ff; 44) Kantonale Denkmalpflege, «Baugruppe C - Mühleberg, Kraftwerk» in Bauinventar Online, abgerufen 17. 4. 2024; - 45) Kantonale Denkmalpflege, «Wehrstrasse 59, Mühleberg» in Bauinventar Online, abgerufen 17. 4. 2024; 46) «Kraftwerk Mühleberg - Einige orientierende Notizen» in Bieler Tagblatt, Biel, 28. 6. 1921, S. 4f; - 47) Tagblatt des Grossen Rates des Kantons Bern, Bern, 7. 10. 1918, S. 549; - 48) BIWO-Akten, Archiv Altstadtleist Biel; - 49) A. T., «Paul Bourquin, alt-Gemeinderat und Polizeidirektor» in Bieler Tagblatt, Biel, 19. 10. 1950, S. 4; - 50) Mariages, Journal du Jura, 12. 11. 1901, S. 4