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Das Technikum / Le Technicum

Das Hauptgebäude des Berner Fachhochschule-Departements "Technik und Informatik" an der Quellgasse 21., aktuell und als "Westschweizerisches Technikum" auf einer Postkarte um 1900 zusammen mit der Uhrmacherschule (links).

Foto; ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Unbekannt / 4715-RE, Public Domain

Foto: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Stiftung Luftbild Schweiz / Fotograf: Swissair Photo AG / 910528 / CC BY-SA 4.0


Aussen- und Innenbereich vom 1980-83 renovierten Hauptgebäude.

Aula im Hauptgebäude an der Quellgasse 21

Südwestlicher Flügelbau, erbaut 1924-25

Nordöstlicher Flügelbau, konstruiert 1924-1925. Ehemaliger Standort der Uhrmacherschule.


Die Uhrmacherschule

Biel war seit 1720 eng verwurzelt mit der Entwicklung der Uhrmacherei, die sich hauptsächlich im französisch sprechenden Gebiet vom Jurabogen abspielte. Durch politische Veränderungen zerstört, fand in Biel die Uhrenindustrie in den 1840ern neuen Aufschwung.

Französischsprechende Uhrmacherschulen mit Gründungsjahr:

Genf / Genève, „cadatures“ (1788)
Genf / Genève, Kurse für Uhrmacherlehrlinge (1790)
Genf / Genève, „Ecole de blanc“ (1824)
Genf / Genève, 1. Uhrenarbeiterinnenschule (1842)
Cluses (1848)
Fleurier (1851)

  

Besançon (1862)
La Chaux-de-Fonds (1865)
Sankt Immer / Saint- Imier (1866)
Locle (1868)
Neuenburg / Neuchâtel (1871)
Biel-Bienne (1872)


Uhrmacherschule Biel, 1876, F; Reproduktion v. Technikum-Rapport 1910
Uhrmacherschule Biel, 1876, F; Reproduktion v. Technikum-Rapport 1910

Seit 1869 gilt Biel als Hauptsitz der Berner Uhrenindustrie.

Um der amerikanischen Konkurrenz in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts entgegenzuwirken, erwachte das Interesse an der Ausbildung von Fachkräften.

1871 initiierte der Uhrenfabrikant und Burgerrat Emil Brunner-Bridel von der E. Bronner & Comp. die Initiative zur Gründung einer Uhrmacherschule. Zu diesem Zweck spendete er Fr. 10'000.-. Die Bieler Behörden unterstützen dieses Projekt mit Fr. 5'000.- [10]

1872: Die Einwohnergemeinde Biel erklärte die Uhrmacherschule zu einer Anstalt der Gemeinde und richtete ihr entsprechende Räumlichkeiten ein. Die finanzielle Unterstützung der Schule erfolgte durch Privatpersonen (Fr. 7080.-), einem Liquidations-Saldo von Fr. 600.- der Cercle industriel und durch die Schenkung von drei Neu-Quartier-Aktien. Nach Besichtigung der vorbildlichen Uhrenmacherschulen von Chaux-de-Fonds, Le Locle und Neuchâtel wurden die Maschinen und Werkzeuge bestellt, deren Lieferung die Eröffnung der Schule bis zum 4. August 1873 verzögerte.[8]

1873 zählte die Uhrenindustrie in Biel und Umgebung in der Uhrenbranche 75 Fabrikanten und 1500 Arbeiter, die 250,000 Uhren herstellten.
-
Als Direktor wurde am März 1873 Herr C. Masméjan, Direktor der Ecole profesionnelle royale in Turin, ernannt. Er trat sein Amt am 1. August an, wo er auch als Lehrer unterrichtete. Am 4. August wurde die Uhrmacherschule eröffnet. Bald musste ein zweiter Lehrer eingestellt werden: Alois Perret, aus La Chaux-de-Fonds.
- 4 Schüler wurden vor der Eröffnung der Schule eingeschrieben, 2 neue Schüler traten im Laufe des Monats August ein und 3 weitere in den folgenden drei Monaten. Die Zahl der Schüler stieg im Laufe des Jahres von  9 auf 18. Die ersten drei Monate des Unterrichts waren der praktischen Arbeit in Verbindung mit der Théorie appliqués gewidmet. Ab dem 1. November begann der theoretische Unterricht in Arithmetik, Geometrie, Physik und technischem Zeichnen, letzteres erteilte Gymnasiallehrer Meyer. Nachdem die Schüler ihre Werkzeuge angefertigt hatten, erfolgte der Übergang zur ersten Branche, der Ebauche und mit einem Schüler wurde bereits in der zweiten Branche (derjenigen der Finissage) gearbeitet.[38]
- Die ersten Räume dieser Uhrmacherschule befanden sich im Haus des Friedhofsgärtners (Abdankungsgebäude) neben dem Friedhof.

 

Dank einem Legat von Eduard Bourquin erhielt 1875 die Uhrmacherschule Biel Fr. 15'000.-

 

1876 wurde die Uhrmacherschule erweitert. Auf dem gleichen Grundstück bauten die Bieler Architekten Frey und Haag ein grösseres Gebäude. Während im ersten Stock 5 Säle den Uhrmacherlehrlingen zur Verfügung standen, beanspruchte die Stadtverwaltung das Erdgeschoss, um einige Büros für die Wasserversorgung und später für die Einwohnerkontrolle unterzubringen.[10]

  

Das 1876 erstellte Gebäude der Uhrmacherschule auf dem alten Friedhof. Plan vom Staatsarchiv Bern.

  

Uhrmacherschule Biel
Uhrmacherschule Biel

1878 nahm die Uhrmacherschule bereits als Aussteller an der Weltausstellung in Paris teil.[10]
- Durch die Kommission der Uhrmacherschule wurde im März «das Garantiebüro für Beobachtungen und Regulierung der gewöhnlichen Uhren» errichtet. Die Uhren wurden während 8-15 Tage in zwei Lagen und bei wechselnden Temperaturen beobachtet und mit dem Regulator verglichen, der täglich nach der vom Observatorium in Neuenburg mitgeteilten Zeit eingestellt wurde.

1883: 10 Jahre nach der Eröffnung der Uhrmacherschule stieg die Zahl der Schüler von 6 auf 34. Der theoretische Unterricht umfasste Arithmetik, Algebra, Geometrie, Trigonometrie, Differential- und Integralrechnung, Mechanik, Kosmographie, Physik, Chemie und Theorie der Uhrmacherkunst. Die Schüler erhielten wöchentlich 42 Stunden Unterricht, die Lektionen in Theorie des Zeichnens und angewandtem Zeichnen nicht inbegriffen.

1885: Zum ersten Mal erhielten die 5 besten Schüler nach der Prüfung Prämien in Form von Uhrmacherutensilien.

Am 2. Mai 1887 wurde in dem Gebäude die Kunstgewerbeschule untergebracht. Die ersten Lehrer waren der Kunstmaler J. Wolf und Gottlieb Huttenlocher aus Württemberg.
- Die Uhrmacher- und Gewerbeschule kam ohne kantonale und eidgenössische Subventionen aus.[10]

  

1888 wurde der Uhrmacherschule eine mechanische Abteilung angegliedert, in der die Schüler mit dem Bau und der Funktionsweise der gebräuchlichsten Arbeitsmaschinen vertraut gemacht wurden. Die Schule nannte sich nun «Schule für Uhrmacherei und Mechanik» (siehe Inserat von 1888, rechts)
- Am 16. Mai wurde im Grossen Rat des Kantons Bern eine stadtbernische Motion erheblich erklärt, welche die Gründung einer kantonalen Gewerbeschule verlangte.

 

1889: Biel entschloss sich, den Bedarf der bernischen Industrie an technisch und theoretisch ausgebildeten Produktionsleitern, durch die Errichtung einer kantonalen Gewerbeschule (Technikum) zu decken und bewarb sich am 7. Februar um den Sitz der Schule. Der Gemeinderat ergriff eine diesbezügliche Initiative unter der Leitung von Stadtpräsident Niklaus Meyer und liess ein umfassendes Projekt durch eine spezielle Technikumskommission ausarbeiten. Zudem wurde am 25. September 1889 in Bern eine Petition der Société des fabricants d’horlogerie et chefs d’Ateliers de Bienne et environs mit 6447 Unterschriften eingereicht.

 

Das Westschweizerische Technikum

Die Bieler Gemeinde beschloss trotz zögernden Haltung der Berner Regierung am 1. Mai 1890 das «Westschweizerische Technikum» zu eröffnen.

Bei der Einweihung stand an der Fassade folgende Inschrift: «Als Demut weint und Hochmut lacht, hat Biel sein Technikum gemacht». Das Westschweizerische Technikum bezweckte durch die Verbindung der mechanisch-technischen Abteilung mit der Uhrmacherschule, systematisch nachfolgende Techniker für ihren Beruf auszubilden: 1) Ingenieure und Konstrukteure im Maschinenbau; 2) solche, die als künftige Fabrikanten, bezw. Besitzer oder Direktoren von Fabriken und industriellen Anlagen maschinentechnische Kenntnisse benötigten. 3) Werkmeister, Zeichner und Aufseher in Maschinenfabriken, mechanischen Werkstätten, Schlossereien usw. 4) Kleinmechaniker, Fabrikanten mathematischer und physikalischer Apparate  und Instrumente. 5) Uhrmacher. 6) Chefs und Direktoren von Uhrenfabriken. 10 Hauptlehrer und 4 Hilfslehrer erteilten den Unterricht.
- Die Gesamtzahl der Schüler im ersten Jahr betrug 108: 29 Uhrmacher, 23 Mechaniker, 7 Elektrotechniker, 11 Bautechniker, 2 reguläre Schüler und 36 Hospitanten der Kunstgewerbeschule. Ab dem 15. Altersjahr hatten die Schüler Zutritt.
- Die Uhrmacherschüler waren vom Sprachunterricht ausgeschlossen. Erst später durften interessierte Schüler a, Deutsch- und Französischunterricht teilnehmen. Die ausfallenden praktischen Stunden mussten nachgeholt werden (siehe Stundenplan).
- Die Zunft zu Waldleuten löste sich nach 600 jährigem Bestehen auf und übertrug ihr gesamtes Vermögen dem Technikum. Die Erben der Witwe Schwab-Bridel überwiesen ihr Vermögen der Uhrmacherschule.
- Vom 1. Mai 1890 bis zum 11. November 1896 amtete Alexander Hutter, Professor für Physik und Mathematik als Direktor.

  

Standort: An Unterrichtsräumen standen einige Zimmer der Uhrmacherschule zur Verfügung. Im Laufe des ersten Jahres wurden auf dem alten Friedhof hinter der Uhrmacherschule zwei niedrige Holzbauten erstellt, von denen der eine zwei Zeichensäle und einen Theoriesaal enthielt und der andere die am 1. August 1881 eröffnete Eisenbahnschule aufnahm. Zwar hatte die Einwohnergemeinde anfangs 1891 beschlossen, ein Technikumsgebäude zu erstellen, doch es sollte noch ein Jahrzehnt dauern, bis das Projekt verwirklicht werden konnte. Einer dieser Holzbauten überdauerte die Jahrhundertwende.

   

Unverwirklichter Plan von J. J. Vögeli, 1891, Staatsarchiv Bern
Unverwirklichter Plan von J. J. Vögeli, 1891, Staatsarchiv Bern

Trotz der Bieler Initiative und der Tatsache, dass das «Westschweizerische Technikum» zum Zeitpunkt der Volksabstimmung bereits bestand und funktionierte, entschied der Grossrat am 11. März 1891 mit 135 gegen 112 Stimmen, die zu gründende «Gewerbeschule» in Burgdorf anzusiedeln.[11] Am 26. April beschloss die Einwohnergemeinde Biel: «Obgleich durch Entscheid des Grossen Rates der Sitz der kant. Gewerbeschule nicht Biel zugesprochen wurde, so ist das westschweizerische Technikum dennoch weiterzuführen (…) Die Anstalt soll folgende Abteilungen erhalten: a) Uhrmacherschule in Verbindung mit Kleinmechanik, b) Elektrotechnische Abteilung, c) Kunstgewerblich-Bautechnische Abteilung, d) Eisenbahnschule».
- Die kantonale Gewerbeschule, wie sie aus der Volksabstimmung vom 26. 10. 1890 hervorging, wurde als «wissenschaftlich-praktische Fachschule bezeichnet, die bestimmten gewerblichen Bedürfnissen diene und nicht dem Zwecke der allgemeinen Volksbildung oder wissenschaftlicher Berufsbildung im engeren Sinne.» Aus diesem Grund wurde sie der kantonalen Direktion des Inneren und nicht der Erziehungsdirektion unterstellt. Die gleiche Überlegung vertrat die kantonale Direktion des Inneren auch gegenüber dem Westschweizerischen Technikum in Biel. Der Direktor des Innern, Regierungsrat v. Steiger, erschien als Vertreter der Regierung in der Sitzung der Aufsichtskommission des Westschweizerischen Technikums vom 21. 8. 1891. Er beantragte die Kleinmechanik von der Uhrmacherschule abzutrennen und der elektrotechnischen Abteilung anzugliedern. Er war einverstanden, dass in der kunstgewerblichen Abteilung angeschlossenen bautechnischen Schule der Unterricht im Zeichnen und Modellieren bautechnischer Ornamente erteilt werden dürfe. In diesem Sinne empfahl er die Subventionierung dieses Unterrichts.[33]
- Ab dem 16. 10. 1891 bestand die Aufsichtskommission aus 6 Gemeindevertretern und 3 Staatsvertretern.
- Ein möglicher Standort für einen Neubau sollen die ehemaligen Spitalreben im Tschäris bei der «Technikums-Strasse» sein. Ein Plan. der nie realisiert wurde. Auch die Idee, die Technikumsbauten nebeneinander zu stellen, wurde fallengelassen. Stattdessen konnte an diesem Standort 1907 das Gymnasium Alpenstrasse errichtet werden.
- Die Jahresberichte des Technikums wurden in der Albert Schüler A. G. Biel gedruckt.

Im Herbst 1892 fanden die ersten Diplomprüfungen für Mechaniker und die ersten Vordiplomprüfungen für Elektrotechniker statt.[3]
- Aus Platzmangel wurde die Kleinmechanikerschule von der Uhrmacherschule getrennt und provisorisch im Fabrikgelände der Firma Henriot an der Ecke Freiestrasse/Jurastrasse untergebracht.[10]
- Das erste elektrotechnische Laboratorium, das sich zuerst in abgelegenen Räumen unter einem Glasdach befand, wurde mit dem Beginn der Maschinenversuche im Untergeschoss des Mädchenprimarschulhauses an der Neumarktstrasse untergebracht. Es blieb dort bis zum Bezug des Technikumsgebäudes. Der 1. Lehrer der elektrotechnischen Abteilung, Ernst Guinand aus Zürich, hatte das Labor fast identisch wie das Zürcher Polytechnikum nachgebaut und damit die Zürcher Schule nach Biel gebracht. Als Triebkraft diente ein 6-PS-Leuchtgasmotor.
- Am 3. 8. 1892 war das Technikum gezwungen, die bautechnische Abteilung zu verselbständigen und auszubauen; es wurde die Stelle eines Hauptlehrers für bautechnische Fächer ohne staatliche Unterstützung geschaffen. Damit war auch das Technikum im engeren Sinne, bestehend aus Maschinentechnik, Elektrotechnik und Bautechnik, ausgebaut. Die Uhrmacher- und Mechaniker- und Eisenbahnschule arbeiteten unter selbständigen Direktionen. So ergab es sich von selbst, dass man unter dem Technikum im Allgemeinen diese 3 technischen Abteilungen verstand. Die Bauschule, angesehen als Konkurrenz zu Burgdorf, wurde erst subventioniert mit der Verstaatlichung des Westschweizerischen Technikums.[33]
- Hauptlehrer der neu eröffneten Architekturschule wurde der Architekt E. J. Propper.

1894 wurde die Gravier- und Ziselierschule eröffnet.

 

1895: Die Uhrmacherschule wirkt der Krise der Uhrenindustrie entgegen und führt den «Service après vente», die Notwendigkeit Uhren zu reparieren, ein. [10] Der Uhrmacherschule erhielt somit eine Rhabillage-Klasse. Der praktische Teil umfasste Rhabillage der Pendeluhr, der einfachen und der komplizierten Uhr. Der theoretische Teil erstreckte sich auf Kurse im technischen Zeichnen, Theorie der Uhrenmacherei, Buchhaltung und die wichtigsten Fremdsprachen. Überdies werden sukzessive folgende Kurse eingeführt: Buchstabengravierung, Vergolden, Oxidieren von Schalen. Die gesamte Ausbildung dauerte 3 Jahre.
- Die Entwicklung des Technikums erforderte ein neues Gebäude. Am 28. Mai 1895 beschloss der Grosse Rat zu diesem Zweck einen Beitrag von Fr. 250'000.- zu leisten.[33]  

  

Technikumsdirektor Fritz Hilfiker.
Technikumsdirektor Fritz Hilfiker.

Nach einem 2. Urnengang am Dezember 1896 wurde das Areal des alten Friedhofs als neuer Standort des Technikums bestimmt.
- Die Uhrmacherschule wurde durch die Abteilung für Remonteure erweitert.
- Spezialkurse von je 18 Monaten wurden eingerichtet, die mit Ausnahme des Unterrichts in Theorie und technischem Zeichnen ausschliesslich praktischer Natur waren:
1.) Kurs für Plantage (Anker und Cylinder)
2) Kurs für Repassages und Remontages
3) Kurs für Réglages.

 
1898: Als Technikums-Direktoren wirkten Hermann Streng und ab Oktober 1898 bis 29. Oktober 1910 der Vorsteher der Eisenbahnschule Fritz Hilfiker.

Die «Weibliche Abteilung» der Kunstgewerbeschule wurde vorwiegend von Hospitantinnen (Hörerinnen) besucht. Das Programm begann mit 2 Wochenstunden (Schuljahr 1890/91) und wurde auf 5 Stunden erweitert (1894/95). Es bestand aus: Zeichnen einfacher Ornamente nach Vorlage und Gips, häusliche Kunstarbeiten in den verschiedenen Techniken, wie Bleistift, Kohle, Malen in Wasserfarben etc., Zeichnen nach der Natur, perspektivisches Zeichnen, Aquarellieren und Stillehre. Einige Hospitantinnen waren auch Schülerinnen der Fachklassen, in denen ca. 54-56 Stunden pro Woche unterrichtet wurde. Ab dem Schuljahr 1998/99 wurde die «Weibliche Abteilung» in «Damenklasse» unbenannt. Nach einiger Zeit ging die Besucherzahl der Hospitantinnen zurück.

  

Hospitantinnen Schuljahr 1890/91 (91) - 1899/1900 (1900)
Bähni, Elise, Biel (97)
Bähni, Emma, Bolligen (96)
Bertholet, Bertha, Biel (91-94)
Boss, Carolina, Grindelwald (94-96)
Brehm, Anna, Elay (98)
Brehm, Marie, St-Imier (94,97)
Brehm, Mina, St. Imier (91)
Bueche, Berthe, Court (97-98)
Chappuis, Fanny, Biel (97)
Chavannes, Amanda, Bözingen (97)
Chopard, Marie, Sonvillier (97)
Chopard, Meina, Sonvillier (95-98)
Couleru, Berthe, Paris (France) (97)
Droz, Berthe, Le Locle (Neuchâtel) (99-1900)
Eggler, Stephanie, Biel (99-1900)
Engel, Clary, Twann (94-96)
Flotron, Léa, Neuchâtel (91)
Frey, Henriette, Münchenstein (Baselland) (95-97)
Gagnebin, Marthe, Renan (94-96)
Gaillet, Lily, Biel (92-94)
Gaillet, Lily, Motier (Fribourg) (96)
Gaillet, Marguerite, Motier (Fribourg) (94)
Gaschen, Emma, Nidau (91-94)
Gatabin, Lucie, Sottens- et Dommartin (Vaud) (98)
Gräub, Ida, Biel (94-97)
Grimm, Margaretha, Burgdorf (97)
Gros, Alice, Biel (91-98)
Gros, Marguerite, Biel (91-96)
Haag, Elsa, Biel (99-1900+)
Haag, Marie, Biel (94-96)

Haller, Anna, Biel (91-94)
Jaccard, Henriette, Ste-Croix (Waadt) (97)
Jacot, Amélie, Le Locle (Neuchâtel) (94-98, 1900+)
Jacot, Berthe, Le Locle (Neuchâtel) (94-98, 1900+)

Labhardt, Jenny, Basel (94)
Lehmann, Marguerite, Biel (91-95)
Leu, Emma, Rohrbach (95- 96)
Lutz, Jeanne, Rheineck (St. Gallen) (98)
Martin, Fanny, Bremgarten (97)
Matréwinski, Jeanne, Petersburg (Russland) (96)
Monard, Julie, Les Ponts Martel (Neuchâtel) (98, 1900+)
Mozimann, Louise, Biel (91)
Neuhaus, Anna, Biel (95-96)
Neuhaus, Annie, Biel (98, 1900+)
Neuhaus, Ida, Biel (95-96)
Neuhaus, Marie, Biel (95-96)
Rochat, Angele, L’Abbaye (Vaud) (96-97)
Rohn, Selma, Biel (97-98)
Rüfenacht, Emmy, Thun (97-98)
Sachlard, Jeannette, Biel  (91)
Salgat, Ida, Cornol (96-98)
Savoie, Léonie, Le Locle (Neuchâtel) (94)
Seynet, Rosa, Neuchâtel (96-97)
Schärer, Louise, Bern (91-94, 99-1900)
Scheibener, Ernestine, St. Gallen (95-96)
Schöchlin, Marie, Biel (94-97)
Stauffer, Amélie, Bern (94-95)
Stettler, Marie, Bolligen (94)
Villars, Emilie, Evilard (98)
Vuillemin, Elisa, Biel (94-96)
Wächli, Emmy, Lotzwyl (97)
Walker, Marie (91-92)
Walser, Elsa, Teufen (Appenzell) (97)
Wannenmacher, Anna, Vingelz (94-96)
Weber, Anna, Biel (97)
Weibel, Sophie, Schenkhorn (Luzern) (94-98, 1900+)
Wolf, Augusta, Freiburg (92)
Wolf, Augusta, Hilterfingen (95)
Zwickel, Georgette, Biel (98)

   


Anna Haller, erste Absolventin und 1899 erste Lehrerin an der Bieler Kunstgewerbeschule
Anna Haller, erste Absolventin und 1899 erste Lehrerin an der Bieler Kunstgewerbeschule

Anna Haller wurde 1898 als erste Frau am Technikum diplomiert: Die Künstlerin verbrachte den grössten Teil ihres Lebens in Biel, wo sie am 23. April 1872 zur Welt kam. Ab 1889 absolvierte Anna eine Lehre in einem Atelier für Uhrenschalendekoration, wo sie das Damaszieren (Oberflächenbearbeitung von Metall, Tauschieren, Ätzen) und die Gold- und Silberdekoration auf Stahl erlernte.[35] Von den Technikumschülern, welche in die kunstgewerbliche Zeichen- und Modellierschule  eintreten wollten, wurde verlangt, «dass sie sich bereits für einen bestimmen Beruf entschieden und eventuell eine praktische Lehrzeit durchgemacht haben». Anna Haller erfüllte diese Voraussetzungen. Als das «Westschweizerische Technikum» eröffnet wurde, besuchte sie die kunstgewerbliche Abteilung als Hospitantin. Im Schuljahr 1894/95 war Anna Haller die einzige Frau vom Jahreskurs der Gravier- und Ziselierschule.

Ab dem Schuljahr 1895/96 wechselte sie in den Fachkurs «Zeichnen- und Modellieren». Die Abteilung zählte etwa 17 Studenten, von denen 13 reguläre den ganzen Unterricht besuchten. Lehrer Huttenlocher unterrichtete fast ausschliesslich Gewerbeleute. Die Abteilung litt unter grosser Raumnot. Der Kurs dauerte (ohne Wiederholung) 6 Semester. (TR) 1898 erhielt sie als erste Frau dieser Schule ein Diplom. Mit ihrem Lehrer Ferdinand Huttenlocher blieb sie auch später verbunden. Er engagierte sie als erste Lehrerin für Lederschnitt- und Lederpunztechnik, wo sie ab 1899 samstags  4 Stunden unterrichtete.[35]

Ein Studienaufenthalt in der kunstgewerblichen Werkstatt von Georg Hulbe in Hamburg 1898 war ganz der Ausbildung in dieser Technik gewidmet. Danach trat sie in Biel in das kunstgewerbliche Atelier Renggli ein. Als es sich darum ging, dem neuen Parlamentsgebäude in Bern eine nationale Innenausstattung zu geben, da fiel der Firma Renggli die Lederarbeit am Wandgestühl des Nationalratssaales zu, das bei vereinigter Bundesversammlung den Ständeräten diente. Jeder Kanton erhielt ein Doppelgestühl mit seinem Wappen und seinem Emblem. Anna Haller hatte nach Entwürfen ihres Lehrers Huttenlocher die prachtvolle Lederpunzarbeit dieser Stühle geschaffen. Es war bedauerlich, dass in der grossen Festschrift «Das Parlamentsgebäude in Bern» zwar die Firma Renggli, nicht aber Anna Haller erwähnt wurde.[36] Auf Ende des Sommersemesters 1907 trat Haller am Technikum als Hilfslehrerin für Lederplastik zurück.
Nach und nach vertiefte sie sich in die Blumenmalerei und wurde darin eine anerkannte Meisterin. Während einiger Jahre versammelte sie in ihrem eigenen Atelier in Biel Schülerinnen und Schüler um sich. Der Blumentag für das kantonale Kindersanatorium «Maison Blanche» 1912 in Leubringen wurde durch den Verkauf von Annas Blumenkarten massgäblich unterstütz. [36] Anna Haller, weltweit bekannt mit ihren reizenden Blumenkarten die das Signet «A. H.» trugen, starb am 31. Januar 1924 in St. Moritz. 1987 eröffnet das Neue Museum Biel die Ausstellung «Anna Haller, Möglichkeiten und Grenzen einer künstlerisch begabten Frau».

 

Überall und nirgends zu Haus, man lebte «sur la branche»

Standorte: Was den Unterricht am Anfang stark beeinträchtigte, war der Mangel an geeigneten Schullokalen. Man half sich, so gut man konnte:

die beiden Bretter-Baracken,

die Uhrmacherschule,

das Mädchen-Primarschulhaus,

das alte Amthaus,

Privathäuser,

sogar der Rathaussaal musste nebst der mechanischen Werkstätte in Anspruch genommen werden, um die Klassen unterzubringen.

 

Als eine wahre Erlösung aus diesem unerquicklichen Zustand wurde deshalb der Bezug des neuen Technikumgebäudes im Herbst 1900 begrüsst.

Provisorische mechanische Werkstätte des Technikums. Fabrikgelände der Firma Henriot, Ecke Freiestr.-Jurastrasse


Von 1897 – 1900 wurde unter der Leitung vom Büro Frey & Haag das Technikums-Gebäude oberhalb der Uhrmacherschule erstellt.


Südfassade vom Technikum, 1900 (Staatsarchiv Bern)

Hinter-Fassade auf einem Plan von 1898 (Staatsarchiv Bern)


   

1900 bezog das Technikum seinen grossen Neubau an der Quellgasse 21 und es wurde die Post-Telegraphen- und Zollschule gegründet.
- Das Technikum zählte 521 Schüler, 28 Haupt- und 8 Hilfslehrer.
- Die Volkszählung erwähnte für den Amtsbezirk Biel 3879 Personen die mit der Uhrmacherei oder der Herstellung von Uhrmacherwerkzeugen beschäftigt sind und 9164 Personen, die von diesem Gewerbe leben.
- Die Uhrmacherschule erhielt eine Kontrollstelle für zivile Uhren, die auf ihren Gang hin geprüft wurden.
- Grosser Wert wurde auf die Pflege der Sprachen gelegt. Sowohl die deutsch- als auch die französischsprachigen Schüler lernten neben ihrer Muttersprache auch die entsprechende Fremdsprache. Italienisch war an der Verkehrsschule obligatorisch, Englisch in allen Abteilungen fakultativ.

 

Uhrmacherschule (links)  und neues Technikum

F: Reproduktionen aus dem Technikums-Rapport 1910


- Ein Blick in die ABTEILUNGEN: Die Schüler der elektrotechnischen Abteilung wurden zuerst als Maschinentechniker herangebildet und widmeten sich ab dem letzten Semesterkurs dem elektrotechnischen Fachstudium. – Die Abteilung für Klein- und Feinmechaniker war für Schüler bestimmt, welche auf eine eingehende theoretische Ausbildung verzichteten.  – Die Gravier- und Ziselierschule sorgte für den dekorativen Teil und gleitet auf alle Gebiete der Metallverzierung und Bearbeitung über, wobei auch die graphischen Arbeiten zu Druck- und Prägezwecken, sowie für Photographie und Topographie Berücksichtigung fanden. – Die bautechnische Abteilung bezweckte die Ausbildung von Baumeistern, Bauführern, Bauzeichnern, Bauunternehmern, Zimmer- und Maurermeister, Steinhauer und Bauschreinern. Die Schüler waren fähig städtische Wohngebäude, Villen und öffentliche Gebäude selbständig zu entwerfen, die einzelnen Konstruktionsteile zu berechnen und alle Details für die ausführenden Handwerker zu zeichnen.


Atelier der Gravierschule

Maschinensaal

Zeichensaal


  

Adolf Burkhard, ein Graveur vom alten Schlag: Adolf Burkhard trat im April 1902 in die Gravierschule ein. Zusammen mit der Ziselierschule, einer Unterabteilung der Kunstgewerbeschule, hatte sie eine wichtige Bedeutung für die Uhrenindustrie, die bis 1917 grosse Hoffnung in den Graveur-Guillocheurberuf setzte. Burkhard vermittelte den Schülern die praktischen und theoretischen Grundlagen des Berufes. Der Wandel des Geschmacks und die Mechanisierung brachten dieses einst blühende Kunstwerk in eine schwierige Lage. Der Beruf konnte sich nicht mehr halten. Burkhard demissionierte 1927 als 65-jähriger. Sein Beruf hatte ihn auf zahlreichen Studienreisen in fast alle Galerien und Sammlungen Europas geführt wo er die grossen Meister studierte und ihre Werke gekonnt kopierte. Berühmt waren seine Stahlstiche nach Madonnen von Raffael und Kopien von Dürer, Holbein, Rubens und Rembrandt. Er starb 1935.

Am 5. Februar 1903 erhielt der Direktor des Innern von der Regierung den Auftrag, Berichte und Anträge zur Verstaatlichung der Anstalt vorzulegen. Doch sollte sich die Angelegenheit über Jahre hinziehen.[3]

Das Technikum legte 1904 das Fundament für eine eigene Schülerbibliothek, in der ca. 200 Bände Literatur in deutscher und französischer Sprache zur Verfügung standen und die, laut Beschluss der Aufsichtskommission, jährlich erheblich erweitert werden sollte.

 


Die Bibliothek im Jahre 2021: Die im Hauptgebäude errichtete Bibliothek Technik und Informatik der BHF ist eine wissenschaftliche Spezialbibliothek. Sie ist Mitglied von SLSP (Swiss Library Service Plattform) und öffentlich zugänglich.

 

1905 beginnt die Uhrmacherschule sich neu zu organisieren und führte die Klasse zur Herstellung der Ebauches (Rohwerke) ein.

1907 wünschte das Technikum ein neues Gebäude zur Unterbringung der Uhrmacherschule. Architekt Fehlbaum arbeitete die Pläne aus und in gleichem Jahr konnte mit den Bauarbeiten begonnen werden.

Am 31. 1. 1909 nahm das Berner Volk das Gesetz zur Verstaatlichung der kantonalen technischen Schulen an. Am 19. Dezember hatte Biel mit 1043 gegen 27 Stimmen dem Dekret über die Verstaatlichung des Technikums zugestimmt. Damit wurde ein Ziel erreicht, das vor 18 Jahren angestrebt worden war.[3]
- Die seit 1907 geplante Ebauchefabrikation wurde in den Unterricht aufgenommen.
-Durch Abtretungsvertrag vom 30. Dezember 1909 mit der Einwohnergemeinde Biel wurde das Technikum dem Staat Bern unentgeltlich überlassen. Die Liegenschaften umfassten das Technikumsgebäude an der Quellgasse Nr. 21 mit Sitz und Hofraum; das Uhrmacherschulgebäude an der Rosiusgasse Nr. 13 mit Sitz, Hofraum und Anlagen; die Anlagen an der Rosiusgasse; sämtliches Schulmaterial und das zur Anstalt gehörende Kapital. [9]
- Es war vorgesehen, das neue Technikumsgebäude auf den «Wildermeth-Matten» als Erweiterung der bestehenden Anstalt zu errichten. Man hielt es für möglich, dass später der Staat das ganze Technikum dorthin verlegen und die Stadtgemeinde Biel das jetzige Gebäude für andere Schulzwecke übernehmen würde. Das Technikum, an sich ein schöner und stattlicher Bau, kam an seiner jetzigen Stelle (alter Totenhof) überhaupt nicht zur Geltung. In den Wildermeth-Matten würde sich ein Technikumsgebäude sehr vorteilhaft präsentieren und auch die Zugänge zu demselben wären bequemer und praktischer.[31]

  

Das Kantonale Technikum

Seit dem 1. Januar 1910 trägt die Anstalt den Namen «Kantonales Technikum Biel». Der Lehrplan wurde neu organisiert und ab Beginn des Sommersemesters im April sah der Lehrplan eine 6-semestriges Studium in allen technischen Abteilungen vor. Das Technikum umfasst nun folgende Abteilungen:

a. Technische Abteilung:
I. Die Schule für Maschinentechniker (6 Semester).
II. Die Schule für Elektrotechniker (6 Semester) und Abteilung für Elektromonteure (4 Semester).
III. Die Schule für Bautechniker (6 Semester).


b. Gewerbliche Abteilungen:
IV. Die Uhrmacherschule 4 bezw. 8 Semester).
V. Die Schule für Klein- und Feinmechaniker (6 Semester).

VI. Die Kunstgewerbeschule:
A. Zeichen- und Modellierschule (6 Semester).
B. Gravier- und Ziselierschule (8 Semester).


c. Verkehrsabteilungen:
VII. Die Eisenbahnschule (4 Semester).
VIII. Die Postschule (4 Semester).


d. Den Vorkurs (1 Semester).


Der Vorkurs sollte es Leuten, die aus finanziellen Gründen nicht imstande waren, eine Sekundarschule zu besuchen, oder fehlende Kenntnisse durch Privatunterricht zu erwerben, und denen, die nach Absolvierung der Primarschule eine Lehrzeit durchmachen, die Aufnahmeprüfung in eines der ersten Semester der diversen Abteilungen zu ermöglichen. Der rote Faden, der das Technikum durchzog, war die Verbindung des theoretischen und praktischen, und ein besondere Berücksichtigung des fremdsprachigen Unterrichts. Was speziell die Sprache anbetraf, so stand das westschweizerische Technikum einzigartig da: deutsch- oder französischsprechende Schüler konnten gemeinsamen Fachunterricht in ihrer Muttersprache geniessen, oder aber, sie erhielten diesen Unterricht in deutschen und französischen Parallelklassen, von demselben Lehrer erteilt. [3]

- In der Uhrenmacherschule konnte die Ebauche-Klasse im Wintersemester 1910 eröffnet werden.

- Nachdem Fritz Hilfiker 1910 starb, amtete bis 31. 8. 1927 Friedrich Arni als Direktor.

Fritz Arni, Direktor des Kantonalen Technikums 1910-1927: Arni wurde 1906 im Alter von 41 Jahren als Lehrer für Physik und Mathematik an das «Westschweizerische Technikum“ gewählt. Seine Erfahrungen im Schulwesen, die er sich zuvor  als solothurnischer Primarschulinspektor erworben hatte, führten schon nach vierjähriger Tätigkeit in Biel 1910 zu seiner Wahl zum ersten Direktor des «Kantonalen Technikums». Er kämpfte erfolgreich  gegen Sparbestrebungen des Grossen Rates, die auf eine Zusammenlegung der beiden kantonalen Technika abzielten, und förderte den Ausbau der Eisenbahnschule. Auf seine Initiative hin nahm der Grosse Rat 1921 die Lehrerschaft der beiden kantonalen technischen Schulen als Staatsbeamte in die kantonale Hilfskasse auf. 1927, nach 17 Jahren als Direktor, wurde er wieder Lehrer und unterrichtete Physik bis seiner Pensionierung 1935 Physik-Unterricht. Am 30. September 1944 starb er mit knapp 80 Jahren in Nidau.[32]

 Im Wintersemester 1912-13 wurde die Reglageklasse eingerichtet, die mit 10 Schülern, darunter 4 Mädchen, begann. Das Technikum erhielt den Status einer «Höheren Technischen Mittelschule.»[11]
- Die Direktion der öffentlichen Bauten des Kantons Bern hatte durch Neueinrichtungen und Reparaturen im Gebäude der Uhrenmacherschule für die Unterbringung der verschiedenen Klassen und Ateliers, wie Ebauches, Pivotage, Rhabillage und Reglage, die dingend benötigten Räumlichkeiten geschaffen.

  


Unterrichtsfächer der Uhrmacherschule, Schuljahr 1917-18
Unterrichtsfächer der Uhrmacherschule, Schuljahr 1917-18

Im Schuljahr 1913/14 fusionierten die Eisenbahn- und die Postschule zur «Abteilung für Verkehrs- und Verwaltungsdienst».

1918: Für Elektromonteure wurde eine dreijährige praktische Ausbildung zur Voraussetzung. Der theoretische Kurs wurde auf 1 Jahr verkürzt.

1919: Mehrere Schüler vielen der Grippeepidemie zum Opfer und die Schule musste vorübergehend geschlossen werden.

1921: Erwachsene Uhrmacher erhielten in Abendkursen Unterricht für Mathematik und die Regulierung der Taschenuhr.
- Die Idee, die Verkehrsabteilung durch kantonale Sparmassnahmen aufzuheben, wurde fallen gelassen.

   

Entstehung der Neubauten 1916-1925

1916: Das bisherige Gebäude der Uhrmacherschule (1876) muss abgerissen werden. Ein Wettbewerb für Neubauten wurde aufgestellt. Diese waren so anzulegen, dass im Betrieb der verschiedenen Schulen möglichst wenig gestört werden. Für die Uhrmacherschule kam die Ebauches-Klasse hinzu, war im Neubau ein Theoriesaal vorgesehen. Die Räume der Uhrmacherschule durften nicht durch die Erschütterungen der schweren Arbeitsmaschinen der Mechanikerschule gestört werden. Für die Uhrmacherschule waren folgende Räume notwendig: Ebauches-Klasse (100 m2), Atelier (100 m2), Atelier (80 m2), Réglage-Klasse (100 m2), Theoriesaal (40 m2), Lehrerzimmer (36 m2). Im Erdgeschoss ein Raum von 10 m2 Grundfläche für die Aufstellung der Mutteruhr. Dieser Raum musste so gelegen sein, dass er von den alle Tage dort verkehrenden Uhrenfabrikanten ohne Störung für die Institute betreten werden konnte. Dazu kamen Ankleideräume mit Waschgelegenheit und Aborte für beide Geschlechter. Für die Kunstgewerbliche Schule u.a. ca. 42 m2 Grundfläche für die Gravierschule und 50 m2 Grundfläche für die Ziselierschule. Für die harmonische Gesamtwirkung war die Ansicht vom Bäsetörli, vom Süden her, entscheidend. 21 Projekte gingen ein, der 1. Preis erhielten die Architekten Louis Frères.
Am 15. 11. 1922 bewilligte der Grosse Rat das von der kant. Baudirektion genehmigte Projekt für die neuen Pavillonbauten (Uhrmacherschule und Kleinmechanikerschule) mit einen Betrag von Fr. 1'175'000.- . Zu diesem Zweck musste die Villa Probst abgerissen werden. Der Neubau war für die gewerbliche Division bestimmt und enthielt ausschliesslich die Lehrwerkstätten, die bis dahin in drei verschiedenen Gebäuden untergebracht waren. Der Plan sah vor: «Im Ostflügel wird ein Raum für die Abwartwohnung, die Instrumente der präzisen Zeitbestimmung und die Ateliers der Uhrenmacherschule eingerichtet. Der Westflügel erhält Arbeitsräume für die Lehrlinge der praktischen Mechanik und das Kunstgewerbes. Im verbindenden Mittelbau sind die Säulenhallen, Korridors, und technischen Büros untergebracht. Darüber befindet sich die Aula mit 350 Sitzplätzen und Einrichtungen zur Vorführung von Lehrfilmen. Neben dem Fabrikgebäude führt ein breiter Treppenaufgang zum Portal des Hauptgebäudes».[7] Der Plan wurde jedoch in dieser Form nicht realisiert.

Bei der Rosiusstrasse musste die Häuserzeile mit Bäckerei (ehemalige Obere Mühle) dem nord-östlichen Pavillon vom Technikum Platz machen.
Bei der Rosiusstrasse musste die Häuserzeile mit Bäckerei (ehemalige Obere Mühle) dem nord-östlichen Pavillon vom Technikum Platz machen.

Das Kantonsbaumamt und das Stadtbauamt Biel vereinbarten am 10. 4. 1923, dass vor Beginn der Bauarbeiten für das Technikum unter allen Umständen die vorgesehene Korrektion der Quellgasse ausgeführt werden musste. Die Korrektion der Quellgasse musste den Technikumbauten vorangehen.[5]
Das genehmigte Projekt wurde am 15. 11. 1923  durch das endgültige Ausführungsprojekt vom Oktober 1923 ersetzt. Der Neubau wurde nicht an das Hauptgebäude angebaut, sondern in Form von zwei Pavillons links und rechts der Zufahrtsstrasse axial vor dem Hauptgebäude errichtet.

Der Neubau wurde unter der Bedingung ausgeführt, dass die Stadt Biel die für die Ausführung des geänderten Projekts erforderliche Affolterbesitzung dem Staate unentgeltlich abtrat und auf den 1. Dezember 1923 zum Abbruch zur Verfügung stellte.[4] Die Arbeiten begannen Anfang April 1924  in drei Etappen und wurden als Notstandsarbeiten durchgeführt.
1925 schlossen das Kantonsbauamt in Bern und das Bieler Baugeschäft E. Bührer-Bösiger  einen Vertrag zur Ausführung des Abbruchs der alten Uhrmacherschule ab. Hilfskräfte waren ausschliesslich ortsansässige Arbeitslose.[6] Ein Teil des Abbruchmaterials der alten Uhrmacherschule fand auf dem Tessenberg wieder Verwendung. Es folgte ein Atelieranbau für Kleinmechanik.
Am 9. Dezember 1926 fand die Einweihung der Neubauten statt. Die Bauleitung lag bei den Gebrüdern Louis, Bern, die das zwischen Quellgasse und Rosiusplatz zur Verfügung gestellte Terrain ohne verbindenden Mittelbau zwischen den Pavillons aufteilten. Der Nordostflügel diente den Uhrmachern und Regleusen, im Westbau waren in den unteren Geschossen die Kleinmechaniker und im Obergeschoss die Kunstgewerbler untergebracht. Der frei gewordene Platz im Hauptgebäude wurde für die Erweiterung des maschinentechnischen Laboratoriums verwendet.

 

Erweiterungsbauten des Kantonalen Technikums. Links: Schule für Kleinmechanik und Kunstgewerbeschule, rechts Uhrmacherschule. Reproduktion aus Max Irmiger, Architektur-Werk und Innen-Ausstattung von Gebr. Louis Architekten, Bern, 1927, S. 20

  

Im Schuljahr 1925-26 wurde auf Wunsch der Uhrenfabrikanten ein temporärer Kurs für Réglage eröffnet.
– Das kantonale Arbeitsamt richtete in den Räumen der Uhrmacherschule einen Lehrgang für Arbeitslose ein.
– Die dekorierte Taschenuhr und die damit verbundene Gravierkunst lebten wieder auf. Da das Durchschnittsalter der Graveur-Guilde 58 Jahre betrug, wurde dringend Nachwuchs gesucht.
– An der Uhrmacherschule wurde eine Lehrstelle für Achevage geschaffen.

 

1926 vereinigte ein neu eröffneter Aktkurs (Zeichnen nach dem lebenden Modell) 17 Teilnehmer aus verschiedenen Berufen.
- Auf Wunsch des Malermeisterverbandes von Biel und Umgebung wurden Abendkurse für Schriftsetzer durchgeführt.
- Am Uhrenbeobachtungsbüro ermöglichte eine synchron laufende Mutteruhr der Rolex Watch Cie. den Anschluss an die Uhrenfabriken.

Friedrich Saager, Direktor des Kant. Technikums Biel
Friedrich Saager, Direktor des Kant. Technikums Biel

Vom 1. 9. 1927 bis 6. 4. 1932 leitete Friedrich Saager die Anstalt. In seine Amtszeit fielen die Reorganisation der Verkehrsabteilung und der Uhrmacherschule; die Angliederung einer Fachklasse für Automechaniker an die maschinentechnische Abteilung; die Vorarbeiten für die Laboratorien für Maschinentechnik und Elektrotechnik; die Reorganisation der kunstgewerblichen Abteilung unter Zuweisung neuer Arbeitsgebiete und der am 11. Dezember 1931 genehmigte neue Lehrplan für das gesamte Technikum. Foto: Reproduktion aus Technikums-Rapport 1935

Im Sommersemester 1930 kam die Abteilung für Automobiltechnik hinzu.
- Der Grosse Rat des Kantons Bern bewilligte 1930 einen Kredit für den Ausbau der Laboratorien für die Maschinen- und Elektrotechnik. Dieser Kredit sollte gleichmässig über 4 Jahre verteilt werden. Die Pläne wurden von den Fachlehrern entworfen.

  

Die Réglageklasse der Uhrmacherschule Biel bildete Mädchen in zweijährigen Kursen zu geschickten «Régleuses» aus. Die Arbeit einer Régleuse bestand darin, auf einem Muster-Balancier den gleichmässigen Gang des Balanciers (Unruhe, Pendel) jeder neuen Uhr zu prüfen; die Spiralfeder (bei den kleinen Damenuhren unendlich viel dünner als ein Frauenhaar) einzusetzen, ihre Länge und Feinheit mit dem Schwung und dem Gewicht des Balanciers in Einklang zu bringen, was Biegungen der Feder um Bruchteile von Millimetern erforderte. Eine Arbeit, die äusserste Präzision, ein Adlerauge, eine sichere Hand und viel Übung erforderten. Die Régleuses gehörten zur Elite der Uhrenarbeiterinnen und zeichneten sich durch Verantwortungsbewusstsein und Liebe zu ihrer Arbeit aus.[37] Foto: Reproduktion aus Technikums-Rapport 1933.

   

Direktor Hans Schöchlin
Direktor Hans Schöchlin

1932 wurde Altstadtleist-Ehrenmitglied Hans Schorchlin Technikumsdirektor. In seiner Antrittsrede am 15. 12. 1932 sprach er: «Den Eltern gegenüber trägt die Schule schwere Verpflichtungen. Kein wissenschaftliches Denken und Können ist objektiv zweckmässig. Daneben gibt es Werte und Kräfte von subjektiver Zweckmässigkeit. Ich meine damit jene Eigenschaften, welche in uns das freie, harmonische Spiel der geistigen Kräfte und der Phantasie auslösen. Diese Werte bestimmen unseren Charakter, und der liegt nicht im Verstand, sondern im Herzen.»
Hans Schoechlin kam am 6. 3. 1893 als Kind von Uhrentechniker Heinrich Otto  und der Anna Bertha Römer in Santiago de Chile zur Welt. Nach seiner Schulzeit in Biel studierte er Architektur an der ETH Zürich sowie an den Technischen Hochschulen in Karlsruhe und München. Ab 1920 wurde Schöchlin am Technikum Biel Zeichenlehrer an der bautechnischen und kunstgewerblichen Abteilung. Von 1932 bis 1958  war er Direktor.[16] Er führte die Anstalt nach dem Motto: «Es ist nicht Aufgabe der Berufsschule, den heranreifenden Techniker auf ein eng begrenztes Fachgebiet zu spezialisieren. Jede Spezialisierung bedeutet Beschränkung. Die Schule muss eine breite, solide Grundlage schaffen. Eine gute Allgemeinbildung, gepaart mit praktischem Wissen und Können. Auf einer solchen Grundlage kann man später leicht und sicher zu allen Spezialgebieten übergehen.»[11] Die Gründung der Holzfachschule geht auf seine Initiative zurück. 1928 gewann er als ausdauernder Ruderer im Zweier (mit seinem Bruder Karl und Steuermann Hans Bourquin) die Goldmedaille an den Olympischen Spielen in Amsterdam.[16] Von 1924 bis 1952 war er Mitglied des Burgerrates, davon 18 Jahre als Präsident. Nach dem Tod seiner ersten Frau, der Pfarrerstochter Maria Helbling, heiratete er die Bieler Sekundarlehrerin Margrit Schweizer. Schöchlin wurde 1966 mit dem Kulturpreis der Stadt Biel ausgezeichnet. Er verfasste u.a. die Bücher «Bielersee Heimat - Hommage au Lac de Bienne» und «Alt Biel: Wanderungen durch die Bieler Altstadt», die mit seinen Kohlezeichnungen bereichert wurden. Er starb am 3. 6. 1978. - Foto: Reproduktion aus Wener und Marcus Bourquin, Biel Stadtgeschichtliches Lexikon, Biel 1999, S. 3. 70

- Die Maschinenhalle des Technikums wurde im Rohbau fertiggestellt.

Am 1. 1. 1935 trat das neue Dekret über die Organisation der kantonalen Techniken in Biel und Burgdorf in Kraft. Es ersetzte das alte vom 23. 11. 1909.
- Eine Grippeepidemie, die zur vorübergehenden Schliessung der städtischen Schulen führte, machte sich auch im Technikum bemerkbar.

- Die Uhrmacherschule führte zahlreiche Reparaturen an komplizierten Uhren aus.
- Die neu eingerichteten Labors für Maschinentechnik und Elektrotechnik wurden am 23. November eingeweiht. Sie gehörten zu den modernsten der Schweiz. Der Bund vom 27. 11. 1935 schrieb: «Die hinter dem Hauptgebäude des Technikums gelegenen Neubauten bestehen aus einem Heizraum mit Dampfkessel, aus einem Maschinensaal und einem Magazin. Der Maschinensaal ist mit den modernsten Maschinen und Apparaten ausgestattet.» Die Burgergemeinde Biel finanzierte einen illustrierten Laboratoriumsführer. Ingenieur H. Kappeler, Direktor der Vereinigten Drahtwerke AG Biel und seit 1933 Mitglied der Aufsichtskommission, leistete wertvolle Dienste bei der Einrichtung der neuen Laboratorien, insbesondere beim Maschinenpark. Er starb am 16. März des folgenden Jahres in England an den Folgen eines Hirnschlages. Fotos: Reproduktionen aus Technikums-Rapport 1935.


Messtechnisches Laboratorium A: Der Fensterreihe entlang Arbeitstische mit aufgebauten Schalter- und Klemmbrettern und Ablese-Fernrohren, an der Fensterwand Galvanometer.

Messtechnisches Laboratorium A mit Durchblick zur Abteilung B. Im Hintergrund Instrumentenschränke, links befinden sich Arbeitstische, rechts die Hauptschalttafel.



Messtechnisches Laboratorium B mit Blick zur Abteilung A. Vorne ein Satz von astatischen Instrumenten und ein Sechsschleifen-Oszillograph. Mitte: Hochfrequenzapparate.

Maschinenversuchslokal: Vorne ein Einanker-Umformer auf dem Versuchsstand mit Bremseinrichtung, rechts Instrumentenschrank, im Hintergrund die Hauptschalttafel.


1938: Die «Schule für Kleinmechanik» nannte sich nun «Schule für Präzisionsmechanik».

Die Kriegsjahre: Viele dienstpflichte Lehrer und Schüler mussten einrücken und das Studium wegen des Kriegsdienstes unterbrochen werden. Im Februar 1940 wurden 109 Kandidaten aufgenommen. Am 1. Mai feierte das Technikum sein 50-jähriges Bestehen in schlichtem Rahmen. Die Atmosphäre war geprägt von Verdunkelung und Heuleralarm, Luftschutz, dem Schreckgespenst der Evakuierung und dem Durchzug der fliehenden Zivilbevölkerung aus dem Nachbarland sowie französischer und polnischer Soldaten durch die Stadt. Der Zahl der Schüler lag im Schuljahr 1940/41 bei 300. Die Automobiltechnische Abteilung musste wegen ununterbrochener Dienstleistung der Schüler und des Fachlehrers geschlossen bleiben. Die Brennstoff-Knappheit und die Heizungsfrage führten im maschinentechnischen Labor zur Einrichtung einer Versuchsstation für moderne Holzfeuerung. 381 Schüler wurden Schuljahr 1941/42 gezählt, 1942/43 waren es 483. Der Schülerandrang hatte besonders bei den Maschinen- und Elektrotechnikern zugenommen. 1944 und 1945 starben im Dienste des Vaterlands die Maschinentechniker und Flieger F. Benzikofer (mit 26 Jahren) und C. Lüthy.

 

1945 gewann der Turnverein Technikum Biel am Kantonalen Turnfest einen Kranz. Der 22jährige Oberturner Rud. Ammon, Student der Elektrotechnischen Abteilung, hatte für seine fehlerfreie Führung aller Sektionsdisziplinen die Höchstnote erhalten.
- Für den Abendkurs «Remontage de Chronographes» hatten sich 116 gelernte Uhrmacher angemeldet. Der Kurs dauerte 60 Stunden.

 

Lehrwerkstatt für Präzisionsmechanik: Lehrlinge werden mit Normen und dem Isa-Toleranz-System vertraut gemacht.

 


1) Bild 1 zeigt einen Lehrling an der Lehrenbohrmaschine beim Zentrieren eins Werkstücks nach einer bestehenden Bohrung. Dieses wird nach erfolgtem Ausrichten gedreht und mit der Isa-Toleranz-Lehre kontrolliert. Die Lehren (rechts auf dem Maschinentisch) haben eine Gut- und eine Ausschuss-Seite. Die Gutseite muss in die Bohrung hineinpassen, die Ausschuss-Seite hingegen nicht. Zwischen Gut- und Ausschuss-Seite liegt die mit dem Gütegrad entsprechende Toleranz. Um eine Messung der Bohrung innerhalb einem tausendstel Millimeter machen zu können, steht auf dem Maschinentisch ein Mikro-Maag Messkaliber zur Verfügung.
2) Ein Schüler nimmt eine Messung eines Gewindes mit dem wertvollen Zusatzapparat, dem Goniometer, vor. Mit diesem optischen Apparat lassen sich die Gewindeflanken und dergleichen auf das genauste nachkontrollieren.
3) Das Bild zeigt einen Schüler am Härteprüf-Apparat. Er misst die erreichte Härte eines fertigen Werkzeuges in Rockwellgraden. Zu diesem Zweck wird eine Diamantspitze unter einem bestimmten Druck in das gehärtete Material hineingepresst, die Eindringungs-tiefe in Tausendstel-Millimeter gibt umgerechnet ein Mass für die Härte des Werkzeugs. Text/Fotos: Technikums-Rapport 1946.

1952 wurde die neu gegründete Schweizerische Holzfachschule für Weiterbildungszwecke als 6. Fachschule dem Technikum angegliedert. Damit umfasste das Technikum folgende 9 Unterabteilungen: maschinentechnische, elektrotechnische, bautechnische, autotechnische, präzisionsmechanische und kunstgewerbliche Abteilung, Uhrmacherschule, Verkehrsschule und Schweizerische Holzfachschule. Die Holzfachschule wandelte sich zum Ausbildungszentrum für höhere Kader der Holzwirtschaft und befindet sich an der Solothurnstrasse 102.

1954 hatte sich gegenüber 1935 die Zahl der diplomierten Elektrotechniker verdoppelt.

1957: Gründung der Abteilung Uhrentechnik.

Vom 1. 4. 1958  bis 31. 12 1964 übernahm Fritz Dannecker die Leitung des Technikums.

1959 wurde die Automobiltechnische Abteilung vergrössert und am Ostflügel des Hauptgebäudes eine Autohalle angebaut.
- Für die Vergrösserung der Uhrmacherschule erhielt die Quellgasse 10 und 12 einen Mitteltrakt, der zwar erheblichen Platzgewinn brachte, aber das schöne Erscheinungsbild der ursprünglichen Anlage deutlich beeinträchtigte.[1]  

  

In den 1960er Jahren zogen die Kunstgewerbeschule und die Verkehrsschule an einen anderen Standort. Die Schule für Gestaltung Bern und Biel befindet sich seit 2010 an der Salzhausstrasse 21,  wo die Ausbildung zum Grafiker erfolgt.

1962 entschloss sich die Aufsichtskommission, aus der Uhrentechnischen Abteilung schrittweise eine Fein- und Mikromechanische Abteilung zu machen.

1963 wird im Untergeschoss ein Uhrenlabor eingerichtet.

1965 begann  der Einzug des Computers als die Schule ihren ersten Rechner erhielt. [11] 15 Jahre später wurde die Abteilung für Informatik gegründet.
- Erstmals in der Geschichte des Technikums Biel wurde mit der 20-jährigen Solothurnerin Katharina Schreiber eine Studentin in die Abteilung Maschinentechnik aufgenommen.
- Vom 1. 1. 1965 bis 31. 10. 1977 war Charles Baour Technikumsdirektor: 1931 zog er mit 14 Jahren von Saignelégier nach Biel weil eine Eltern der Uhrmacherkrise entfliehen wollten. Hier besuchte Charles das Gymnasium, das damals nur auf Deutsch geführt wurde und hier lernte er auch die perfekte Beherrschung des Berndeutschen. Der Abschluss des Studiums (Mathematik, Physik, Chemie im Höheren Lehramt) fiel in eine ungünstige Zeit: Weltkrieg, Aktivdienst, Lehrerüberfluss. 2000 Diensttage verbrachte er als Hauptmann bei den jurassischen Truppen. War er nicht im Feld, unterrichtete er an einem St. Galler Internat zu einem Lohn von 275 Franken für 42 Wochenlektionen plus Aufsicht. Nach dem Krieg unterrichtete Charles in Pruntrut und Hitzkirch, bis er sich 1951 in Biel endgültig niederliess. Am Technikum wirkte er 26 Jahre. Zunächst 8 Jahre als Lehrer für Mathematik und darstellende Geometrie, ab 1958  6 Jahre als Vizedirektor und schliesslich ab 1965 12 Jahre als Direktor.
[18] 2002 starb er mit 84 Jahren.

1971: Einweihung der Autohalle Vauffelin.

1972 wurde für den Ausbau der Ingenieurschule Biel ein Vorprojekt ausgearbeitet, das eine Neuüberbauung des Rockhall-Areals vorsah. Auf Initiative der Freien Bieler Bürger wurde jedoch 1974 im Stadtrat von Biel eine Motion erheblich erklärt, um den Rockhallpark als Grünzone zu erhalten. Damit wurden die zwölfjährigen Planungsarbeiten schlagartig abgebrochen.[13]

1974 löste die Technikerschule die Schule für Präzisionsmechanik ab. Angehende Techniker sollten in einem viersemestrigen Lehrgang Unterricht in allgemeinen Grundlagekenntnissen und im Werkzeugbau erhalten.[11]  

  

Die Ingenieurschule Biel

Seit dem 1. Januar 1977 wurde das Technikum als  «Ingenieurschule Biel» bezeichnet und trat neu mit der technischen Informatik auf.
- Die «Uhren- und Mikromechanikerschule» wurde zur «Schule für mikromechanische Berufe», da die Uhrenindustrie andere Kenntnisse und Tätigkeiten erforderte, als die der traditionellen Uhrmacher.  Die Tätigkeiten des Uhrmachers haben sich denen des Mikromechanikers angenähert, denn die Montage von Uhren, ob traditionell-mechanisch oder elektronisch, beruht auf der Überwachung, der Aufrechterhaltung des Betriebs und der ständigen Anpassung oder Verbesserung komplexer Geräte und Vorrichtungen.[11]
- Die «Kunstgewerbeschule» wurde zur «Kantonalen Schule für Gestaltung»: Statt des Kunsthandwerks wurde nun das eigentliche Kunstschaffen in seinen diversen Konsequenzen gelehrt.
- Die als Eisenbahnschule gegründete Verkehrs- und Verwaltungsschule (KVVB) wurde abgetrennt und verselbständigt.
- Von 1. 11. 1977 bis 31. 10. 1985 war Hans Brandenberger, Ingenieur-Techniker HTL, erster Direktor der Ingenieurschule.

Die Ingenieurschule war 1979 zu einer stattlichen Ausbildungsstätte mit 650 Studienplätzen angewachsen und musste erweitert werden, da die Raumverhältnisse völlig unhaltbar geworden waren. Die HTL Biel unterrichtete in insgesamt 13 «Dependancen», die im Umkreis von vier Kilometern um das Hauptgebäude verstreut lagen. Diese Situation zwang die Schulleitung, den Stundenplan den bestehenden Räumlichkeiten statt den didaktischen Bedürfnissen anzupassen.[14] Bei der Abstimmung lehnten 12  Amtsbezirke die Gesamtsanierung und Erweiterung ab. Das Ergebnis der Abstimmung lautete 115,572 Ja und 81,237 Nein.
- Der Ingenieurschule Biel wurde in diesem Jahr der neu geschaffene Lehrgang für Informatiker auf HTL-Stufe zugesprochen.
- Erstmals fanden am 18. März 1979 im Hotel Bellevue in Magglingen die erste «Weiterbildungstagung» statt.[11]

1980 mussten die verschiedenen Abteilungen der Ingenieurschule für den Umbau des Hauptgebäudes längere Zeit umquartiert werden. Unterrichtet wurde provisorisch im Shopping Center gegenüber dem Kongresshaus, im Schulhaus Rittermatte, in den Räumlichkeiten der Rolex SA und in der ehemaligen Fabrik der Métalliques SA an der Spitalstrasse. Die Mikromechanikerschule zog in die Räume der ehemaligen Fabrik Cendres et Métaux SA 11. Der Regierungsrat des Kantons Bern beschloss für die Ingenieursschule die Eröffnung einer EDV-Abteilung. Erstmals wurde damit an einer Ingenieurschule des Kantons Bern eine 6-semestrige Ausbildung in elektronischer Datenverarbeitung auf HTL-Niveau eingeführt und erstmals in der Schweiz wurde diese Ausbildung auch auf kommerzielle Bereiche ausgedehnt. In der neuen Abteilung wurden Ingenieur- und Wirtschaftsinformatiker ausgebildet. [12] Um Versuche mit Fahrzeugreifen durchzuführen, hatte die Automobil-technische Abteilung ein 98 Meter langes und 8 Tonnen schweres Versuchsfahrzeug entwickelt. Der umgebaute amerikanische Wagen der Marke «Cadillac» besass insgesamt 10 Räder. Von den 5 Achsen waren 3 lenkbar. Das Fahrzeug, mit dem auch der Aquaplaning-Effekt untersucht werden sollte, erreichte eine Geschwindigkeit von 170 km/h.[13]
- Die Schulleitung bezog den renovierten ehemaligen Landsitz
«Rockhall» in der Seevorstadt 103 in Biel.

1981: Für den Anbau des Technikums wurden nahe der Bahnlinie das Maschinenlabor und zwei wegen Platzmangel aufgestellte Holzbaracken abgerissen. Die Römerquelle stellte ein grosses Hindernis dar. Ein Taucher wurde beauftragt den Verlauf der Römerquelle zu erforschen und auszumessen um eine mögliche Überschwemmung zu verhindern. Um den Verlauf derselben nicht zu verändern, entschloss man sich für eine Überbrückung mit Betonplatten. Die Grundmauer des Hauptgebäudes ruhte auf einem Felsen, der etappenweise abgetragen wurde. Gleichzeitig wurde das Gewicht der Grundmauer auf Betonpfeiler übertragen, die mit einer Betonwand verbunden sind.[29]

 

1983 wurde das Hauptgebäude nach dreijähriger Bauzeit offiziell eingeweiht. Die Baukosten beliefen sich auf 18,2 Millionen Franken. Die Unterrichtsfläche konnte um 3800 auf 14200 Quadratmeter erhöht werden. Der Innenbereich erhielt Wandmalereinen des Bieler Grafikers Jörg Müller, ein Auditorium mit 231 Plätzen und einen behindertengerechten Lift.  Eine Rundtreppe dient den Studenten als Entspannungsort. Um den notwendigen Platz für die Informatikabteilung zu schaffen, musste die Mikromechanikerschule  (KSMB) an die Bözingenstrasse 31 umziehen, wodurch ein Gewinn von 1300 m2 Unterrichtsfläche gewonnen werden konnte. Seit 2011 befindet sich die KSMB als Technische Fachschule an der Salzhausstrasse 18.

1984 wurde  die Informatikabteilung verdoppelt. Dies hatte zur Folge, dass der Fachbereich Maschinenbau von drei auf zwei Parallelklassen reduziert wurde.
- Die Schule versuchte erstmals, den Wind als alternative Energiequelle zu nutzen. Dazu hatten Studenten einen Windgenerator auf dem Dach des Hauptgebäudes montiert. Dieser wurde mit einer Leistung von knapp 150 Watt angetrieben. Die Verankerung der Anlage sollte Windgeschwindigkeiten von bis zu 100 Stundenkilometern standhalten. «Windkraftwerke» hatte man in der Schweiz bereits mehrere installiert, vor allem zur Stromversorgung von Berghütten.[15] 

1985: Bereits Anfang der 80er Jahre wurde ein Projekt mit Volkswagen für ein Fahrzeug mit Hybridantrieb (Doppelantrieb aus Verbrennung- und Elektromotor) realisiert. Danach wurde im Rahmen des europäischen Programms für Wissenschaft und Technologie «Cost» ein PTT-Fourgon mit Elektroantrieb entwickelt und die Ingenieursschule schritt mit den Forschungsarbeiten im Gebiet der Solarmobile intensiv voran. [11] Sie nahm mit dem Solarfahrzeug „Banane» an der Tour de Sol, dem ersten Rennen für Solarfahrzeuge, teil und belegte mit dem Piloten Paul Balmer den zweiten Platz. Ein Jahr später errang sie mit dem «Sunpacer» am Rennen den ersten Platz. Die Fachgruppe CAD wurde gegründet, um Studenten mit den Möglichkeiten des C(omputer) A(ided) D(esign) vertraut zu machen.
- Ab 1. November 1985 übernahm der 39-jährige Betriebswirtschafter Dr. Fredy Sidler die Leitung der Ingenieurschule.

1987 nahm die Schule mit dem Solarmobil «Spirit of Biel» am World Solar Challenge in Australien teil und belegte den dritten Platz. Der grösste indische Elektrokonzern BHEL wurde auf die Schule aufmerksam und wählte sie als Partner für die gemeinsame Entwicklung einer Elektro-Rikscha.
- Die Firma IBM Schweiz schenkte der Ingenieurschule einen Computer im Wert von 100 000 Franken.
- Zusammen mit der Firma SABAG wurde zu Anfang 1987 das Bieler Architekturforum  ins Leben gerufen.[11]
- Die Kantonale Schule für Gestaltung feierte ihr 100-jähriges Bestehen.

1989 gab die Ingenieurschule erstmals die Schriftenreihe «Bieler Publikationen» heraus und führte den einjährigen Vollzeitstudiengang Umwelttechnik (Luft) ein.[11]
- Das Solarmobil «Spirit of Biel/ Bienne» erhielt den erstmals vergebenen ATU-Prix, der besondere Leistungen in Architektur, Technik und Umweltfragen auszeichnete.

  

Sonnenuhr von Heinz Schilt beim ehemaligen Technikum.
Sonnenuhr von Heinz Schilt beim ehemaligen Technikum.

3 Uhren für den Mitteltrakt

1990: Rolex stiftete der Ingenieursschule zum 100-Jahr-Jubiläum eine Sonnenuhr. Entworfen wurde sie vom Physiker und Astronomen Heinz Schilt (1910-1999), der auch die Sonnenuhr der Stadtkirche Biel (1981) berechnete. Er präsentierte an der Sitzung vom 22. Februar 1990 seinen Entwurf für eine Nachmittagsuhr im unteren Rechteck der Westwand des Gebäudes Quellgasse 10. Die Uhr fand ihren Platz aber schliesslich als Morgenuhr an der Südfassade des Mitteltrakts und wurde Teil des Wandbilds «Augenblick der Ewigkeit», gestaltet von der Bieler Künstlerin Susanne Müller. Im Zentrum des Wandbilds befindet sich eine mechanische Uhr, die bereits einige Jahre zuvor dort platziert wurde. Ein gemaltes Band verbindet diese Uhr mit zwei weiteren Zeitmessern: der Sonnenuhr von Heinz Schilt (rechts) und einer von Susanne Müller entworfenen Solarzellenuhr (links), die mit farbigen Segmenten die Jahreszeiten anzeigt. Diese Triade symbolisiert drei Epochen der Zeitmessung.[30] 

Zum Ablesen seiner Sonnenuhr verfasste Heinz Schilt 1990 den Text für zwei Erklärungstafeln (D/F), welcher mit der Rolex abgestimmt wurde. Leider sind diese Informationstafeln nie wie vorgesehen montiert worden, weswegen fast nur Fachpersonen die Uhr richtig ablesen können.

Wir präsentieren Ihnen im Jahr 2024 erstmals die beiden Erklärungstafeln in deutscher und französischer Sprache als PDF Dateien.[39]

  

  

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Horloge solaire de l'Ecole d'ingénieurs.
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Solarzellenuhr von Susanne Müller

Mechanische Uhr


- Gestützt auf den Bericht «Die bernischen Ingenieurschulen auf dem Weg ins Jahr 2000» verabschiedete der Berner Grossrat zu Beginn des Jahres 1990 ein neues Ingenieurschulgesetz. Dieses bildete die Grundlage für verschiedene strukturelle Änderungen und Verbesserungen an den Ingenieurschulen. Das Pensum der Dozierenden wurde von bisher 22 bis 24 Lektionen auf 17 bis 19 Lektionen reduziert. Damit wurde den Dozenten ermöglicht, den ständig wachsenden und sich verändernden Stoff ihrer Fachgebiete aufzunehmen und in den Unterricht einzubringen. Gleichzeitig sollen die Weiterbildungsmöglichkeiten deutlich ausgebaut werden. Architekten und Ingenieure auszubilden wurde um zwei weitere Aufgaben erweitert: den Aufgabe zur Weiterbildung von im Berufsleben stehenden Architekten und Ingenieuren sowie die Aufgabe von Entwicklungsprojekten, hauptsächlich in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und der Verwaltung.[11]
- Die Ingenieurschule präsentierte an der Bieler Messe einen Prototyp des «sprechenden Teletextes» für Blinde.
- Das Solarmobil «Spirit of Biel/Bienne II» gewann in Australien den ersten Platz. Die Entwicklung des Solarmobils war ein wichtiger Impuls für die Entwicklung von energiesparenden Elektrofahrzeugen für den Alltag.

Zertifikat zur «1990 World Solar Challenge from Darwin to Adelaide»; Zertifikat für die «Grand Solar Challenge Solar Car Rally in Noto, 1992»; Urkunde von 1995 vom Guinness Buch der Rekorde für «den Rekord höchste Geschwindigkeit des Solarrenners Spirit of Biel-Bienne II mit 82,59 km/h»; Solarfahrzeuge, ausgestellt in der Lobby vom Hauptsitz der Swatch an der Nicolas G. Hayek Strasse.


  

1994 wurde das Mikroelektronik-Labor eingeweiht. Die Verwirklichung dieses Labors erfolgte im Rahmen des Microswiss-Aktionsprogramms des Bundes.

 

Berner Fachhochschule für Technik und Informatik (BFH)

1997 entstand die Berner Fachhochschule BFH durch die Neustrukturierung und den Zusammenschluss von 13 höheren Fachschulen. Die Basis für die Gründung bildete das 1996 in Kraft getretene eidgenössische Fachhochschulgesetz.

1998: Die 45-jährige Berner Ständerätin und Juristin Christine Beerli wurde zur Direktorin der Ingenieurschule gewählt. Sie trat die Nachfolge von Fredy Sidler an, der zum Präsidenten der Berner Fachhochschule gewählt wurde.

1999: Die Hochschule für Technik und Architektur HTA Biel versteht sich als wichtiger, mitgestaltender Teil der Berner Fachhochschule und strebt Innovation und Nachhaltigkeit in Lehre und der technologischer Entwicklung an. In der Automobilabteilung wurde der neue Klassenzug Fahrzeugbau realisiert. Am 24. Oktober 1999 wurde der Unterricht mit 16 Studierenden aufgenommen worden. Im November 1999 wurde das Sprachenkonzept der HTA Biel veröffentlicht. Es sah vor, dass alle Studierenden der HTA Biel zum Zeitpunkt des Abschlusses in der Lage sein sollten, sich in der zweiten Landessprache zu verständigen. Um dieses Ziel zu erreichen, erfolgte der Unterricht im ersten Jahr zweisprachig, im zweiten und dritten Jahr abwechselnd auf Deutsch und auf Französisch. Die HTA Biel beteiligt sich am Kompetenznetzwerk Telekommunikation (mit E-Commerce, Mobile Communication und New Learning Technologies) sowie an den Kompetenznetzwerken Mikrosystemtechnik, Werkstoffe, Fahrzeugtechnik, Mikroelektronik, Produktionstechnik-Logistik sowie Mechatronik.
- Im Laufe des Jahres wurde das Projekt einer neuen Schulzeitung namens «Tilt» realisiert. Die Zeitung wird von einem paritätisch aus Dozierenden und Studierenden zusammengesetzten Redaktionsteam realisiert. Die Publikation ist (abgesehen von der ehrenamtlichen Arbeit) selbsttragend.
- Am Rande der Bieler Phototage fand in der Ingenieurschule ein runder Tisch zum Thema «Deportation, Völkermord, Überleben - Erinnerung und Bild» statt. Teilnehmer waren Überlebende des Konzentrationslagers und Yitzhak Mayer, israelische Botschafter in der Schweiz.[27]

- Das schnellste Elektrovelo der Welt, das «Spirit of Bike» wurde von Rene Jeanneret entwickelt. Als am 18. Oktober 1999 erstmals die «World Solar Cycle Challenge» von Alice Springs nach Adelaide startete, war Biel als einziges Schweizer Team mit der «Spirit of Bike» dabei. Neben dem Schweizer Team nahmen 40 Mannschaften aus aller Welt am Rennen teil. 7 Tagesetappen und eine Gesamtdistanz von 1482 km mussten die 14 Radfahrer zurücklegen. Trotz Temperaturen von bis zu 40 Grad und starken Windböen gewann das Team nach 35 Stunden die Solar-Rallye.

2000: An der Diplomfeier der Bieler Fachhochschule für Architektur und Technik sprach Bundesrat Pascal Couchepin über die Reform der Schweizer Bildungspolitik, in deren Zentrum Schaffung und Ausbau der Fachhochschulen standen. Die Schule konnte bei dieser Gelegenheit das 10'000ste Diplom ihrer Geschichte verleihen. Es ging an die Informatikerin Dominika Daellenbach-Rahn.
- Für «Antares», ein ökologisches und ökonomisches Kleinflugzeug, hatte die HTA einen speziellen Elektromotor entwickelt.
- Acht Schweizer Hochschulen waren am Design-Wettbewerb für Mobilfunkantennen beteiligt, den die Firmen diAx und Nokia ausgeschrieben hatten. Die HTA erhielt den dritten Preis.
- Die Kantonale Verkehrs- und Verwaltungsschule Biel, welche 1891 als erste Eisenbahnschule der Schweiz gegründet und dem Technikum angegliedert worden ist wird geschlossen.[28]

2001 erhielt die Hochschule für Technik und Architektur hohen Besuch: Zu ihren Gästen gehörte Bundespräsident Moritz Leuenberger und UNO-Generalsekretär Kofi Annan.
- Der ehemalige Präsident der Sowjetunion und Friedensnobelpreisträger Michael Gorbatschow wollte in Biel die Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und Russland im Bereich Internet vertiefen. Dabei besuchte er die HTA und wurde von deren Direktorin, Ständerätin Christine Beerli empfangen. Gorbatschow erwähnte eine geplante Zusammenarbeit mit der Bieler Hochschule für Technik und Architektur und liess sich dabei die Errungenschaften der Schule erklären.[19]
- Der Berner Regierungsrat beschloss, die 13 Fachhochschulen in 4 Departementen zusammenzufassen. Bei dieser Änderung musste die Bieler HTA den Bereich Architektur an Burgdorf abgeben. Bern verlor die Informatik an Biel.[23]
– Im Rahmen der Eröffnung der zweiten Berner Wirtschaftsmesse wurde der DC-Bank-Wissenstransferpreis an Linus Rohner und Jochen Stemmler Studenten der HTA Biel, für ihr System zur Reduktion der Sturzgefahr bei Notbremsungen mit Motorrädern verliehen.[23]  
- Zusammen mit der Olympiasiegerin Brigitte McMahon entwickelten die Bieler Ingenieure im Rahmen des Technologieprojekts HTA Biel/Spirit of Bike ein neuartiges E-Bike, das Muskelkraft und E-Power intelligent verband und punkto Energieeffizienz und Performance neue Massstäbe setzte. Ein PowerOn-Komitte mit den Bundesräten Pascal Couchepin und Samuel Schmid sowie Ballonfahrer Bertrand Piccard, Forschungsminister Charles Kleiber und Ständerätin Christine Beerli unterstützen das Vorhaben. Für die Teilnahme am World Solar Challenge suchte die Hochschule für Technik und Architektur Sportler mit guter Fitness und viel Teamgeist. Olympiasiegerin Brigitte McMahon legte inzwischen mit dem Elektro-Bike (IntelliBike) der HTA die Strecke Zürich-Biel in weniger als zweieinhalb Stunden zurück. Nach 6 Tagen kam das Team an der World Solar Challenge nach 3'025 Kilometer mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp 66 km/h ans Ziel. Als einzige Zweirad-Mannschaft war das Team ausser Konkurrenz unterwegs.[26]

2005 hielt der Weltraumfahrer Claude Nicollier einen Vortrag an der Fachschule für Technik und Informatik.

Die «Hochschule für Architektur, Bau und Holz» (HSB) und die «Hochschule für Technik und Informatik
» (HTI) nannten sich ab 2006 «Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau» (AHB) beziehungsweise «Berner Fachhochschule Technik und Informatik» (TI).[24]

2008 wurde Dr. Lukas Rohr Direktor der Berner Fachhochschule, Technik und Informatik.

 

Höheren Fachschule Technik Mitteland (HFTM)

2012: Eröffnung der Höheren Fachschule für Technik Mitteland, die zwei Kantone verbindet. Die HFTM entstand durch eine Fusion aus der bisher höheren Fachschule für Technik (HFT), der höheren Fachschule für Elektronik (HFE beide Biel) und der höheren Fachschule (HFT-SO) in Grenchen. Die regionale Industrie beteiligte sich als Trägerin. [21] Der Schulstandort Biel an der Quellgasse  10  bot den Vorteil die zentrale Werkstatt und  Lernfabrik gemeinsam mit der Berner Fachhochschule zu benutzen.  Dozierende und Studierende konnten zudem die Cafeteria und die Bibliothek gemeinsam nutzen.  Am Standort Biel studieren rund 80 Studentinnen und Studenten in Vollzeit.[21]

  

2013: Das Forum für Zweisprachigkeit  organisierte Sprachtandems für die Studierenden des zweisprachigen Bachelorstudiengangs in Informatik   und Mikrotechnologie der BFH. Das Modul «Zweisprachige  Zusammenarbeit» sah eine enge Zusammenarbeit der Studierenden dieses Lehrgangs vor.[23]

2014: Das Labor für Produktionstechnik der HFTM wurde zur Lernfabrik TechLAB. Die  Studierenden profitierten nun von einem noch stärkerem Praxisbezug. Mit der Robotik ermöglichten humanoide Roboter, autonome Roboter, Knickarm-  und  SCARA-Roboter, Montageautomaten  sowie  Praxisübungen und Anwendungen  im «Safety» Bereich einen optimalen Berufsstart als Techniker/in HF.
- Mitte Juni fand in Biel zum ersten Mal die Robotik Soccer Meisterschaft «Solidus Cup“ statt. Am 26. September erhielten 35 Absolventen der Studiengänge  Elektrotechnik,  Maschinenbau  und  Systemtechnik ein Diplom. Darunter waren auch zwei Frauen.[22]

2018: Die HFTM erhielt eine neue Maschine. Sie arbeitet hochpräzise und konnte sogar im Hartdrehen eingesetzt werden. Die 11-Achsen-Bearbeitung, zu der die ausgewählte Maschine dank moderner Fanuc 2-Kanal-Steuerung fähig ist, stellte einen Meilenstein für die Ausbildung an der HFTM und eine erweiterte Komplexitätsstufe in der Produktion dar. Maschinenbaustudierende konnten an der Maschine das Hartdrehen neu erlernen. Die Anlieferung war spektakulär und verlangte vorab eine präzise Planung. Der grösste verfügbare Pneukran der spezialisierten Firma Christen AG aus Küssnacht am Rigi war nötig, um sie über das Hausdach zu heben und anschliessend in das TechLAB zu verschieben.
- Am 5. Juni 2018 besuchte eine hochrangige Delegation aus Indonesien die HFTM. Vor Ort waren u.a. der indonesische Botschafter in der Schweiz, Prof. Muliaman Hadad, PhD, mit seinem Team, die Vertreter von APII, der Vereinigung zur Förderung von Vocational Training in Indonesien, Vertreter von atmi, einem Polytechnikum aus Cikarang und Solo sowie Begleitpersonen von Swisscontact. Sie liessen sich die HFTM zeigen und informierten sich über das Ausbildungskonzept zur Förderung von Industrie 4.0. [25]

2019: Bei Bieler Bahnhof entstand ein neues Quartier mit dem Campus der Berner Fachhochschule (BFH) und dem Switzerland Innovation Park (SIP) Biel/Bienne. Lehre, Forschung, Innovation und Technologietransfer mit der Wirtschaft finden hier ideale Bedingungen. Im Juli 2021 zog die HFTM von der Quellgasse in das neue Gebäude des SIP.

2021 bietet die Berner Fachhochschule an der Quellgasse folgende Studiengänge an: Automobiltechnik, Elektrotechnik und Informationstechnologie, Mikro- und Medizintechnik, Wirtschaftsingenieurwesen.

  

                 2022 - 25 Jahre Berner Fachhochschule / 150 Jahre Uhrmacherschule

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Die Geschichte der TFS auf der offiziellen Webseite.


Bau-Etappen der Uhrmacherschule auf Postkarten (oben) und Fotos.
Bau-Etappen der Uhrmacherschule auf Postkarten (oben) und Fotos.

Von der Uhrmacherschule zur Technischen Fachschule. Rückblick zum 150jährigen Bestehen:

 

Als «Uhrmacherschule» 1872 in der Bieler Altstadt gegründet und 1873 eröffnet, wurde sie 1888 mit der Angliederung einer mechanischen Abteilung zur «Schule für Uhrmacherei und Mechanik». Je nach angestrebtem Abschluss dauerte die Ausbildung 2 bis 5 Jahre. Mit Spezialausbildungen passte sich die Schule dem ständigen Wandel der Uhrenindustrie an («Horlogers-praticiens», «horlogers-praticiens supèrieurs avec diplôme», «Techniciens-horlogers avec diplôme» und «Régleuse», speziell für Mädchen). 1930 kam als Leiterin des Réglagekurses die erste Frau in den Kader. Der Schwerpunkt des Uhrmacherberufs hatte sich mittlerweilen gänzlich von der Vorstellung des traditionellen Uhrmachers am «Etabli» gelöst, und sich demjenigen eines mikrotechnischen Berufes genähert. Das Hauptwerkzeug eines vollständig ausgebildeten Uhrmachers und Mikromechanikers war nicht mehr der Schraubenzieher, sondern ein mechanisches, pneumatisches oder elektronisches Gerät.

Foto: Archiv Technische Fachschule Biel
Foto: Archiv Technische Fachschule Biel

1962 hatte sich die Schule als «Uhrmacher- und Mikrotechnikerschule» auf folgende Uhrenberufe verteilt: 1. Uhren- und Feintechniker Ing. HTL (6 Jahre); 2. Uhren- und Mikromechaniker (4 Jahre); 3. Uhrenreparateure (Rhabilleur) (4 Jahre); 4. Zeichner der Uhren und Feintechnik (4 Jahre); 5. Spiralsetzerinnen (2 Jahre). 1969 kamen «Feintech-Aspiranten» dazu, die 1986 durch die «Elektroniker» ersetzt wurden. Die Schule wurde 1978 zur «Kantonalen Schule für Mikrotechnische Berufe» (KSMB). 1983 musste die Schule von der Quellgasse ausziehen und bekam in der ehemaligen Uhrenfabrik La Centrale an der Bözingerstrasse 31 ein neues Zuhause, wo sie 1986 eine Elektrotechniker-Abteilung eröffnete. Ab 1990 konnten die Schüler mit dem BMS-Diplom abschliessen, ab 1996 mit der Berufsmaturität.  1994 bewilligte der Kanton die Verdoppelung der Ausbildungsplätze für Uhrmacher-Rhabilleure was der Uhrmacherabteilung enormen Aufschwung brachte.  2000 wurde die Schule als «Technische Fachschule» (TFS) ins BBZ integriert und zog 2011 weiter an die Salzhausstrasse 18, in die renovierten Hallen der ehemaligen General Motors. Sie bietet folgende Ausbildung an: Mikromechaniker/in EFZ, Polymechaniker/in EFZ, Mechanikpraktiker/in EBA, Elektroniker/in EFZ, Konstrukteur/in EFZ, Mikrozeichner/in EFZ, Uhrmacher/in EFZ, Uhrenarbeiter/in EBA.

 

Der Altstadtleist gratuliert zum 150jährigen Jubiläum.


Ab 1872 bei der Quellgasse, 3 Standorte.

Postkarte vom Staatsarchiv Bern

Ab 1983 Bözingerstrasse 31. Foto: Archiv Technikum

Ab 2011 Salzhausstrasse 18, gegenüber der Schule für Gestaltung.


 

Quellen: Div. Jahrgänge vom Technikums-Rapport, sowie 1) Pietro Scandola, Häuser erzählen, Neues Museum Biel, Biel 2010, S46ff; - 3) Technikums-Rapport 1910; - 4) Regierungsrat des Kantons Bern, 2. November 1923; - 5) Protokollauszug der Staatskanzlei Bern, 10. 4. 1923; - 6) Werkvertrag, Kantonsbauamt Bern, 1925; 7) Schweizerische Handwerkerzeitung, Nr. 39, 1922; - 8) C. Bodenheimer / Kurz, Verwaltungsbericht der Direktion des Inneren: Abteilung Volkswirtschaft, 1873; - 9) Protokollauszug, Sitzung des Regierungsrates Bern, 1. Februar 1910; - 10) Max Wyss, Dr. Kurt Brotbeck, Charles Baour, 75 Jahre Technikum Biel, Höhere technische Lehranstalt HTL, 75 ans Technicum Cantonal Bienne, Ecole Technique Supérieure ETS 1890/1965, Biel 1965; - 11) Alex A. Meile, Fredy Siedler, Fred Teller, 100 Jahre Ingenieurschule Biel = 100 ans Ecole d’ingénieurs Bienne, Biel 1990; - 12) Der Bund, Nr. 63, Bern, den 16. März 1979, S33, - 13) hgb, Der Bund, Nr. 193, Bern, den 19. August 1980, S20; - 14) Der Bund, Nr. 98, Bern 28. April 1979, S31; - 15) Thuner Tagblatt, Nr. 169, Thun 21. Juli 1984, S5; - 16) Bq, Der Bund,  Bern, 6. März 1953, S4; - 19) Francesco di Potenza, «Michail Gorbatschow Ehrengast an der HTA», in Bieler Tagblatt, 11. 10. 2001; - 20) Daniel Rohrbach, Bieler Tagblatt, 1. Dezember 2012; 21) HFTM, Geschäftsbericht  2013; - 22) HFTM, Geschäftsbericht  2014; - 23) Ingrid Ehrensperger, Bieler Chronik, Bieler Jahrbuch 2001, S261ff; - 23) Virginie Borel, Jessica Gygax, Forum du bilinguisme – Forum für die Zweisprachigkeit in Bieler Jahrbuch 2013, S134; - 24) Urs Christoph Graf, Bieler Jahrbuch 2006, Bieler Chronik, S. 300; - 25) HFTM, Geschäftsbericht  2018; - 26) Sda, Freiburger Nachrichten, Freiburg, 28. August 2001, S20; - 27) (Christine Talos, Bieler Jahrbuch 1999, Bieler Chronik, S240f; - 28) Ingrid Ehrensperger, Bieler Chronik 2000, Bieler Jahrbuch 2000,S247ff; - 29) Dar, Bieler Tagblatt, 20.1.1918; - 30) L.T. , «Zeiger der Zeit rücken Richtung Dritte-Welt-Hilfe» in Bieler Tagblatt, 30. 10. 1990, S. 9; _ 31) Oberländer Tagblatt, Nr. 186, Thun, 7. August 1909; - 32) Dr. A. Meier, Technikums-Rapport, 1945; 33) Dr. Albert Meier, «50 Jahre Technikum», in Technikums-Rapport 1940, S8ff; - 34) A. Weber-Sahli, «Zur 50-Jahr-Feier des Technikum Biel», in Technikums-Rapport 1941, S66f; -35) Katalog zur Ausstellung von Anna Haller, Museum Neuhaus (Neues Museum Biel), 1987, S. 24; - 36) J. M., Schweizerisches Frauenblatt Nr. 12, Aarau 1924, S3; - 37) A.-M. Th., «Uhrenmacherinnen in La Chaux-de-Fonds» in Du - Schweizerische Monatszeitschrift, Nr. 8, August 1949, Seite 39; - 38) Berner Schulblatt, Nr. 26, Bern, den 27. Juni 1874, S. 108; - 39) Aus dem Sonnenuhren Nachlass von Heinz Schilt (1910-1999)